Ingolstadt
Tauchen für die gute Sache

Neue Abzeichen im Wonnemar fördern Schwimmunterricht für Kinder aus sozial schwachen Familien

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Ingolstadt (DK) Brustschwimmen, vom Startblock springen und einen Ring aus zwei Metern Tiefe hochtauchen: Bei den neuen Schwimmabzeichen des Wonnemar stellen nicht nur die Kleinen ihr Können unter Beweis. Sie ermöglichen Kindern aus sozial schwachen Familien den Schwimmunterricht.

Kinder kreischen wild durcheinander, das Wasser im Wellenbecken rauscht: Nur am Schwimmerbecken herrscht angespanntes Schweigen. Eltern sitzen mit ihren Kleinen auf den Stufen und warten geduldig auf die Bademeister. Für die kleinen Mädchen und Buben ist es ein großer Tag: Sie legen ihr Schwimmabzeichen ab. Fünf Kinder werden an diesem Tag die neuen Wonnemar-Abzeichen machen. WonniMini, WonniHui und WonniWow heißen die drei Kategorien, die entsprechende Schwimmkünste von den Kindern abverlangen.

Zusätzlich tauchen, kraulen und springen die Kleinen noch für einen guten Zweck. Fünf der sechs Euro, die so ein Schwimmabzeichen kostet, gehen in die Kasse der Wonnemar-Stiftung. Mit diesem Geld wird bedürftigen Kindern in und um Ingolstadt kostenloser Schwimmunterricht erteilt. "Jeder sollte schwimmen lernen und deswegen finde ich die Aktion richtig gut", betont Janine Achatz. Sie ist die Mutter von Mike, der es kaum erwarten kann, sein WonniMini zu machen. Der Vierjährige kann seit einem Monat schwimmen, und für das Abzeichen wird ihm einiges abverlangt: Sprung vom Beckenrand, zehn Meter in Brustlage schwimmen, Ring aus brusttiefem Wasser hochholen. Doch die "Wasserratte", wie ihn seine Mutter bezeichnet, lässt sich nicht lange bitten. Mindestens zehnmal springt er in das Becken - er muss ausgebremst werden, um nicht seine ganze Energie bereits vor dem Schwimmen zu verbrauchen.

Auch die fünfjährige Franziska Mayr hält es nicht lange am Beckenrand aus. Ungeduldig hüpft sie auf dem Sprungbrett herum, bis sie endlich das Zeichen bekommt, ins Wasser zu springen. Als es dann schließlich ans Brustschwimmen geht, ist sie hoch konzentriert. Die Gesichtszüge sind wie versteinert. Die roten Haare und der Kopf ragen bis zur Nase über der Wasseroberfläche. Ihre Mutter feuert sie an. Der Bademeister Marcel Hainka zeigt vom Rand aus noch die richtige Schwimmbewegung an. Dann: Applaus von den anderen Kindern und Eltern. Franziska hat es geschafft. Sie ist ein WonniMini.

Einen Bauchplatscher nach dem anderen schafft Valentin Sutner. Der Zehnjährige macht mit seinem Bruder Johannes das Schwimmabzeichen. Mit schmerzverzogenem Gesicht sieht Bademeister Hainka vom Rand aus zu. "Das tut nicht weh", antwortet Valentin auf Nachfragen und springt gleich wieder vom Startblock aus mit einem Bauchplatscher ins Wasser. Er macht das WonniHui. Seine Aufgaben: vom Startblock springen, einen Ring aus zwei Metern Tiefe hochholen und 100 Meter Brustschwimmen. Valentin könnte auch locker das WonniWow machen - dabei müssen die Kinder noch 10 Meter tauchen. Aber an diesem Tag traut sich Valentin noch nicht richtig und ist mit seinem Abzeichen WonniHui glücklich.

Valentin, Johannes, Mike, Franziska und Anna können tauchen, schwimmen und vom Startblock springen, allerdings zeigen Statistiken, dass zahlreiche Kinder die Schwimmregeln nicht beherrschen: Mindestens jeder zweite Grundschüler in Deutschland kann nicht richtig schwimmen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Demnach besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, bietet das Wonnemar in den Sommer-, Weihnachts- und Osterferien Schwimmkurse an. Mit den neuen Wonnemar-Schwimmabzeichen können auch Kinder aus sozial schwachen Familien an den Kursen teilnehmen und gemeinsam mit Wasserratten wie Valentin, Johannes, Mike, Franziska und Anna das Schwimmen lernen.