Ingolstadt
Unmut vor dem Herbstvolksfest

Stadträtin Peters kritisiert Jubiläumsangebot als "knausrig" – Schausteller wehren sich

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Das Herbstvolksfest kann kommen: Fritz Kreis jun. (links) und Siegfried Schön vor der bereits aufgebauten „Dschungel-Rallye“. Die Schausteller ärgern sich aber über Veronika Peters’ Kritik an ihrem Jubiläumsangebot - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Anlässlich des 40. Herbstvolksfestes haben sich die Schausteller etwas Besonderes ausgedacht: Am Eröffnungstag fahren alle Karussells 40 Minuten lang für 40 Cent. Stadträtin Veronika Peters findet das für eine Jubiläumsfeier zu wenig. Die Schausteller sehen das anders.

Nicht, dass da etwas falsch verstanden wird: Veronika Peters findet das Angebot gut: „Es ist nett“, sagt die Stadträtin. „Aber eben zu wenig nett.“ Für 40 Jahre Herbstvolksfest sollten den Besuchern schon einige Schmankerl angeboten werden. „Wenn man feiert, dann schon richtig“, lautet Peters’ Devise.

Grund zum Feiern gebe es genug: 1974 wurden auf der Schanz – damals noch am Scherbelberg – mit dem Herbstvolksfest anlässlich des 75. Geburtstages der Ingolstädter Außenstelle des Bayerischen Landesverbandes der Marktleute und Schausteller (BLV) erstmals zwei Volksfeste in einem Jahr veranstaltet. Für die Nostalgiker: Knapp über drei Mark kostete damals die Maß Bier.

40 Jahre später hat sich das Herbstvolksfest längst etabliert. Nun haben sich die Schausteller etwas einfallen lassen: Am Eröffnungstag am kommenden Freitag drehen alle Fahrgeschäfte von 16 bis 16.40 Uhr für nur 40 Cent ihre Runden. Außerdem gibt es an allen Verkaufs- und Spielständen 40 Prozent Rabatt. „Diese Aktionen laufen nicht nur in Ingolstadt“, erklärt Schaustellersprecher Siegfried Schön. Auch an anderen Volksfesten biete der BLV zu Jubiläen Sonderfahrten.

Für Veronika Peters nicht ausreichend: „Ein bisschen knausrig“, lautet ihr Fazit. Vor allem, weil es die verbilligten Preise für nur so kurze Zeit vor der offiziellen Eröffnung um 18 Uhr gebe. Sie wünsche sich mehr Spezialangebote, zum Beispiel Freifahrten für Kinder.

Die Schausteller fühlen sich angegriffen. „Von wegen knausrig, diese Kritik stößt uns auf“, sagt Schön. Besondere Aktionen gebe es seit jeher. „Zum Beispiel verköstigen wir Waisenkinder.“ Er und seine Kollegen müssten außerdem ans Geld denken. „Eine Geschäftsfrau wie Frau Peters weiß, was das alles kostet“, sagt Schön. „Wenn in diesen 40 Minuten 140 Leute Karussell fahren wollen – die kommen dann abends nicht mehr.“ Außerdem halte das Finanzamt überall die Hand auf: Selbst Freimarken müssten versteuert werden.

An die Kosten denkt auch Fritz Kreis. Er werde in den 40 Minuten nur Einzelfahrten anbieten: „Es ist nicht Sinn der Sache, dass die Leute für 50 Euro Chips kaufen und dann teurer weiterverkaufen.“ Kreis ist einer der Mitbegründer des Herbstvolksfestes. Schon 1974 bereitete seine Schiffschaukel den Fahrgästen Bauchkribbeln. Dieselbe Schiffschaukel wird auch heuer wieder aufgebaut – allerdings von Fritz Kreis jun., während der Vater mittlerweile über die „Dschungel-Rallye“ wacht.

Kreis jun. ärgert sich über die Kritik am 40-Cent-Angebot. „Wir Schausteller machen diese Aktion, um uns bei den Besuchern für die langjährige Treue zu bedanken“, schreibt er in einem sozialen Netzwerk an die Stadträtin. „Und dann machen Sie das lächerlich“ Peters sagt, sie sei sich bewusst, dass die Möglichkeiten der Schausteller begrenzt sind. „Da ist die Stadt zuständig, nicht die Schausteller“, erklärt sie. „Die sind darauf angewiesen, was zu verdienen.“

Die Stadt will sich zum 40-Cent-Thema nicht äußern. Das sei Angelegenheit der Schausteller, hieß es aus dem Presseamt. Die Schausteller ergreifen währenddessen Partei für die städtischen Vertreter. „Sie unterstützen uns nach Leibeskräften“, sagt Schön und bezieht sich auf die Finanzierung der Werbung und die Organisation der Infrastruktur. „Durch ihre Hilfe können wir überhaupt erst nach Ingolstadt kommen.“