Ingolstadt
Integration und Fußball

Kicker des FC Ingolstadt und Flüchtlinge treffen sich im Café International

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Ingolstadt (DK) Bunt, gesellig und lebendig, aber auch lyrisch, musikalisch und nicht zuletzt sportlich verlief die vierte Spezialausgabe des Café International am Mittwochabend in der Werkstattbühne des Stadttheaters. Eingeladen hatten der FC 04 und die Theatermacher.

"Willkommen im Fußball" lautete das Motto der Veranstaltung, die seit mehr als einem Jahr als Begegnungsort für Flüchtlinge und Einheimische großen Anklang findet. Ein Konzept, das auch diesmal aufging. Zum einen kunterbunt und voller Lebendigkeit bei Häppchen, Gesprächen und Getränken mit den rund 70 Teilnehmern, zum anderen mit einem künstlerischen Bühnenprogramm im Anschluss.

Mit dabei ist Soja aus Hannover, die seit einem Jahr in Ingolstadt lebt. Die 23-jährige Berufstätige hat über den Jugendklub des Theaters von dem Integrations-Treff erfahren. Als das Trash-Speed Dating beginnt - ein Spiel, bei dem Einheimische und Flüchtlinge sich für kurze Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen zusammensetzen - findet sie sich mit Babajan, einem jungen Mann aus Afghanistan, an einem der Tische wieder. Worüber sie gesprochen haben? "Über unsere Hobbys. Babajan mag Fußball und ich Taekwondo", sagt Soja. "Ich sehe Flüchtlinge nicht als Gruppe, die aus der übrigen Gesellschaft heraussticht, sondern so wie ich alle anderen Mitmenschen auch sehe", sagt Soja, die selbst russische Wurzeln hat.

Ihre persönlichen Erfahrungen und Ansichten als hier lebende Ausländer schildern die Spieler des FC Ingolstadt 04, Martin Hansen aus Dänemark und Ryoma Watanabe aus Japan. Dass es dabei mehr amüsant als allzu ernsthaft zugeht, zeigt, dass Integration in der Schanz offensichtlich gut funktioniert. Hansen beklagt zumindest nur das derzeit noch kalte Wetter, und Watanabe bleibt nichts anderes zu sagen, als dass er die Initiative seines Klubs, die sich unter dessen sozialer Dachmarke "SchanzenGeber" einordnet, gut findet. Wie es bei allen Sprachbarrieren mit der Kommunikation im Team aussehe, will Moderator Pascal wissen. "Fußball ist einfach. Die Körpersprache ist wichtig", so Hansen. "Ich muss noch ein bisschen lernen", räumt sein Mannschaftskamerad ein. Als Botschafter deutscher Spezialitäten sehen sich beide dagegen eher nicht, wenn sie zu Besuch in die Heimat aufbrechen. "Ich bringe der Familie nicht viel mit aus Ingolstadt, aber ich nehme einiges aus Dänemark mit hierher. Sportgetränke zum Beispiel", erzählt Hansen und sorgt damit für heiteres Lachen.

Die Spieler fungieren anschließend als Glücksbringer. Alle Besucher konnten an der Verlosung eines von beiden Fußballern handsignierten Trikots teilnehmen. Als Gewinner ziehen die Kicker Agha aus Afghanistan, der das Shirt strahlend entgegennimmt. Weiter auf dem Programm stehen Weltmusik (einer der Musiker reißt die Zuhörer mit einem atemberaubenden mehrminütigen Percussion-Solo zu einem Beifallssturm hin) sowie Lesungen der Schreibwerkstatt, einem Projekt, das ausschließlich für Migrantinnen entstanden ist und ihnen die Möglichkeit des öffentlichen Ausdrucks und Dialogs bietet. Zum Vortrag kommt unter anderem ein lyrischer Beitrag der gebürtigen Serbin Biljana Popovic, der von Initiatorin Agnes Ranziger übersetzt wird. Zum Abschluss des musikalischen Teils musizieren Flüchtlinge eindrucksvoll auf Instrumenten aus ihrer Heimat, darunter ein Dudelsack aus Syrien.

"Ich finde es gut, dass Fußball und Kultur so harmonisch aufeinandertreffen", fasst Alexandra Vey, die beim FCI für den sozialen Bereich zuständig ist, den Abend zusammen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Klub mit der vorbildlichen sozialen Ader auch sportlich die Kurve wieder kriegt.