Ingolstadt
Schritt für Schritt an die Donau

Im Baureferat arbeitet man an einer Strategie, den Ingolstädtern den Zugang zum Fluss zu erleichtern

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

Ingolstadt (DK) Ist Ingolstadt wirklich eine Stadt an der Donau oder fließt der Strom einfach nur vorbei? Im Referat für Stadtentwicklung arbeitet man gerade an einem Maßnahmenkatalog, um die Ingolstädter ihrem Fluss näherzubringen. Ideen liefert die Vision vom "Donauloop".

In den Bemühungen, die Donau mehr in das Bewusstsein der Ingolstädter zu rücken und ihnen den Zugang zum Fluss vor ihrer Haustür zu erleichtern, ist in den vergangenen Jahren einiges geschehen. Unter anderem wurde der so genannte Donaustrand im Konradviertel angelegt, am Nordufer laden Stufen zum Verweilen ein, und am Baggersee schlängelt sich der Wasserspielplatz Donauwurm.

Zuletzt allerdings, so sehen es zumindest die Grünen, ist die städtische Strategie, Ingolstadt zu einer echten Stadt an der Donau zu machen, "nicht mehr richtig im Fluss", wie es in einem Stadtratsantrag der Grünen-Fraktion vom Juni dieses Jahres heißt. Sie forderte deswegen eine "Reaktivierung der Donaustrategie". Dem Ansinnen hat der Stadtrat in seiner Sitzung grundsätzlich zugestimmt und die Angelegenheit zur vertieften Diskussion in den zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung verwiesen.

Konkrete Vorschläge liegen freilich schon länger vor. 2012 haben Silvia Benedito und Alexander Häusler vom Architekturbüro Oficinaa im Auftrag der Stadt ein Konzept erarbeitet. "Donauloop" haben die in Harvard lehrende Stadtplanerin und der Ingolstädter Architekt ihre Vision von einem zwölf Kilometer langen Rundweg mit mehreren Stationen an beiden Donauufern genannt. Die Ausarbeitung hat internationale Beachtung gefunden. Die Studie wird derzeit in der Münchener Architekturgalerie gezeigt. Gerade wurde die Ausstellung bis zum 16. September verlängert.

In Ingolstadt wurde das Konzept bereits 2014 im Museum für Konkrete Kunst gezeigt, erste Ideen zur Bürgerbeteiligung wurden diskutiert. Danach verschwand die Idee - wohl auch vor dem Hintergrund der städtischen Sparmaßnahmen nach dem Dieselskandal - zunehmend aus dem Bewusstsein der Entscheidungsträger. Umgesetzt wurde lediglich ein kleiner Teil: die "Lichtungen" am Südufer unweit des Pegelhäuschens. Gelb markierte Baumstämme weisen den Weg über acht kleine Lichtungen, auf denen Sitzgelegenheiten errichtet wurden, die an Baumstümpfe erinnern. Dabei ist es bisher geblieben.

Mit dem Stadtratsbeschluss komme nun wieder Schwung in die Sache, freut sich Petra Kleine, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Auch wenn sicher nicht alle Ideen des "Donauloops" umgesetzt werden könnten, seien die Visionen von Beobachtungstürmen, angelegten Inseln mit Fußgängerbrücken, einem Donaupark und Liegewiesen doch eine "wunderbare Inspiration", findet sie.

Derzeit ist das Referat VII - Stadtentwicklung und Baurecht damit beschäftigt, einzelne Vorschläge aus dem Konzept des "Donauloops" auf Machbarkeit zu überprüfen, heißt es von der Stadt. Dazu werden auch Biologen und Naturschützer gehört. Immerhin ist etwa der Donau-Auwald am südlichen Ufer zwischen Glacis- und Konrad-Adenauer-Brücke als wertvolles Biotop kartiert. Ziel sei, bis Dezember dieses Jahres Maßnahmen zu entwerfen, die dann in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden, erklärt Ingrid Schmutzler, Sprecherin der Stadt Ingolstadt.

In einem ersten Vorstoß haben die Freien Wähler bereits einen konkreten Vorschlag für eine Umgestaltung des Uferareals westlich der Konrad-Adenauer-Brücke gemacht. Er sieht vor, das vorhandene Buschwerk auszulichten, den bestehenden Trampelpfad auszubauen und auf Höhe des Parkplatzes der Berufsschule einen Zugang zur Donau zu schaffen. Der Landesbund für Vogelschutz, der Bund Naturschutz und andere Umweltschützer haben bereits Alarm geschlagen.

"Hier muss ein Spagat zwischen den Interessen der Menschen und der Natur gelingen", erklärt Kleine. Sie rät, die Expertisen der Spezialisten abzuwarten, bevor über konkrete Maßnahmen diskutiert werden könne. Bei der Stadt gibt man sich jedenfalls zuversichtlich, einen "guten Kompromiss" zu finden, versichert Schmutzler. Als Nächstes sollen dann die Situation an der Donaubühne und dem Donaustrand genauer betrachtet werden. Dem zentrumsnahen Nordufer wird man sich widmen, wenn die Entscheidung über Ort und Gestaltung der Kammerspiele getroffen ist, erklärt Schmutzler. Anhand der Vorschläge des "Donauloops" werde man sich nach und nach mit den einzelnen Maßnahmen beschäftigen. "Man kann darüber nicht im Ganzen entscheiden." Der Weg an die Donau erfolgt für Ingolstadt also Schritt für Schritt.