Ingolstadt
"Ich fühle mich wie ein Glückspilz"

Eva-Maria Atzerodt wurde gestern der Kulturpreis der Stadt Ingolstadt verliehen

19.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Strahlende Preisträgerin: Eva-Maria Atzerodt nahm gestern die Kulturpreis-Urkunde aus den Händen des Oberbürgermeisters Christian Lösel entgegen. Zur Verleihung im Alten Rathaus war auch ein früherer Weggefährte gekommen: Roland Glassl, der in Ingolstadt geborene, vielfach prämierte Solist und Kammermusiker, war extra aus Frankfurt angereist, um Atzerodt zu Ehren drei Stücke mit seiner Viola zu spielen. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Ihr Leben gilt der Musik - und weil sie seit Jahrzehnten auch andere dafür zu begeistern weiß, hat Eva-Maria Atzerodt gestern Abend den diesjährigen Kulturpreis der Stadt Ingolstadt verliehen bekommen.

Die Überraschung war gelungen: Als die zahlreichen Ehrengäste schon mit dem Gang zum abschließenden Büffet rechneten, bat Oberbürgermeister Christian Lösel sie und die Preisträgerin ins Treppenhaus des Alten Rathauses - wo schließlich ein Chor für Eva-Maria Atzerodt den Choral "Frisch gesungen" von Friedrich Silcher sang. Atzerodt bedankte sich für die rührende Einlage.

Eine noch größere Überraschung war für sie die Verleihung des Preises gewesen, wie sie den Zuhörern vorher im Sitzungssaal verraten hatte. Als kulturbeflissene Stadträtin gehört sie zum Auswahlgremium des Preises. Und als die entscheidende Sitzung anstand, sei sie schon sehr gespannt gewesen, wer denn diesmal ausgezeichnet werde, sagte sie. Doch dann habe sie der CSU-Fraktionsvorsitzende Joachim Genosko gebeten, einen Ersatz zu finden, weil sie ja schwerlich über sich selbst abstimmen könne, erzählte sie dem lachenden Publikum.

Die Entscheidung ist eine gute Wahl: Seit Jahrzehnten ist die 1968 geborene Eva-Maria Atzerodt in der städtischen und regionalen Kulturszene zu Hause. Schon als Studentin übernahm sie 1990 die Leitung des Jugendkammerchors, 1992 gewann der Chor den weltweit berühmtesten Rundfunkwettbewerb "Let the people sing" in Vancouver, es blieb bei Weitem nicht der einzige Preis. Seit 2013 leitet sie den Ingolstädter Motettenchor, sie gründete die Ingolstädter Nachtigallen für Kinder und Jugendliche, und sie ist Vorsitzende des Ingolstädter Konzertvereins sowie Landesbeauftragte für Schulchöre in Bayern. Dazu kommen Mitgliedschaften in gut 20 weiteren Vereinen, die Stadtratstätigkeit seit 1996 und die Stelle als Musiklehrerin am Reuchlin-Gymnasium, mit der sie die Nachfolge ihres pensionierten Vaters - selbst eine Koryphäe des Kulturlebens in der Stadt - antrat. Oberbürgermeister Lösel würdigte sie als "Vollblutmusikerin", als "Leuchtturm in der Stadt", der das musikalische Leben in der Stadt nachhaltig geprägt habe.

Eva-Maria Atzerodt bedankte sich bei Lösel für die Laudatio und bei ihren Eltern, "die mich seit meiner Kindheit begleitet und gefördert haben". Genauso bereite es ihr immer noch Freude, junge Menschen für die Musik zu begeistern. Auch die Arbeit im Konzertverein und ihre anderen Tätigkeiten bereicherten sie. "Aber ohne funktionierendes Team würde es nicht funktionieren. Ich fühle mich heute wie ein Glückspilz", sagte sie. Atzerodt erinnerte an die vielen Ehrenamtlichen, die die Kultur in Ingolstadt ausmachten. "Sie ist maßgeblich von Idealisten geprägt. Es steht der Politik immer gut an, das anzuerkennen und zu benennen."