Ingolstadt
Der ewige Nikolaus

Audianer Josef Quass schlüpft seit Jahrzehnten in das Bischofsgewand

24.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Beim Audi-Weihnachtsmarkt ist Josef Quass mit Umhang, Mitra und Stab dabei - Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Mit seinem echten Namen kennen ihn schon viele Ingolstädter, vor allem die Audianer. Doch als Mann mit dem roten Umhang dürfte er fast bekannter sein. Seit Jahrzehnten ist Josef Quass in heiliger Mission unterwegs: als Nikolaus.

Im jugendlichen Alter bei den Pfadfindern von St. Pius im Viertel, bei den THW-Weihnachtsfeiern im voll besetzten Theaterfestsaal, später für ein Jahrzehnt auch auf dem städtischen Christkindlmarkt und quasi schon immer im Audi-Bildungswesen, wo der Wahl-Buxheimer als Haustechniker unterwegs ist.

Zu den vielen Einsätzen kommt inzwischen auch das Adventstreiben vor seiner Dienst-Haustüre. Auf dem viertägigen sozialen Weihnachtsmarkt des Audi-Betriebsrates, der morgen um 10 Uhr eröffnet wird, ist der Nikolaus natürlich ein unverzichtbarer Teil. „Wenn es passt, mache ich es immer gerne“, erzählt Quass, der sich ganzjährig auf seine Rolle vorbereiten kann. Er trägt den passenden Vollbart („Seit ich 21 bin“), den er im Advent sogar mit Silberspray einfärbte. Heute, im reiferen Nikolaus-Alter, ist das nicht mehr nötig.

Der Einsatz macht Quass großen Spaß. „Das ist was wirklich Schönes, der Kontakt mit den Leuten, der Bezug Eltern/Kinder, dass die miteinander reden.“ Der Nikolaus empfängt die Kinder längst, ohne ihnen die Leviten zu lesen. Schon gar nicht mit dem mahnenden Zeigefinger. „Ich sage den Eltern auch immer, dass ich nicht in fünf Minuten an Erziehung schaffen kann, was sie das ganze Jahr über nicht geschafft haben“, erzählt er lachend.

Der Bischof in seinem vollen Ornat ist ein Hingucker. Das Kostüm haben sich Quass und sein bester Freund, der inzwischen verstorbene Schulrat Michael Schels, gemeinsam Mitte der 1980er schneidern lassen. „Den Stoff haben wir extra in einem Geschäft für Priestergewänder in München geholt.“ Der rote Umhang ist edel und macht mit der Mitra (Bischofshut) und dem Stab großen Eindruck. Mit Respekt und ein bisschen Ehrfurcht, aber vor allem mit Neugierde kommen die Kinder auf ihn zu, wenn er auf dem Audi-Weihnachtsmarkt vorbeischaut – jeden der vier Tage für eine oder eineinhalb Stunden. „Ich will aber nicht, dass die Angst haben“, betont Quass, der den netten Nikolaus gibt. Einen Krampus hat der Bischof ja gar nicht an seiner Seite.

Der heilige Mann muss auch mit der Zeit gehen. Fotos mit den Kindern als Erinnerung für sie gehen natürlich immer. Der Audi-Betriebsrat stellt dazu auch extra eine Fotohütte auf, wo die Aufnahmen auch ausgedruckt werden. Ab und zu gesellen sich die Eltern dazu. Oder es kommen gar nur die Muttis zu ihm, wie es Quass erlebt hat. Lachend berichtet er davon.

Was sich in all den Jahren als Nikolaus aber nie geändert hat, sind die Geschenke. Morgen, bei der Eröffnung, trägt der Bischof wieder einen großen Sack bei sich. Die Schüler der Wilhelm-Ernst-Grundschule, die beim Auftakt dabei sind, dürfen als Erste zugreifen.