Ingolstadt
Ringen um die Donaukaserne

Das Museum für Konkrete Kunst zieht 2017 aus, doch schon jetzt gibt es viele Interessenten für das Objekt in der Tränktorstraße

16.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr
Das Museum für Konkrete Kunst −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der Neubau des Museums für Konkrete Kunst hat noch nicht einmal begonnen – schon scharen sich die Interessenten um den bisherigen Standort in der Tränktorstraße. Eigentümer der ehemaligen Donaukaserne ist der Freistaat. Der kündigt eine Entscheidung bis Ende des Jahres an.

Elf Wohnungen, Geschäftsräume und das Museum für Konkrete Kunst (MKK) befinden sich in dem 160 Meter langen dreigeschossigen Bau an der Tränktorstraße, der früher eine Kaserne war. Es ist die älteste noch erhaltene Kaserne in Bayern. Nach einer umfangreichen Sanierung kam dort 1992 das MKK hinein (siehe unteren grau hinterlegten Artikel), das rund ein Drittel der gesamten Fläche, etwa 1000 Quadratmeter, ausfüllt. Die Stadt Ingolstadt zahlt dafür Miete an den Staat – voraussichtlich bis 2017. Denn dann zieht das Museum in einen Neubau auf dem Gießereigelände um – und in einer der begehrtesten Lagen der Stadt wird viel Platz frei.

„Die Räumlichkeiten sind fantastisch“, sagt Maria Bentz, Künstlerin und Herausgeberin des Magazins „Wir!“, die selbst in dem Gebäude wohnt und arbeitet. Schon bevor klar war, dass das MKK auszieht, hatte Bentz eine Vision: eine Künstlermeile in der Tränktorstraße. Im einen Laden ist eine Goldschmiede drin, im nächsten ein Atelier, daneben ein Designer – eine richtige Künstlerkolonie stellt sie sich vor. Mit ganz viel Raum, um Kunstwerke zu zeigen: „Eine Etage für unsere alten Meister – ein Museum für Ingolstädter“, wünscht sich Bentz. Und wechselnde Ausstellungen: „Viele Privatleute erzählen mir, sie würden ihre Sammlungen umsonst zur Verfügung stellen.“ Und die Stadt könnte das Ganze finanziell unterstützen, findet Bentz. Die habe schließlich genug Geld. Das Gebäude dürfe nicht einfach aufgegeben werden, „das ist eine einmalige Chance“, sagt Maria Bentz.

Thomas Deisers Pläne gehen in eine ähnliche Richtung. Der Vorsitzende des Gewerbevereins IN-City könnte sich einen Handwerkerhof vorstellen, in dem in traditionellen Berufen wie der Tischlerei ausgebildet wird und den Besuchern das Handwerk nähergebracht wird – so etwas gibt es nicht so häufig. Aber konkret seien die Pläne noch nicht, erklärt Deiser. Es sei ja noch bis 2017 Zeit, bis das Museum umzieht – mindestens, fügt Deiser hinzu.

Der Zeitplan werde eingehalten, sagt dagegen Kulturreferent Gabriel Engert. Spätestens im Herbst 2017 werde das Museum auf dem Gießereigelände eröffnet, und auch die geplanten 25 Millionen Euro Baukosten würden eingehalten, das Konzept sei „mehrfach geprüft“. Nach dem Umzug werde das Kulturamt sicher nicht mehr Mieter sein. Zum Einzug 1992 schlossen Stadt und Freistaat miteinander einen 20 Jahre laufenden Mietvertrag ab. „2012 haben wir ihn so verändert, dass wir jährlich kündigen können“, sagt Engert. „Und wenn wir ausziehen, dann ist es Aufgabe des Eigentümers, was er damit machen will.“ Öffentlich spekulieren wolle er nicht. Er wisse aber auch, dass es viele Interessenten gebe.

Dass das Gebäude künftig für Ausstellungen genutzt wird, kann sich Engert allerdings nicht vorstellen. „Wer finanziert die Miete? Das muss auch beaufsichtigt werden.“ Das Kulturamt werde jedenfalls weder das eine noch das andere übernehmen. „Wir planen das neue Museum, das muss erst mal gestemmt werden.“

Frei werdende Flächen in der Innenstadt sind auch immer ein Thema für Studentenwohnungen – denn die sind ein knappes Gut. Die Katholische Canisiusstiftung Ingolstadt ist der größte Träger von Studentenwohnheimen, sie besitzt sechs Objekte und verwaltet drei weitere. Stiftungsverwalter Christof Stockmeier will sein Interesse „zumindest nicht dementieren“, wie er erklärt. „Wenn es um studentischen Wohnungsbau in Ingolstadt geht, sind wir natürlich immer zu nennen.“ Aber auch er verweist auf die lange Zeit bis 2017.

Bis Ende September laufe – wie in solchen Fällen üblich – ohnehin erst eine Staatsbedarfsprüfung, erklärt Dieter Knauer, Geschäftsführer von Immobilien Freistaat Bayern, dem Eigentümer des Gebäudes. Das heißt, es wird untersucht, ob irgendeine Behörde Platzbedarf hat. Dann können alle anderen zum Zug kommen.

Der Freistaat will das Gebäude am liebsten als Ganzes vermieten – die bisherigen Wohnungen mit zum Teil langjährigen Mietern einmal ausgeklammert. Vom Interesse, Studentenwohnungen einzurichten, wisse er, sagt Knauer. Von einem Handwerkshof oder einer Künstlerkolonie dagegen nicht. Aber eines sei klar: „Im Liegenschaftsbereich subventioniert der Staat nicht.“ Bis Jahresende werde eine Entscheidung fallen, was mit der ehemaligen Donaukaserne passiert.