Ingolstadt
Pilgerfahrt zum Derby

Busseweise reisen die FCI-Fans am Samstag nach München – Viele drücken beiden Teams die Daumen

13.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr
Foto: Annika Schneider −Foto: Foto:

Ingolstadt (DK) 7500 Ingolstädter Fans waren beim Spiel gegen den FC Bayern in der Allianz-Arena dabei. Allein der Fanclub Torkelschanzer schickte elf Busse nach München. Darin saßen Allesfahrer genauso wie Anhänger, die zum ersten Mal auswärts dabei waren – der jüngste Fan 9 Jahre, der älteste 78.

„Frag mal, ob wir Bier dabei haben“, ruft einer von der letzten Sitzreihe. „Wenn nicht, wechseln wir noch mal den Bus!“ Die Sorge ist unbegründet, wenig später ploppen die Verschlüsse. Vor dem Bus irren derweil noch dutzende Fans über den Parkplatz des FCI-Stadions. Mitten im Gewimmel steht Michael Pluzny (kleines Foto), Vorsitzender des Fanclubs Torkelschanzer und Herr über das Chaos. „Ist das geil, ist das geil“, murmelt er immer wieder, während er Familien und Männergruppen auf die Fahrzeuge verteilt, die ordentlich nummeriert nebeneinanderstehen. „Wie viele Leute habt ihr denn“, fragt ein Mann. „584 Leute in elf Bussen“, sagt Pluzny und eilt weiter. Sogar Linienbusse stehen bereit: Mitten in der Adventszeit konnte Organisator Pluzny nichts anderes auftreiben. Wenige Meter weiter fahren die Busse von gleich zwei Audi-Fanclubs ab: einer für die Bayern-Anhänger, zwei für die FCI-Fans.

Um kurz nach eins setzt die Kolonne sich in Bewegung in Richtung Autobahn. In Bus 11 wird eifrig diskutiert. „Ich bin seit 41 Jahren Bayern-Fan“, sagt Otto Mauritz. „Aber FCI-Fan bin ich eben auch.“ Ganz schön schwierig, sich ein Ergebnis zu wünschen, findet er: „Am besten wäre ein Unentschieden.“ „Gewinnen können wir nicht, wir haben keinen, der die Tore schießt“, prophezeit sein Sitznachbar Günter Radl. Dass der FCI keine Chance hat, da sind sich die meisten einig, die Hoffnung auf eine gute Leistung ist trotzdem groß.

Die beiden Ingolstädter fahren heute zum ersten Mal im Fanbus zu einem Auswärtsspiel. Wie viele andere wollen sie sich das historische Derby nicht entgehen lassen. „Wir haben 150 Leute dabei, die sonst nicht mitfahren“, erzählt der Vereinsvorsitzende Pluzny, der gerade noch per Mikrofon erklärt hat, worauf alle Neulinge im Stadion achten müssen. „Bayern, des samma mia“, singt es aus seiner Hosentasche – sein Handy klingelt. Eine Busfahrerin hat den Anschluss verloren und kennt den Weg nicht.

Neben der Autobahn taucht die Allianz-Arena auf: Die Businsassen zücken Schals, Mützen und Jacken in Schwarz und Rot. Vor dem Stadioneingang stauen sich die Fans, die Sicherheitsleute durchsuchen jede Tasche. Mitten im FCI-Pulk steht ein Pärchen aus Zürich, mit roten Schals deutlich als Bayern-Fans erkennbar. Angesprochen hätte sie darauf noch keiner, sagen die beiden. Feindseligkeit ist nicht zu erwarten: In so mancher Fanbrust schlagen heute zwei Herzen. „Mein Schanzer Herz ist aber größer“, versichert Marlen Krajncic, Krankenschwester aus Ingolstadt, die mit der ganzen Familie in der Schlange steht. „Ein Tor müssen wir schießen“, wünscht sie sich.

Auf der Gästetribüne ist die Stimmung mit Fahnen, Trommeln und Gesängen überschwänglich. Die Spieler belohnen das Engagement mit einer hoffnungsvollen ersten Halbzeit: In der Pause sind die Ingolstädter enthusiastisch, schmettern Fan-Gesänge vorm Bratwurststand. Dass es für ein Unentschieden oder gar ein Tor später nicht reicht, nehmen sie gelassen. Nach Spielende singt eine ganze Reihe von FCI-Fans lauthals die Bayernhymne mit.

„Das war ein super Spiel“ und „Wir haben uns gut geschlagen“, heißt es auf dem Weg zu den Bussen. Auf der Rückfahrt zitieren die Fans stolz Spielberichte aus dem Internet: Pep Guardiola hat den FCI ausdrücklich gelobt. Organisator Pluzny beantwortet derweil Anfragen zu den nächsten Spielen. Für die Partie gegen Dortmund hat er einen Bus schon voll – obwohl er die Fahrt noch nicht einmal offiziell angekündigt hat.