Ingolstadt
Der Trick mit dem Knick

Vorschläge von Stadtmitarbeitern helfen, Steuern zu sparen und Arbeitsbedingungen zu verbessern

11.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:19 Uhr

Stehauf-Poller: Ein Pfosten mit Knick-Fuß ersetzt am Holzmarkt den Poller, der zuvor ständig umgefahren und wieder eingebaut werden musste. Die Idee hatte Manfred Knust - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Besser geht es immer – deswegen ruft die Stadt Ingolstadt ihre Mitarbeiter auf, Verbesserungsvorschläge aller Art zu machen. Die Kollegen sind recht erfinderisch. Das freut die Stadtverwaltung und den Steuerzahler.

Die Aufgaben der Mitarbeiter des Ingolstädter Tiefbauamtes sind sehr vielseitig. In einer Sache haben sie allerdings ganz besonders viel Routine: Umgefahrene Betonpoller wieder aufstellen. Alleine ein Exemplar am Holzmarkt hat es zuletzt zu trauriger Berühmtheit gebracht, weil es jedes Jahr bis zu 50-mal umgelegt wurde. Zum Ärger der betroffenen Autofahrer und der Arbeiter des Tiefbauamtes, die den Stein jedes Mal wieder aufstellen mussten. „Teilweise mehrmals in der Woche“, berichtet Manfred Knust. Zwei Kollegen waren damit jedes Mal rund eine Stunde beschäftigt. Das nervt und es kostet Geld. Steuergeld.

Knust hat deswegen nach einer Lösung für das Problem gesucht. Im Internet ist er auf einen italienischen Anbieter gestoßen, der Knickvorrichtungen für Verkehrsschilder und Begrenzungspfosten anbietet. Wird ein Poller umgefahren, richtet er sich von selbst wieder auf. Die ideale Lösung für das Problem am Ingolstädter Holzmarkt. Knust brachte den Verbesserungsvorschlag ein. Vor rund einem Jahr wurde der Knick-Poller installiert. Umgefahren wurde er immer wieder, musste seitdem aber nie mehr vom Tiefbauamt aufgestellt werden. „Es ist immer noch der erste“, betont Knust. Mittlerweile sei der Mechanismus auch an anderen Stellen im Stadtgebiet installiert. So gibt es in der Elisabethstraße und in der Simon-Mayr-Straße Verkehrsschilder, die wie Slalomstangen umkippen können, wenn ein Auto dagegenfährt. In Zukunft sollen noch weitere Schilder in der Stadt knickbar werden, kündigt Knust an. „Dellen im Autoblech lassen sich so allerdings nicht verhindern“, betont der 57-Jährige.

Knust ist nicht der einzige Mitarbeiter der Stadt, der im vergangenen Jahr eine gute Idee hatte. 112 Verbesserungsvorschläge sind bei der Stadtspitze eingegangen. Solche, die den Service der Stadt verbessern – etwa, dass Karten für das Freibad künftig auch schon für den Folgetag gekauft werden können und Besucher so nur einmal anstehen müssen – und andere, die die Arbeitsbedingungen für die Stadt-Mitarbeiter erleichtern, zum Beispiel durch die Optimierung von Abläufen oder der Anschaffung neuer Werkzeuge. Manchmal geht es auch um Kostenersparnis. So hat etwa ein Kollege festgestellt, dass eine bestimmte Sorte Abfallholz, die beim Gartenamt anfällt, als Rohstoff Abnehmer findet und deswegen verkauft werden kann.

Christian Lösel, Personalreferent der Stadt Ingolstadt, schätzt, dass in den vergangenen drei Jahren, seit die 2300 Mitarbeiter der Stadt vermehrt um Verbesserungsvorschläge gebeten werden, Einsparungen von rund 40 000 Euro erzielt wurden. „Wir wollen das weiter ausbauen“, kündigt er an. Schließlich seien die Ideen aus der Praxis oft die besten. Manchmal sind es aber auch Beschäftigte aus ganz anderen Abteilungen oder Kollegen, die aus der Wirtschaft zur Stadt wechseln, die mit einem neuen Blick auf alte Probleme Lösungen finden.

Alle Verbesserungsvorschläge werden von einer vierköpfigen Kommission bewertet. Dabei weiß die Jury nicht, wer einen Vorschlag gemacht hat. Die Ideen werden auf ihre Machbarkeit überprüft und, wo möglich, umgesetzt. Was nicht sofort zu realisieren ist, wird auf Wiedervorlage gelegt. „Keine Idee geht verloren“, versichert Lösel.

Von den Neuerungen profitiert nicht nur der Steuerzahler, sondern auch der Ideengeber. Wer einen quantitativen Vorschlag gemacht hat, also einen, bei dem Geld gespart wird, wird ein Jahr lang an der eingesparten Summe beteiligt. Sogenannte qualitative Verbesserungen werden nach einem Punktesystem bewertet und ebenfalls vergütet.