Ingolstadt
Ein Fest der sinfonischen Blasmusik

Musikkorps der Bundeswehr bescherte den Besuchern im Festsaal des Stadttheaters einen unvergesslichen Abend

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Voller Einsatz: Das Musikkorps der Bundeswehr gab am Dienstagabend sein erstes Benefizkonzert zugunsten der DK-Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ in Ingolstadt - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Sinfonische Blasmusik in reinster Tonkultur – zu erleben ist das nicht alle Tage. Die Ingolstädter hatten am Dienstagabend im Festsaal des Stadttheaters wieder einmal die Möglichkeit dazu – beim 42. Benefizkonzert für die Lebenshilfe-Werkstätten der Region 10 im Rahmen der „Vorweihnacht der guten Herzen“ des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen.

22-mal hatte dieses Konzert in den vergangenen Jahren das Luftwaffenmusikkorps 1 aus Neubiberg bestritten, bevor es im März aufgelöst wurde. Die Soldaten machten ihre Sache 22-mal hervorragend, aber das, was sich da am Dienstag abspielte, sprengte alle klanglichen Dimensionen. Das Musikkorps der Bundeswehr, in dem die besten Instrumentalisten der Bundeswehr sitzen und dessen Hauptaufgabe es ist, auf höchstem künstlerischen Niveau zu wirken, hat nun das Konzert in Ingolstadt übernommen.

„Das ist der Beginn einer wunderbaren Tradition“, versprach General Heiko Krogmann, der Kommandeur der Pionierschule, bei seiner Begrüßungsrede. Die Schanzer dürfen sich in den nächsten Jahren also auf weitere musikalische Höhepunkte freuen.

Mit einem sinfonischen Blasorchester einen reinen, in der Dynamik perfekten, Klang zu erzeugen, ist sehr schwer. Das weiß jeder, der Blasmusik macht. Zu groß ist die Gefahr, dass die Töne ausbrechen und sich die Dynamik permanent am oberen Lautstärkepegel bewegt. Leise, zart und trotzdem mit vollem, ausdrucksstarken Klang zu musizieren – das ist die große Kunst, und die beherrscht das Musikkorps der Bundeswehr in Perfektion. Die drei Märsche – „Hoch Heidecksburg“, „König Ludwig II.“ und die „Kaiserjäger“ als Zugabe – sind alte Bekannte in der Militärmusik, aber bei diesem Orchester klangen sie ganz und gar nicht militärisch. Sie tendierten eher in Richtung dreiteilige Sinfonien. Mit virtuoser Leichtigkeit und Schwung interpretierte das Orchester unter seinem Dirigenten Oberstleutnant Christoph Scheibling ein Arrangement der „Carnival Overture“ von Antonin Dvorak. Für ein Amateurblasorchester eher unspielbar, flitzten hier die Finger der Holzbläser über die Instrumente wie bei David Garrett über die Geige oder bei Lang Lang über die Tasten des Flügels.

Das gute alte deutsche Volkslied würdigte das Orchester mit „Am Brunnen vor dem Tore“. Das Thema wurde zunächst von der Oboe vorgestellt, von der Klarinette übernommen, um dann von der für Blasorchester ungewöhnlichen Sopranblockflöte weitergeführt zu werden. Die Trommel hielt dabei einen träumerischen Grundrhythmus, der einem das Gefühl eines Adlers in der Luft vermittelte.

Dieses und weitere Volkslieder hat das Ensemble zusammen mit dem Kölner Knabenchor aufgenommen und für Blasorchester gesetzt hat die Lieder Musikkorpsklarinettist Guido Rennert, der auch den „Sound of Ireland“ zusammentrug. Hier kamen weitere ungewöhnliche Instrumente, wie die Flöten Tin Whistle und Irish Wooden Flute, einem Regenmacher sowie einem sonoren Bassflügelhorn zum Einsatz. Noch ein extra Arrangement hatten die Militärmusiker im Gepäck. Mit „A Rat Pack Tribute“ erweckten die Musiker Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin mit lässigen und liebreizenden Soli – insbesondere das von Sopransaxofon – zum Leben.

Höhepunkt des Abends allerdings war das absolut anspruchsvolle Originalwerk „Dances from Crete“ von Adam Gorb, der Bläsern schon durch seine „Jiddish Dances“ bekannt ist. In vier Sätzen, die mit einem geschirrzerschlagenden Sirtaki enden, zeigten die Musiker absolute technische, klangliche und interpretatorische Perfektion. Allerlei Klangrafinessen ließen dieses Werk zu einem Fest werden. „Dieses Stück ist zum Beispiel das, wonach ein Blasorchester wie das Musikkorps der Bundeswehr ständig sucht“, hatte Maestro Scheibling zuvor angekündigt. Ja, in der Tat, das ist es auch, wonach das Ohr eines Blasmusikfans sucht.