Ingolstadt
Glaube, Liebe, Hoffnung

04.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:11 Uhr

"Wir sind immer für Euch da!" Die Mitglieder der Fanclubs schwenken die Fahnen für ihren FC – auch in schweren Zeiten. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Am Sonntag bestreitet der FC 04 mal wieder ein Endspiel: Als Vorletzter der Tabelle tritt er zu Hause gegen das Schlusslicht an – Bielefeld. Alle ahnen: Ein Abstieg könnte existenzielle Konsequenzen für den Verein haben. Das Unbehagen beflügelt die Kampagne "Aufholjagd 2011", die gut angerollt ist.


Der Schal zumindest schlägt richtig ein. "Aufholjagd 2011!", prangt da in Schanzer Schwarz-Rot auf dem Stoff. Und darunter: "12 Mann 1 Verein 1 Ziel".
 
Zehn Euro kostet das Zeichen der Hoffnung. Weit über 200 Stück davon hat der FC 04 schon abgesetzt, Nachschub ist geordert. Wegen des Lieferengpasses bekommen alle, die bei der Audi-Solidaritätsaktion mitmachen, nur einen konventionellen Fanschal – aber immerhin. Das Unternehmen hat für das Heimspiel am Sonntag gegen Bielefeld (Anpfiff um 13.30 Uhr) 100 Karten für die Mitarbeiter geordert, berichtete FC-Sprecher Oliver Samwald am Freitag. "Die müssen zwar den regulären Preis zahlen, bekommen aber den Schal gratis dazu." Die Welle der Unterstützung für die abstiegsbedrohten Schanzer gewinnt an Schwung.
 
Die Lage ist ernst. Sehr ernst Niemand wagt das zu leugnen. Ein Abstieg in die 3. Liga könnte den jungen Club finanziell in eine existenzielle Krise stürzen (siehe Kasten). Diese Sorgen scheinen die Anhänger zu aktivieren, getreu dem Schlachtruf des Unternehmens Aufholjagd: "Der FC bündelt alle Kräfte".

Stolz ist der Verein auch auf die 30 Sekunden kurzen Filme, in denen Sponsoren und Fans erklären, warum es für den FC zu kämpfen gilt. Die Clips werden im Stadion gezeigt. "Wir haben Vertrauen in das Team", beteuert Samwald. "Es sind ja noch 42 Punkte zu vergeben." Die Resonanz der Unterstützungskampagne stärke die Zuversicht. "Wir schaffen es!"
 
Allerdings irritiert die Diskrepanz zwischen diesen Anstrengungen und dem Interesse der Zuschauer: Bis Freitag sind für das Spiel gegen die Arminia nur 3500 Karten weggegangen. Insgesamt rechnet der FC mit rund 5000 Besuchern.
 
Die 60 Mitglieder des Fanclubs Black-Red-Schanzer werden wie üblich vollzählig dabei sein. Vorsitzender und Chef-Trommler Thomas Koller hofft, am Sonntag ab viertel nach drei Siegesgesang begleiten zu können. Er berichtet zwar von "guter Stimmung" im Club, allerdings auch von "großer Sorge" über die sportliche Zukunft des FC. "Wenn wir gegen Bielefeld verlieren, fürchte ich, sind wir so gut wie abgestiegen."
 
Mit der Aufholjagd-Kampagne haben die Black-Red-Schanzer nicht allzu viel zu tun, denn sie sorgen eh immer für beste Laune. Und die lassen sie sich auch auf keinen Fall von irgendwelchen Gedanken an einen möglichen finanziellen Absturz nach dem Abstieg des FC verhageln. "Das ist bei uns kein Thema", betont der Chef der Black-Red-Schanzer. Sollte das Schlimmste eintreten, rechnen die Fans fest mit dem Hauptsponsor: "Audi ist ein toller Partner! Die werden bestimmt keine Insolvenz zulassen."
 
Doch nicht alle Anhänger teilen die Euphorie. Auf dem offiziellen Fan-Forum im Internet finden sich auch viele kritische Stimmen. Repräsentativ dafür ist folgender Kommentar: "Bitte lasst in Zukunft diese künstliche Emotionsmacherei. Wahre Fans wollen immer bei euch im Fokus stehen und nicht nur, wenn euch der Donaupegel bis zum Hals steht! Wir gehen mit euch durch Dick und Dünn, wir sind mit Euch schon zweimal aufgestiegen und einmal abgestiegen. Tut etwas für uns!"
 
Andere Gäste des FC-Forums tun dagegen selber etwas. Das zeigt etwa dieser Textvorschlag für ein beschwingtes Stadionlied: "Aufholjagd zwanzig-elf, wir sind dabei, stehn zu euch. Auf geht’s Schanzer, siegt für uns! Schalala hey hey (3 mal)." – das Ganze auf die Melodie von "Country Roads”, falls sich schon jemand einstimmen will.