Ingolstadt
Protest auf dem Parkplatz

Rund 200 Teilnehmer demonstrieren mit einer Mahnwache am Auwaldsee gegen die AfD

04.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Redebeitrag für die AfD: Jürgen Elsässer sprach unter dem Titel "Frieden mit Russland - Schluss mit den Sanktionen.

Ingolstadt (DK) Die Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat am Freitag zu einer Vortragsveranstaltung in die Gaststätte am Auwaldsee eingeladen. Es kamen nicht nur rund 150 Zuhörer, sondern auch mehr als 200 Ingolstädter, die auf dem Parkplatz vor der Gaststätte protestierten.

Die Parkplatzsuche gestaltete sich für die Teilnehmer der AfD- Veranstaltung in der Gaststätte am Auwaldsee gestern Abend schwieriger als sonst. Nicht nur, weil einige Stellplätze ihres Stammlokals von der "Mahnwache" blockiert wurden, zu der das Bündnis "Ingolstadt ist bunt" aufgerufen hatte, sondern auch, weil rund 20 Parkplätze von Einsatzwagen der Polizei genutzt wurden. Die zahlreichen Beamten verlebten jedoch einen "ruhigen Abend", wie es gestern Abend am Rande der Demonstration hieß. Obwohl zur Mahnwache auch 30 "Autonome" gekommen waren, wie die Polizei betonte.

Das Bündnis wirft der AfD eine "Radikalisierung der Mitte" vor, wie es Johann Horn, Erster Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt und Koordinator von "Ingolstadt ist bunt", ausdrückte. Dabei gehöre die Partei "an den Rand der Gesellschaft". Eva Bulling-Schröter, Bundestagsabgeordnete der Linken, warf der AfD vor, programmatisch "auf dem Stand vor 100 Jahren" zu sein. Neben der offenen Ablehnung von Flüchtlingen mache sich die Partei auch für eine Abschaffung des Mindestlohns und der Erbschaftssteuer stark und leugne den Klimawandel. Agnes Krumwiede, Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberbayern von Bündnis 90 / Die Grünen kritisierte unter anderem, dass die AfD in der Gaststätte am Auwaldsee eine "Heimat" gefunden habe. "Wir werden nicht zulassen, dass der Auwaldsee ein düsteres Loch wird in unserer bunten Stadt." Als letzter sprach Maximilian Resch von der DGB-Jugend. Er fasste die Stimmung unter den Teilnehmern mit dem Satz zusammen "Wir in Ingolstadt sind bunt und dabei bleibt's."

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rede von Jürgen Elsässer in der Gaststätte noch nicht begonnen. Die AfD hatte den Autor und Chefredakteur des "Compact Magazins" sowie den Vorsitzenden des AfD-Mittelstandsforums, Hans-Jörg Müller, zu Vorträgen geladen. Die nach Angaben des Veranstalters rund 150 Zuhörer mussten auf dem Weg in das Lokal an der Mahnwache vorbei. Teils seien sie dabei beschimpft worden, berichtete Hilmar Sturm, Vorsitzender des neu gegründeten AfD-Kreisverbandes für Ingolstadt, Neuburg/Schrobenhausen und Eichstätt. Er spreche niemandem das Recht ab, zu protestieren, die Teilnehmer allerdings einem "Spießrutenlauf" auszusetzen, gehe zu weit. "Die hätten ja auch auf dem Rathausplatz demonstrieren können", befand er mit Blick auf das Bündnis. Die Stadt habe bei der Erlaubnis der Demonstration "einen Fehler gemacht".

Elsässer ergriff mit leichter Verspätung das Wort und eröffnete seine Rede zunächst mit einigen allgemeinen Einlassungen zur politischen Situation in Deutschland und der Welt. Er sprach unter anderem von einem "Flüchtlingstsunami" der Deutschland überrolle. Hart ging er mit der aktuellen Politik des Westens mit Russland ins Gericht, das seit Jahrzehnten ein "Objekt der Begierde" der USA und seiner Verbündeten sei. Er sparte auch nicht mit Kritik an der "Lügenpresse" und warb stattdessen lieber für sein eigenes "Compact Magazin".

Für seine Aussagen erntete Elsässer immer wieder Applaus von seinen Zuhörern. Von der Blockade des Parkplatzes durch das Bündnis "Ingolstadt ist bunt" zeigte sich kaum jemand beeindruckt. "Wir sind einfach ein bisschen weiter gelaufen", berichtete ein Paar dem DK. "Frische Luft ist ja gesund."

Weniger gelassen zeigte sich die AfD-Spitze. Wegen einer Formulierung auf dem Flyer des Bündnisses, die als Verleumdung zu gelten habe, werde die Partei Anzeige erstatten, bekräftigte, Andreas Strixner, Kassenwart der AfD, gestern auf Nachfrage. Es müsse nur noch entschieden werden, ob der Bundes- oder der Landesverband aktiv werde. "Der Brief ist schon formuliert."