Ingolstadt
Behördliches Gezwitscher

Ingolstädter Polizeipräsidium meldet sich nun in den sozialen Netzwerken zu Wort

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

"Das Verhalten des Bürgers lenken": Das nehmen sich der Geisenfelder Andreas Aichele, die Grafikerin Kathrin Schulz aus Großmehring und Peter Grießer (v. l.) als Social-Media-Team des Polizeipräsidiums für gewisse Situationen vor. Zur Öffentlichkeitsarbeit dienen aber auch Videos oder historische Fotos. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Das Polizeipräsidium in Ingolstadt mit seinen Dienststellen in der gesamten Region gehört nun auch zum Kreise der Facebook- und Twitter-Nutzer. Die Behörde will die Bürger noch direkter mit schnellen Infos versorgen - und im Zweifelsfall auch kursierende Falschmeldungen richtigstellen.

Die sozialen Medien waren in den vergangenen Jahren für die Polizei vor allem ein wiederkehrender Tatort, der ihr mit dort ausgeführten oder angekündigten Straftaten viel Arbeit bescherte und beschert. Aber auch als Ermittlungsmittel zur Informationsgewinnung ist es nicht ganz ungeeignet. Gerade die vergangenen Monate mit dem Amoklauf in München und dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin haben aber auch gezeigt, wie die Sicherheitsbehörden die Netzwerke wie Twitter oder Facebook außerdem für sich nutzen können: zur Moderation in aktuellen Krisenlagen. Nun will natürlich niemand einen dieser beispiellosen Anschläge hier in der Region Ingolstadt erleben müssen. Aber auch einige Kategorien darunter sind die polizeilichen Twitterer und Facebook-Poster gefragt: Wenn sie den Bürger beim Stau nach der Massenkarambolage auf der Autobahn informieren, die Menschen bei Großdemos oder die Massen bei Fußballspielen und anderen Ereignissen leiten. Dazu gibt es Warnungen vor Neppern, Schleppern, Bauernfängern oder konkrete Präventionstipps. Dafür ist das gerade aufgestellte Social-Media-Team des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zuständig, das die behördlichen Nachrichten in die Welt zwitschert oder postet.

Das bisher dreiköpfige Team mit den Pressesprechern Peter Grießer und Andreas Aichele sowie Grafikerin Kathrin Schulz betreut von Ingolstadt aus die gesamte Region. "Für uns ist das zunächst ein weiterer Kanal zur Pressearbeit", erklärt ihr Chef, Hans-Peter Kammerer, der das Präsidialbüro leitet. Über die sozialen Netzwerke erreicht auch die Polizei ein Publikum, "das wir bisher mit den Botschaften und Infos vielleicht nicht erreichten - und dazu noch schneller und direkter", sagt Grießer. Die Resonanz ist bereits beachtlich. Nur wenige Tage nach dem Start hat die Facebook-Seite schon fast 2600 Likes bekommen, die Reichweite sind somit weit mehr als 200 000 Menschen.

Die haben damit auch den direkten Online-Draht zu den Beamten. "Für den Bürger ist das auch eine einfache Möglichkeit, mit uns ins Gespräch zu kommen", sagt Aichele. Leute fragen schon einmal, ob sie als Zeuge eines Diebstahls den Täter festhalten dürfen, wann die blauen Uniformen kommen oder anderes aus dem Polizeialltag. Die digitale Welt erfordert auch einen anderen Tonfall bei den Beiträgen. "Wir bleiben erkennbar Behörde, aber wir präsentieren eine Lockerheit, wenn auch keine Lächerlichkeit", sagt Aichele.

Trotz aller neuen Nähe: Was sich die Bürger nicht vom neuen Kanal erwarten dürfen, sind schnellere und detaillierte Einblicke in die Ermittlungen der Polizei zum Beispiel bei Gewaltverbrechen. Die Liveschaltung zum Tatort wird es also verständlicherweise nicht geben. Wenn die Fakten zusammengetragen sind, wird wie bisher auch ein Pressebericht ausgesendet.

Sehr wohl schaltet sich die Polizei aber schnell ein, sollten in solchen oder anderen Fällen - wie schon mehrfach erlebt - irgendwelche Falschmeldungen kursieren. Ein Phänomen, das gerade in den sozialen Netzwerken laufend vorkommt - was gezielt gestreute sogenannte Fake News sogar noch krönen.

Ausdrücklich weisen die Social-Media-Polizisten darauf hin, dass über die neuen Kanäle keine Anzeigen angenommen werden. "Das ist kein Instrument der Notrufannahme oder eine Internetwache", sagt Aichele. Die Polizei fordert auf, "alle eiligen Infos weiterhin über den Notruf 110 an uns durchzugeben", sagt Grießer. Bei 600 bis 700 Notrufen aus dem gesamten Einsatzgebiet auch völlig nachvollziehbar.