Ingolstadt
Einer gegen alle

Internationaler Schachmeister Alexander Maier nimmt es im Westpark mit 40 Gegnern auf

22.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Sechseinhalb Stunden volle Konzentration, dabei etliche Kilometer gelaufen. Für den internationalen Schachmeister Alexander Maier war der Samstagnachmittag ein langer und herausfordernder Arbeitstag.

Im Westpark hatte er es beim Simultanschach mit 40 Gegnern gleichzeitig aufgenommen und gegen keinen einzigen verloren. Lediglich sechs Spieler konnten ihm ein Remis abtrotzen.

Um 13 Uhr begann Maiers Kraftakt. 40-mal Händeschütteln zur Begrüßung auf seiner ersten Runde. 40-mal der gleiche Eröffnungszug: Bauer von E 2 nach E 4. Doch dann war es vorbei mit der immer gleichen Routine. Denn jeder Gegner hatte schließlich andere Spielzüge parat. Mit einer Ausnahme. Die drei Freundinnen Christina Schneider, Johanna Pfaller und Alicia Haugg, alle zehn Jahre alt, spielten die ersten Züge absolut synchron, was der Schachmeister logischerweise auch mit den gleichen Zügen bei allen Dreien konterte.

Als sich die Mädchen zu unterschiedlichen Vorgehensweisen entschlossen, kam dies vor allem Christina zugute. Sie erreichte schließlich als Einzige der Kinder und Jugendlichen ein Remis gegen Maier, was sonst nur noch fünf Erwachsenen gelang. Doch bis dahin waren schon fünfeinhalb Stunden vergangen, weshalb die Zehnjährige ihren Erfolg zuerst gar nicht richtig genießen konnte. Sie hatte da nur noch einen Wunsch: „Ich will was essen.“ Das ist nicht weiter verwunderlich, denn so lange war sie noch nie an einem Schachspiel gesessen, wie ihr Vater verriet. Schließlich war Christina aber doch sehr zufrieden, „denn ich dachte, nach fünf Zügen bin ich matt“, sagte sie.

Keine Chancen bei dem „königlichen Spiel“ gegen den Profi rechneten sich auch zwei prominente Teilnehmer aus: OB-Kandidat Christian Lösel (CSU) und der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Markus Reichhart. Letzterer vermutete schon nach einigen Zügen: „Es wird schwierig. Ich werde wohl Lehrgeld zahlen.“ Und Lösel schätzte seine Chancen bei „Null Komma Null Komma Null“ ein.

Reichhart hielt schließlich immerhin rund vier Stunden durch, ehe für ihn das Aus kam. Und Lösel fand sich gar unter den letzten Zehn, die Maier an den Brettern Paroli boten, lange Zeit sogar mit einer guten Aussicht zumindest auf ein Remis. Doch „ein kurzer Blackout“ sorgte laut Lösel dafür, dass seine bis dahin offenbar ausgezeichnete Verteidigungsstrategie schließlich doch in sich zusammenbrach.

Ob Lösel sich so lange so wacker geschlagen hat aufgrund eigener Spielideen oder weil er schon eine „große Koalition“ eingegangen ist, lässt sich an dieser Stelle nicht eindeutig klären. Fest steht allerdings, dass der OB-Kandidat der CSU zwischen Karl Michaelis, dem Mann der früheren FDP-Stadträtin Sigrid Michaelis (der sogar noch länger am Brett saß als Lösel), und Herbert Richter, Schatzmeister der Ingolstädter ÖDP, der ein Remis erreichte, saß. Und in den Denkpausen, bis Maier wieder seine Runde gemacht hatte, tauschte er sich zumindest mit Michaelis einige Male aus.

Doch für die große Politik war es am Samstag ohnehin noch einen Tag zu früh, weshalb es von derlei Sorgen befreit wohl nicht nur für Lösel ein „ganz netter Nachmittag“ und auch ohne Politik „sehr spannend“ war. Der Sieger war für Spielleiter und Organisator Christophe Andreoli vom veranstaltenden Schachklub Ingolstadt sowie für Schachwart Dieter Herbert Werner aber in erster Linie der Schachsport selbst, weil vor allem auch viele junge Spieler an den Tischen waren.

Ein Gewinner war aber auch Schachmeister Alexander Maier, der keines der 40 Matches verloren hat, obwohl ihm nach eigener Aussage „keiner was geschenkt“ hatte und er „alle Partien bis zum Matt durchspielen“ musste, wobei er einige Spiele schon als „kritisch“ einstufte. Auch ihn freute es übrigens, dass sich so viele Nachwuchsspieler beteiligten, denn, so seine These: „Jedes Kind braucht Schach.“