Ingolstadt
Sterbehaus und Brückenkopf

21.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

In diesem markanten Gebäude starb Feldmarschall Tilly im Jahr 1632. Seine letzte Ruhestätte ist in Altötting. - Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (peh) Der Ort seines Todes ist bekannt – es ist das nach ihm benannte Eckhaus an der Neubaustraße. "Das Tillyhaus bildet mit seiner barocken Giebelfassade einen repräsentativen Auftakt zur Neubaustraße, entlang der sich einst das zugehörige Grundstück erstreckte", beschreibt es die Ingolstädter Denkmaltopographie. Der Vorgängerbau war noch ein zweigeschossiges Giebelhaus, wie sich aus dem Sandtner-Modell im Stadtmuseum entnehmen lässt. Umbau und Aufstockung werden von Experten auf die Zeit um 1700 datiert. Erhalten haben sich Teile der mittelalterlichen Außenwände, die barocke Erschließung sowie der angebaute, dreigeschossige Arkadengang im Norden.

Das Haus war zu Tillys Zeiten im Besitz des Professors Arnold Rath. Im Jahr 1708 verkaufte Johanna Katharina Rath das Haus an eine Stiftung, die darin ein Seminar einrichtete. Es wurde von den Jesuiten und später von den Maltesern geführt. Im Jahr 1819 wurde der umfangreiche Seminarbesitz, der zwei Nachbarhäuser umfasste, geteilt.

An der Südseite befindet sich eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass dort 1632 der tödlich verletzte kaiserliche Feldmarschall starb. Eine Wappenkartusche mit einer Inschrift gibt Zeugnis vom niederländischen Seminarstifter. Der Giebelaufsatz ist eine Madonnenstatue, eine Kopie des im Stadtmuseum aufbewahrten Originals aus dem 17. Jahrhundert. Im Erker erblickt der Betrachter in einer Nische einen Löwen, was auf die Malteser als ehemalige Besitzer hindeutet.

Die zweite Erinnerung an Tilly (neben der Tillystraße) ist das gleichnamige Reduit im Klenzepark. Nach der Schleifung während der Napoleonischen Kriege wurde Ingolstadt bereits 1804 abermals zur Landesfestung bestimmt. Doch erst nach dem Regierungsantritt König Ludwigs I. konnten die Pläne zu einem Zentralwaffenplatz wieder aufgegriffen werden. Es wurden eine neue Stadtumwallung, eine Brückenkopfbefestigung und Festungsbauwerke errichtet.

Der Bau des Brückenkopfes ("Tillyveste") begann ab 1828 unter Leitung des Festungsbaumeisters Michael von Streiter. Das Kernstück der Anlage bildete das Reduit Tilly (1828-50), in das im Ernstfall das bayerische Königshaus mitsamt den Kronjuwelen hätte in Sicherheit gebracht werden können. Dem Reduit Tilly schließen sich zu beiden Seiten Flankenbatterien und die 1841 fertiggestellten Türme Triva und Baur an. Die Gestaltung der Außenfassaden oblag keinem Geringeren als Leo von Klenze, Baumeister von König Ludwig I. Seit das gesamte Gelände im Zuge der Landesgartenschau 1992 wieder hergerichtet wurde, trägt der Park seinen Namen.