Ingolstadt
Es bleibt in der Familie

Nach Patricia Klein, der Favoritin für den CSU-Fraktionsvorsitz, steigt auch ihr Ehemann Tobias auf

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Ensemble in städtischen Diensten: Auch für das Management des Georgischen Kammerorchesters unter Dirigent Ruben Gazarian wird der neue Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft verantwortlich sein. - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Dass der Termin der Sitzung auf den Unsinnigen Donnerstag fiel, ist reiner Zufall. Aber als gestern die Stadträte hinter verschlossenen Türen über den neuen städtischen Kulturmanager diskutierten, ist ohnehin manchem Teilnehmer das Lachen vergangen.

Das Ehepaar Patricia und Tobias Klein durchlebt derzeit aufregende Tage. Erst kürzlich brachte sich die Stadträtin als aussichtsreiche Kandidatin für die Nachfolge von CSU-Fraktionschef Joachim Genosko in Stellung. Gestern stand der nächste Karriereschritt ihres Mannes zur Debatte, der neuer Geschäftsführer der städtischen Tochter IN-Veranstaltungs GmbH werden will.

Vor der Sitzung bestätigte OB Christian Lösel dem DK auf Anfrage, dass die CSU Tobias Klein favorisiere und auch der Koalitionspartner FW Unterstützung für den Kandidaten signalisiert habe. Klein sei "bekannt in der Region" und "aufgeschlossen in kulturellen Dingen", doch auch die beiden anderen Bewerber in der engeren Wahl seien "grundsätzlich geeignet, die GmbH zu führen".

Befremden hatte der OB ausgelöst, als er im Vorfeld der Sitzung über seine Unternehmenskontakte versucht hatte, auf die SPD-Fraktion einzuwirken und für den CSU-Kandidaten Klein zu werben. Doch das ging gründlich schief.

Nach DK-Informationen standen gestern neben Klein noch ein Kandidat und eine Kandidatin zur Wahl. Die Bewerberin ist derzeit in leitender Stellung bei der Stadttochter IFG beschäftigt, sie sagte aber kurzfristig doch noch ab.

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Der andere Kandidat ist 50 Jahre alt, kommt aus Regensburg und verfügt über reiche Erfahrungen als Kulturmanager. Er hat zwei sehr gute Studienabschlüsse als Wirtschaftsingenieur und Kulturwissenschaftler. Er war zunächst als Verwaltungsdirektor an den Theatern in Gießen und Freiburg tätig, danach zwölf Jahre kaufmännischer Direktor des Regensburger Theaters, das er im September 2015 vor Vertragsende verlassen hat.

Tobias Klein (33) ist ebenfalls Wirtschaftsingenieur. Er war nach dem Studium als Team- und Standortleiter bei zwei Ingenieurdienstlern beschäftigt, bevor er 2013 zur Initiative Regionalmanagement (Irma) wechselte. Dort leitet er die Geschäftsstelle. Allerdings heißt es, dass die Perspektiven für diese Position nicht die besten sind, was den angestrebten Wechsel zur Stadt erklären würde.

Besondere Kenntnisse im Kulturmanagement kann Klein nicht vorweisen. In der Ausschreibung der Stelle war zum einen ein abgeschlossenes Studium "mit kaufmännischem Schwerpunkt", zum anderen "einschlägige Berufserfahrung in leitender Funktion, idealerweise im Bereich Veranstaltungs- oder Kulturmanagement" gefordert. Der nächste Satz in der Ausschreibung geht so: "Ingolstadt ist eine weltoffene und vielfältige Stadt. Dies spiegelt sich auch in unserer Personalarbeit wider, die von Chancengleichheit geprägt ist."

In den Stadtratsfraktionen jenseits der Koalition ist der von der CSU eingefädelte Deal in den vergangenen Tagen auf Staunen und Empörung gestoßen. Diese Personalie sei "einer Bananenrepublik fast schon unwürdig", es sei "unglaublich, wie unverfroren die sich inzwischen bedienen", lauteten einige spontane Reaktionen. Oder auch: "Die machen den Engert so klein mit Hut!"

Einer der schärfsten Kritiker ist BGI-Fraktionschef Christian Lange, der zwar über die Person Klein kein Urteil abgeben möchte, aber von einem "abgekarteten Spiel" spricht, das die Rathauskoalition sich hier leiste. "Das ist eine Vetternwirtschaft, die mich auf die Palme bringt", zürnte der Stadtrat. "Mit dieser Vorgehensweise hat die CSU endgültig den Bogen überspannt." Nun werde ihm auch klar, sagte Lange, "warum es diese Eile bei der Installation der GmbH gab. Es ging darum, dass man eine neue Position für jemanden schafft".

SPD-Fraktionschef Achim Werner erklärte vor den gestrigen Beratungen, seine Fraktion werde sich "wie immer für den qualifizierteren Bewerber" entscheiden. Die "Faktenlage" sei eindeutig, da einer der Bewerber über "große einschlägige Erfahrungen" verfüge und als "äußerst kostenbewusst agierender Kulturmanager bekannt" sei. Nach den Worten von SPD-Aufsichtsratsmitglied Petra Volkwein hat sich nur ein Bewerber "herauskristallisiert", der die Anforderungen der Ausschreibung voll erfülle.

Am Abend gab der OB auf DK-Anfrage nach fast vierstündigen kontroversen Beratungen das Abstimmungsergebnis bekannt: Acht zu fünf Stimmen für Tobias Klein. Wie von anderer Seite zu erfahren war, stimmte außer der CSU auch die Grünen-Vertreterin für Klein, während er nur eine von zwei FW-Stimmen bekam.