Ingolstadt
Fort Prinz Karl aus dem Dornröschenschlaf wecken

Die große Außenanlage wäre ein idealer Anziehungspunkt für den Festungstourismus in und um Ingolstadt

18.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:00 Uhr

Festung als Attraktion: Der neue Rundweg stieß bei seiner Eröffnung im Jahr 2011 auf reges Interesse. Arch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Vielleicht wird sich demnächst eine Projektgruppe mit der touristischen „Ausschlachtung“ der Ingolstädter Festungsgeschichte befassen. Das war gestern zum Ende eines zweitägigen Symposions im Armeemuseum (DK berichtete bereits gestern) ein Vorschlag aus der Expertenrunde, die sich in einer Podiumsdiskussion mit diesem Thema befasste.

Die Idee zu einer permanenten Arbeitsgruppe stammt von Ulrike Brand, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Sie riet generell dazu, kreativ an die Sache heranzugehen und die Festungsrelikte auch mit gezielten Kulturveranstaltungen und dem Mut zu Experimenten („Festungsleuchten“) erlebbar zu machen. Brand kündigte an, dass der bereits bestehende Festungsrundgang auch im bald neu bebauten Gießereigelände weitergeführt werden soll.

Der Rundgang soll ansonsten bald mit ausgefeilteren Infotafeln an den herausragenden Punkten der früheren Landesfestung deutlicher hervorgehoben werden. Wie Hans Ott vom Förderverein betonte, ist später auch die Ergänzung durch Hinweise auf ausführlichere Hintergrunderläuterungen im Internet denkbar, sodass Interessierte sich sofort am Handy nähere Infos beschaffen könnten.

Von Ansgar Reiß, Direktor des Armeemuseums und Initiator des Symposions, kam der Vorschlag, den Rundgang durch eine zentrale Anlaufstelle (Infopoint) zu ergänzen – möglichst im Reduit Tilly, wo ohnehin bereits die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg ein einschlägig interessiertes Publikum anzieht. Hier sollte auch ein Modell der Festung neugierig auf den Rundgang machen. Für Reiß steht fest, dass wegen der Weitläufigkeit der früheren Festungsanlagen auch Möglichkeiten eröffnet werden müssen, die noch vorhandenen Vorwerke und das letzte erhaltene Außenfort, das Fort Prinz Karl auf Großmehringer Flur, zu besuchen.

Fort Prinz Karl – laut Hans Ott von europäischem Rang und größer und bedeutender als die bekannte Spandauer Zitadelle – spielt in den Überlegungen zum Festungstourismus überhaupt eine zentrale Rolle. Seit Jahrzehnten führt es einen Dornröschenschlaf; die Nutzung durch das Sprengkommando macht den Zugang zu der ausgedehnten Anlage im Wald bei Katharinenberg kompliziert. Diesen gewaltigen, teils unterirdischen Festungsbau zumindest zeitweise für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist Ansgar Reiß ein großes Anliegen – es war sogar der eigentliche Anlass für das Symposion. Norbert Engel vom Ingolstädter Büro der zuständigen Immobilien Freistaat Bayern zeigte sich für eine (zeitweise) öffentliche Nutzung aufgeschlossen. Versuche, den Komplex anderweitig zu nutzen, etwa an Firmen zu vermieten, hätten sich ohnehin allesamt zerschlagen.

Für den Stadtbereich verwies Hans Ott auf die Fronte Rechberg im Glacis beim Nordbahnhof als ideales Beispiel der sogenannten polygonalen (verwinkelten) Befestigungsanlagen, die vormals so typisch für Ingolstadt waren. Hier könne bei gutem Willen der Stadt sicher sehr schnell ein touristischer Anknüpfungspunkt geschaffen werden. Kongressmanager Jürgen Amann signalisierte generell, dass das Festungsthema Potenzial hat, ein Publikumsmagnet zu werden.