Ingolstadt
Gnadenfrist für den Pavillon

Die Grünen stellen mit einem Dringlichkeitsantrag den Abriss des markanten Freibadgebäudes in Frage

14.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:08 Uhr

Erhaltenswerte Architektur? Der Abriss des Pavillons im Freibad ist zwar schon beschlossen, er wird aber den Stadtentwicklungsausschuss im Juni noch einmal beschäftigen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der markante Pavillon im Freibad ist doch noch nicht endgültig zum Abriss freigegeben. Nach einem Dringlichkeitsantrag der Grünen soll sich der Stadtentwicklungsausschuss noch einmal mit diesem Thema befassen und die architektonische Bedeutung des Gebäudes beurteilen.

Darauf verständigte sich gestern der Beirat des Betreibers Freizeitanlagen.

„Einmütig ist die Feststellung, dass der neue Pavillon nicht nur praktisch, sondern auch schön ist.“ Dieser Satz fiel natürlich nicht in der gestrigen Sitzung, sondern er stammt aus einem DK-Bericht über die Eröffnung 1971. „Das von Architekt Manfred Törmer geplante Gebäude ist gut gelungen und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des Volksbades ein.“

Im Juli 2012 kamen die Stadträte zu einem ganz anderen Urteil: Der Pavillon soll weg, von der Beton- und Glasarchitektur bleibt nur die auskragende Bodenfläche übrig. Die Verkaufsräume sollen modernisiert werden. Beschlusslage bis gestern: Nach Ende der Saison wird der Pavillon abgerissen.

„Zur Sanierung der Freibadgastronomie wird für die beschlossene Sommernutzung eine weitere Variante vorgelegt, die den markanten, großen Pavillon erhält.“ Dies ist die Forderung im Dringlichkeitsantrag der Grünen. „Seit einigen Wochen“, stichelte Bürgermeister Albert Wittmann (CSU), „hat der Pavillon an Bedeutung gewonnen“. Und er fügte später hinzu: „Das überrascht mich nicht. Man muss das vor dem Hintergrund der Kommunalwahl sehen.“ Er habe überhaupt kein Problem damit, wenn sich der Stadtentwicklungsausschuss noch einmal mit dem Gebäude beschäftige. „Ich bin da völlig emotionsfrei.“ Ob mit oder ohne Pavillon: „Ich stelle fest, dass alle bei der Sommernutzung bleiben wollen.“ Diesen Satz Wittmanns zumindest konnte auch Grünen-Stadträtin Angelika Wegener-Hüssen unterschreiben. „Wir sind auch der Meinung, dass was gemacht werden muss.“ Aber es habe sich eben gezeigt, dass an dem Pavillon doch „das Herz vieler Ingolstädter hängt“.

Die Beiräte aus den anderen Fraktionen zeigten allerdings wenig Neigung, ihren Abrissbeschluss vom vergangenen Jahr noch einmal in Frage zu stellen. Die von ihm befragten Bürger, sagte etwa Robert Schidlmeier (CSU), seien „einhellig der Meinung“, dass dieses Bauwerk nicht erhaltenswert sei. Mehrere Stadträte aus seiner Fraktion pflichteten ihm bei. Der Pavillon sei „nicht mehr zeitgemäß“, befand Franz Liepold. „Ich verstehe die ganze Diskussion nicht“, schlug Klaus Böttcher (Freie Wähler) in die gleiche Kerbe. Und auch die Sozialdemokraten Klaus Mittermaier und Sabine Leiß sind offenbar nicht gewillt, über ihr Votum vom vergangenen Jahr noch einmal nachzudenken.