Ingolstadt
Gegen ihren Willen

19.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Ingolstadt (reh) Vergewaltigung ja, aber nicht so schlimm. So lässt sich das Urteil der 1. Strafkammer am Landgericht Ingolstadt gegen einen 35-jährigen Nigerianer von gestern zusammenfassen. Der Mann hatte nach Überzeugung des Gerichts eine 24-jährige Ingolstädterin im Klenzepark zum Sex gezwungen.


Doch dass es soweit kam, hat sich die junge Frau auch selbst zuzuschreiben, sagte Landgerichtsvizepräsident Paul Weingartner.

Vergewaltiger und Opfer waren schon auf einer Sitzbank im Park auf Tuchfühlung gegangen. "Da konnte er sich schon berechtigte Hoffnungen machen", erklärte Weingartner.

Er verurteilte den Nigerianer zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt zur Bewährung. Der Oberstaatsanwalt Günter Mayerhöfer hatte drei Jahre und drei Monate Gefängnis gefordert.

Unzweifelhaft war es Anfang August vorigen Jahres zu sexuellen Handlungen zwischen dem Afrikaner und der Frau in einem Gebüsch gekommen. Das bestreitet keiner von beiden. Er sagte aber, es sei einvernehmlich passiert. Sie sagte, sie sei freiwillig mit ins Dickicht, weil sie das Rauchen eines Joints erwartete. Sex wollte sie nicht. Sie habe sich deshalb gewehrt. Nur eben nicht besonders heftig, gab sich die Frau selbst eine Mitschuld.

Das Gericht und der Staatsanwalt glaubten ihrer Version. "Sie war völlig durch den Wind danach", so Weingartner. Das hätten mehrere Zeugen berichtet, die die Frau nach der Vergewaltigung gesehen hatten. Die 24-Jährige duschte sofort bei einem Bekannten und streifte auch ihre beschmutzte Kleidung ab. Sie wollte selbst gar keine Anzeige erstatten. Die Polizei wurde von Passanten gerufen. "Sie ist nicht in der Lage, ein so großes Schauspiel aufzuziehen", glaubt Mayerhöfer.

Verteidiger Hans Günter Huniar forderte einen Freispruch für seinen Mandanten, weil für ihn Zweifel bleiben, ob der den angeblichen Widerstand der Frau überhaupt mitbekommen hat. Auch Weingartner ist überzeugt: "Er hat es nicht so ernst gesehen, wie es das Gesetz sieht." Es sei nicht der erste aus dem afrikanischen Kulturkreis, den er in einem Prozess habe. Weingartner: "Ihn plagte kein schlechtes Gewissen."