Ingolstadt
Spendensammlung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Radeln für Flüchtlinge

13.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:55 Uhr

Immer unterwegs: Felix Mödl folgt dem Fluchtweg vieler Asylbewerber – auf umgekehrtem Weg von Ingolstadt nach Afrika. Auf der zweiten Etappe trifft er Binjam, einen Flüchtling aus Eritrea. Zwölf Kilometer lang radeln die beiden zusammen durchs Schwäbische. - Fotos: Mödl

Ingolstadt (DK) Felix Mödl radelt von Ingolstadt nach Marokko. Damit will er Geld für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sammeln. Fast 50 Tage wird er unterwegs sein und über 3000 Kilometer radeln. Die ersten Tage waren erfolgreich – auf der Straße und für das Spendenkonto.

Mit dem Flugzeug dauert es dreieinhalb Stunden. Mit dem Auto sind es 25. Doch Felix Mödl nimmt das Fahrrad, um nach Marokko zu kommen – und braucht damit über 1100 Stunden. Nicht um Urlaub zu machen. Er fährt für den guten Zweck. Auf seiner Internetseite „Fexradlt.de“ sammelt der Radler Spenden für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, während er den Fluchtweg vieler Asylbewerber in umgekehrter Richtung von Ingolstadt nach Afrika fährt.

Jeden Tag fährt er dafür 100 bis 120 Kilometer. „Ich bin sechs bis zehn Stunden am Tag auf dem Rad. Dann brauche ich morgens noch eine Stunde, um mein Zelt abzubauen und das Nötigste zu machen. Abends sind es meist so eineinhalb Stunden“, sagt Mödl am Telefon. Dann macht er sich was Warmes zu essen und baut sein Zelt auf. Sorgen um einen Schlafplatz macht er sich nicht. Viele Menschen schreiben dem Radler Nachrichten über soziale Netzwerke. Sie bieten ihm an, bei ihnen zu übernachten. Und das, obwohl er erst seit drei Tagen unterwegs ist. In dieser Nacht schläft er in Konstanz. „Einmal haben mir Leute auf der Straße einfach so Wasser geschenkt. Und dann hatten mal andere Fahrradfahrer Äpfel und ich einen Riegel. Dann habe ich Riegel gegen Äpfel getauscht.“ Wieder ein anderes Mal hat ihn der Flüchtling Binjam begleitet. Zwölf Kilometer lang sind die beiden durchs Schwäbische geradelt. Auf der Strecke hat Binjam dem Haunwöhrer seine Geschichte erzählt. Dass er seit zwei Jahren in Deutschland lebt und erst vor Kurzem seinen Bruder wiedergetroffen hat. Diese Gespräche sind es, die Felix Mödl auf seiner Reise schätzt.

Die Idee für die Tour kam dem 24-Jährigen vor einigen Wochen, als er sich mit der Leiterin der Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Mailing unterhalten hat. Sie hat ihn vom Projekt der Roland-Berger-Stiftung überzeugt. Mödl wollte die Einrichtung unterstützen – mit seiner Fahrradtour. Schließlich kennt sich der gelernte Fahrradmechaniker bestens mit langen Radtouren aus. Erst letztes Jahr ist er fünf Monate lang durch Mexiko geradelt. Doch die beiden Touren sind nicht vergleichbar. „In Mexiko hatte ich keinen Druck. Es war einfacher, Pausen zu machen. Jetzt ist es eher aufs Sportliche ausgelegt. Ich mache mir selber Druck, damit eine ordentliche Summe zusammenkommt.“

Eigentlich sollten die eingenommenen Spenden nur an diese eine Wohngruppe in Mailing gehen. Doch schon jetzt hat Mödl über 1000 Euro erradelt. Also hat er beschlossen, das Geld auf mehrere Einrichtungen aufzuteilen.

Dass seine Aktion so großen Zuspruch findet, überrascht den jungen Haunwöhrer. „Damit hätten wir überhaupt nicht gerechnet. Wir werden komplett überrannt.“ „Wir“ – das sind Mödl und seine zwei Freunde, die die Social-Media-Seiten betreuen. „Ich würde nicht zum Fahren kommen, wenn ich das selbst machen müsste. Ich bin froh, dass ich die beiden habe“, berichtet der Radler. Schließlich bekommt seine Seite auf Facebook täglich rund 1000 „Likes“. Felix Mödl freut diese Entwicklung. Wenn es nach ihm geht, soll es einfach so weitergehen. „Unser Potenzial an Social Media ist noch lange nicht ausgeschöpft.“ Und auch Mödls Reise dauert noch bis Ende September. Dann will er in Marokko ankommen. Genau geplant hat er die Reise bis dahin nicht. „Ich habe nur ein paar Städte im Kopf.“ Lyon, Barcelona, Sevilla – das ist die grobe Route. „Und in Marokko – mal schauen, wie viel Zeit dann noch ist.“ Wenn es noch reicht, will er bis zur Hauptstadt Rabat oder nach Marrakesch.

Wie und wann er von dort wieder zurück nach Deutschland kommt, weiß Mödl auch noch nicht. Seine Mutter würde ihm den Rückflug zahlen – er würde lieber trampen. Nur eines steht fest: Am 1. Oktober muss er wieder da sein. Ab dann studiert Mödl Produktdesign in Coburg.