Ingolstadt
Der Ruhestand muss warten

Auch unter einem neuen OB werden Genosko und Wittmann wohl noch eine führende Rolle spielen

19.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:00 Uhr

Zwei aus dem CSU-Führungstrio: Fraktionschef Joachim Genosko (links) und Stadtkämmerer Albert Wittmann werden beide wieder auf der Stadtratsliste kandidieren. Arch - fotos: Herbert

Ingolstadt (DK) „Wir machen gemeinsam weiter oder hören gemeinsam auf.“ Dieser Satz von CSU-Fraktionschef Joachim Genosko aus einem früheren DK-Interview gewinnt nach der Rückzugsankündigung des OB neue Aktualität. Was hat das christsoziale Führungstrio im Rathaus nach der Wahl 2014 vor?

Genosko (64), Alfred Lehmann (63) und Bürgermeister Albert Wittmann (60) sind in einem Alter, in dem sich zwangsläufig Gedanken über den politischen Ruhestand einstellen. Bei OB Lehmann haben sie zu dem bekannten Ergebnis geführt, dass er sich im März 2014 nicht mehr zur Wahl stellt.

Dass aber damit kein kompletter Rückzug aus der Ingolstädter Kommunalpolitik verbunden ist, scheint für Kämmerer Wittmann ausgemachte Sache zu sein. „Wir gehen alle drei auf die CSU-Stadtratsliste, wir machen alle drei weiter“, sagte der Finanzbürgermeister dem DK. Und schickte gleich hinterher: „Wir brauchen ihn dringend.“ Lehmann verfüge über eine Kompetenz, die kein anderer im Stadtrat aufzuweisen habe. „Das ist auch für den neuen Oberbürgermeister eine starke Unterstützung.“

Wittmann – engster Mitarbeiter des amtierenden Rathauschefs – hat nach eigenen Angaben vor den Pfingstferien von den Überlegungen Lehmanns erfahren, auf eine dritte Kandidatur zu verzichten. „Der Posten des OB fordert extrem“, ist sich der Kämmerer bewusst, „da hast du nicht die Zeit, dich am Wochenende zu regenerieren.“ Deshalb müsse Lehmanns Entscheidung respektiert werden, „auch wenn es der Partei und der Fraktion lieber gewesen wäre, wenn er noch mal antritt“. Wäre dann nicht er, Wittmann, als langjähriger Weggefährte der erste Kandidat für die Nachfolge im nächsten Jahr gewesen? „Ich habe“, versichert der Kämmerer, „nie einen Gedanken darauf verschwendet, OB zu werden.“

Aber auch über 2014 hinaus Chef der städtischen Finanzen zu bleiben, das kann sich der Bürgermeister offenbar gut vorstellen. „Wenn sich die Konstellation so ergeben würde, wäre ich der Letzte, der sich verweigert, aber ich strebe das nicht an.“ Mehrfach beteuert Wittmann, dass er Christian Lösel als OB-Kandidaten der CSU „nach allen Kräften unterstützen“ wolle. Er nimmt sogar für sich in Anspruch, den Hoffnungsträger gewissermaßen für seine Partei „gerettet“ zu haben. Denn vor vielen Jahren habe Lösel nach Querelen innerhalb der Jungen Union schon aufhören wollen. Auf Anraten Wittmanns sei er dann zum CSU-Ortsverband Etting gewechselt. „Damals habe ich gedacht, aus dem kann mal was werden“, erinnert sich der 60-Jährige, der möglicherweise ab 2014 gemeinsam mit einem Oberbürgermeister regiert, der noch keine 40 Jahre alt ist. „Momentan fühle ich mich topfit.“

Bei Joachim Genosko klingt das alles etwas vorsichtiger. „Für meine Person kann ich nur sagen, dass ich Ende der nächsten Wahlperiode mit Sicherheit nicht mehr Fraktionsvorsitzender sein werde“, lässt er den DK wissen. Im Klartext: Spätestens zur Mitte der Periode ist bei der CSU ein Wechsel fällig. „Irgendwann muss es gut sein, dann müssen die Jungen ran.“ Genosko zufolge gibt es derzeit aber noch beide Überlegungen: Wachablösung in der Fraktion gleich nach der Wahl oder einige Jahre Kontinuität mit der bisherigen Führung.

Generationswechsel ist auch für Albert Wittmann das entscheidende Stichwort. Die Weichen seien gut gestellt, glaubt der Politiker. Allerdings: „Die Stadt verliert einen der fähigsten Oberbürgermeister, die es in ganz Bayern gibt. Es war nicht einfach, in die Fußstapfen eines Peter Schnell zu treten.“