Ingolstadt
Von Kopenhagen und München lernen

Im Radhaus diskutierten verschiedene Akteure über Ingolstadts Weg hin zu einer Fahrradstadt

09.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Mindestens in einem Punkt waren sich alle Teilnehmer der Diskussionsrunde der Aktionsgruppe "Besser radeln in Ingolstadt (BRAIN), die am Dienstagabend im Radhaus stattfand, einig: Das Fahrrad ist ein wichtiges Stadtverkehrsmittel für Ingolstadt. Und auch sonst gab es - trotz unterschiedlicher politischer Richtungen - viele Übereinstimmungen.

"Es ist unstrittig, dass Ingolstadt auf den Radverkehr setzt", betonte CSU-Stadträtin Dorothea Deneke-Stoll, die eine von fünf Teilnehmern der Podiumsdiskussion war. Neben ihr saßen und diskutierten Markus Büchler, der Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberbayern von Bündnis 90/Die Grünen, der städtische Baureferent Alexander Ring, Thomas Kirchhammer vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) sowie Manfred Meier vom Veranstalter BRAIN.

Die Aktionsgruppe versteht sich als offener Zusammenschluss von Einzelpersonen, Interessengruppen und verschiedenen Parteien. Zweck der Veranstaltung war, "das Interesse für den Fahrradverkehr zu wecken und die Informationen weiterzugeben", wie Manfred Meier, ein BRAIN-Vertreter, erklärte. Ein weiteres Ziel war es, "gute Beispiele zu zeigen und von gut gelungenen Umsetzungen zu lernen", sagte Meier.

Als Ausgangspunkt für das Gespräch zeigte Markus Büchler am Beispiel von Städten wie München, Wien und Kopenhagen die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fahrradstadt. Ihm zufolge sind durchdachte Medienkampagnen notwendig, um den Bürgern zu zeigen, dass das Radfahren gesellschaftlich erwünscht sei. Ein weiterer großer Aspekt sei die Verkehrssicherheit: "Wer Angst hat, fährt nicht", betonte Büchler.

In der anschließenden regen Diskussion wurden die aktuellen Planungen der Stadt besprochen. Dabei ging es auch noch einmal um die Aktion Stadtradeln im Juli. "Ich habe schon den Eindruck, dass Stadtradeln in der Stadt etwas bewirkt hat", kommentierte Baureferent Alexander Ring, Allerdings kritisierte ein Zuhörer, dass einzelne Aktionen weniger brächten als dauerhafte Kampagnen, die für das Radfahren werben.

Thomas Kirchhammer monierte, dass die Entwicklung in der Stadt zu langsam vorankomme - bei allen bisherigen Erfolgen: "Es gibt sehr viele Möglichkeiten, etwas zu tun. Und wenn man das richtig vorantreibt, dann passiert auch was", sagte der ADFC-Vertreter. "Es genügt nicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen und darauf hinweisen, dass man etwas geschafft hat."

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde sprachen auch über das Thema Sicherheit. Sie erwähnten beispielsweise so manche Kreuzung in der Stadt, an der Radfahrer von den Autofahrern übersehen würden und so ungünstig gelegene Radwege, dass die Radler dazu verleitet würden, auf der falschen Seite zu fahren. "Wenn ich in die Arbeit fahre und schnell fahren will, möchte ich um keine drei Eckchen fahren, nur damit ich zu einer Unterführung kommen kann. Dann kommen die Probleme recht schnell", sagte etwa der Zuhörer Michael Gratzke.

Manfred Meier sagte, ihm sei schon aufgefallen, dass einige Radfahrer zugunsten der Schnelligkeit ihre Sicherheit vernachlässigten. "Es gibt strukturelle Geisterfahrer. Es gibt einige Fälle, wo ständig gegen die Richtung gefahren wird", sagte er. Seine Lösung: "Da muss man einen Zwei-Richtungs-Betrieb einführen." Als Beispiel nannte er den Weg vom Brückenkopf zur Stauffenbergstraße: "Wenn ich auf der richtigen Seite fahre, komme ich dort nicht rüber, also fahren die meisten auf der falschen Seite", erklärte Meier.

Dass die Stadt für alle - auch für Kinder - fahrradfreundlich sein muss, davon zeigten sich alle Diskussionsteilnehmer überzeugt. Markus Büchler sagte, viele Eltern brächten ihre Kinder fast nur mit dem Auto in die Schule, statt sie mit dem Rad fahren zu lassen - wohl auch wegen des Gefühls, dass die Radwege in Ingolstadt nicht sicher genug sind. "Deswegen ist es auch ein Auftrag, die Alltagswege auch für die Kinder so zu gestalten, dass das für die Eltern selbstverständlich ist, zu sagen: ,Natürlich kann mein Kind zur Schule zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, weil das einfach sicher, schnell und komfortabel ist'", sagte Büchler.

Den rund 50 Zuhörern merkte man am Ende die Zufriedenheit mit dem Abend an. "Die Diskussion war sehr hilfreich", sagte etwa Agathe Reichardt. Sie habe das Gefühl gehabt, gehört zu werden, das sei ihr viel wichtiger gewesen, als konkrete Antworten zu erhalten.