Ingolstadt
Eine Plattform für Kultur, Bildung und Dialog

Vor fast drei Jahren gründete sich der rumänische Freundeskreis – der praktische Tipps für Landsleute gibt

20.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:01 Uhr

Der Tradition verbunden: Rumänische Volkstänze präsentierte die Folkloregruppe des rumänischen Freundeskreises dieses Jahr auf dem Fest der Kulturen im Klenzepark (links). Sie repräsentierten den rumänischen Freundeskreis mit einem eigenen Stand auf dem Fest der Kulturen (rechts, v. l.): Helmut Benegui, Cristina Seeger, Reinhold Kohler, Ramona Trufin und George Bucur - Fotos: Brandl, privat

Ingolstadt (DK) Im Herbst 2012 fanden sich sieben Menschen zusammen, um einen rumänischen Kulturverein zu gründen. Einen solchen gab es bis dahin in Ingolstadt nicht.

Mittlerweile hat der rumänische Freundeskreis Ingolstadt, wie sich der Verein nennt, über 60 Mitglieder. Sein Ziel ist es, die deutsch-rumänischen Beziehungen zu vertiefen. Ramona Trufin konnte es kaum fassen, als sie vor vier Jahren von Konstanz nach Ingolstadt kam. Die kulturinteressierte junge Frau, die aus dem Nordosten Rumäniens stammt und heute an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) Deutsch unterrichtet, suchte mehrere Wochen vergebens nach einem Verein, in dem ihre Landsleute organisiert sind. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so etwas in Ingolstadt nicht gibt“, sagt sie noch heute erstaunt. Denn die Zuwanderungszahlen von Rumänen nach Ingolstadt sprechen für die Germanistin eine klare Sprache: Allein 2014 besaßen laut Melderegister der Stadt Ingolstadt etwas über 1900 in der Schanz die rumänische Staatsangehörigkeit. Sie stellten damit die zweitgrößte Gruppe aller hier lebenden Nationalitäten. 2010 waren es noch 810. Zählt man die Aussiedler rumänendeutscher Abstammung hinzu, steigt ihre Zahl aktuell sogar auf fast 12 000. Grund genug für Trufin, die Gründung eines Kulturvereins ins Auge zu fassen. Erfahrung darin brachte sie mit aus Konstanz, wo sie 2005 die ersten deutsch-rumänischen Kulturtage am Bodensee mit organisierte und hierfür ihre Kontakte in die Kulturszene von Rumäniens Hauptstadt Bukarest nutzte. Das möchte sie jetzt auch in Ingolstadt schaffen.

Seit fast drei Jahren nun existiert der Freundeskreis und hat bereits mit einigen kulturellen Projekten auf sich aufmerksam gemacht. Darunter Filmabende, die das neue rumänische Kino vorstellen, die jährliche Teilnahme am Fest der Kulturen, sowie Lesungen zur rumänischen Gegenwartsliteratur mit namhaften Autoren wie dem rumänisch-schweizerischen Schriftsteller Catalin Dorian Florescu. Alles in deutscher und rumänischer Sprache, betont Trufin. Als Partner und Förderer konnten unter anderem die Stadt, die THI und das Audi-Programmkino gewonnen werden. Hinzu kommen Spendenaktionen für gemeinnützige Zwecke und monatliche Treffen der Mitglieder. „Wir wollen aktuelle Entwicklungen aus der Heimat aufzeigen, aber auch als Integrationsplattform agieren“, erklärt Trufin, die erste Vorsitzende ist, die Ziele des Vereins. Es gehe aber auch um den gegenseitigen Dialog. So stehe man in Kontakt zu den rumänendeutschen Landsmannschaften wie den Siebenbürger Sachsen. Außerdem öffnet der Verein sich auch anderen Nationalitäten. Zu den Mitgliedern zählen laut Trufin Ukrainer, Russen und Ungarn, die in Rumänien eine eigene Volksgruppe bilden.

Das Angebot des rumänischen Freundeskreises gliedert sich in drei Bereiche. „Wir möchten die deutsch-rumänischen Beziehungen auf kultureller, wissenschaftlicher und sozial-humanitärer Ebene vertiefen“, sagt Trufin. Dafür unterhalte man inzwischen Partnerschaften mit den Technischen Universitäten in Bukarest und Györ, um Bildungsthemen zu forcieren. „Wir möchten aber auch im Bereich Wirtschaft wachsen“, formuliert sie eine andere Vision, deren Ansinnen es ist, Unternehmen aus der Region Rumänien als Investitionsstandort vorzustellen.

Ein weiteres Vorhaben, das konkretisiert werden soll, erläutert die zweite Vorsitzende Cristina Seeger. Demnach verstehe sich der Verein auch als Integrationsplattform, die neu hinzugezogenen Rumänen Hilfestellung geben möchte. Sei es bei Behördengängen und -telefonaten oder beim Erlernen von Deutsch. „Die Neuen brauchen als Erstes Informationen über Verwaltungsabläufe. Dieses Wissen und das Netzwerk hierfür haben wir. Wir unterstützen bei Anmeldungen, Firmengründungen, Krankenkassen-, Notarangelegenheiten und vorgelagerten Übersetzungen“, zählt sie auf. „Über unsere Internetseite, www.rf-ingolstadt.de hat jeder die Möglichkeit, sich an uns zu wenden.“ Auf der Webseite können Interessierte auch erfahren, wo der nächste deutsch-rumänische Stammtisch abgehalten wird. Dieser findet jeden ersten Montag im Monat statt. Eingeladen sind auch Nicht-Mitglieder.