Ingolstadt
Brauereien geben sich gelassen

Produzenten in der Region beziehen Gerste und Malz von bayerischen Lieferanten Umfangreiche Tests sollen Sicherheit gewährleisten

25.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Blick ins Sudhaus einer Bierbrauerei. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Beim Riedenburger Brauhaus Michael Krieger gingen gestern Vormittag bereits die ersten Nachfragen zu möglichen Glyphosat-Rückständen im Bier ein. Doch Michael Krieger kann Entwarnung geben: "Bei uns kann nichts sein." Seit Jahren beliefert ein fester Produzentenkreis aus der Region die Brauerei.

Angebaut wird nach Richtlinien des Ökolandbaus - also frei von Pestiziden. "Zudem finden jedes Jahr zur Getreide- und Hopfenernte Kontrollen statt, bei denen ein großes Spektrum an Pestiziden getestet wird", sagt Krieger.

Auch die Pyraser Landbrauerei in Thalmässing (Landkreis Roth) erhält ihre Gerste beziehungsweise das fertige Malz aus der Region. Auf Pestizide getestet wird dann nach der Lieferung im eigenen Labor. "Das ist für uns wichtig, denn unsere Kunden legen großen Wert auf Qualität und Regionalität", sagt Alexander Schwab, verantwortlich fürs Marketing. Überrascht haben ihn die gestern vorgestellten Ergebnisse des Umweltinstituts München allerdings nicht, "denn Glyphosat ist fast überall nachweisbar, also auch im Bier". Das Umweltinstitut habe für seine Tests das richtige Produkt gewählt, denn bei Bier sei die Aufmerksamkeit gewiss. "Aus unserer Sicht sollte die auf EU-Ebene in der Diskussion stehende Verlängerung der Glyphosat-Zulassung nicht gewährt werden", betont Schwab.

Braumeister Alexander Büch von der Müllerbräu in Pfaffenhofen verweist auf das Monitoringsystem für Braumalz. Dort werde alles genau getestet. Müllerbräu selbst bezieht nur Gerstenmalz aus bayerischem Anbau. Wichtig ist Alexander Büch bei der ganzen Diskussion, die Relationen im Auge zu behalten. "Um eine gesundheitlich bedenkliche Menge aufzunehmen, müsste ein Erwachsener am Tag etwa 1000 Liter Bier trinken." Und auch wenn beim Braugetreide kein Glyphosat verwendet werde, könnten schon mal Spuren über benachbarte Felder eingetragen werden.

Ungewöhnlich bei der Studie des Umweltinstituts ist das Nord-Süd-Gefälle - im Norden ist die Konzentration an Glyphosat im Bier oft deutlich höher. "Das liegt wohl daran, dass das Spritzmittel bei uns im Süden seltener eingesetzt wird", sagt Johannes Jung, Braumeister bei der Privatbrauerei Hofmühl in Eichstätt. "Insofern leben wir fast auf einer Insel der Glückseligen." Hofmühl bekommt mehr als 90 Prozent seines Malzes aus dem Augsburger Raum und aus Neuburg. "Das Ergebnis der Untersuchung ist nicht erschreckend, so hart das klingen mag, denn wir sprechen von einem zugelassenen Herbizid, bei dem es keine Überschreitungen gegeben hat", sagt Jung.

Auch die Ingolstädter Nordbräu verwendet Malz von heimischen Mälzereien. Besonders hervorzuheben sei, dass ein Großteil der Gerste schon seit Jahren von der Gutsverwaltung Oberhaunstadt angebaut wird, hieß es gestern. Dort werde das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, beim Getreideanbau nicht verwendet, teilte die Brauerei weiter mit. Auch das zu Brauzwecken verwendete Wasser unterliege kontinuierlichen Probenahmen.

Für Rainer Knauer von der Kleinbrauerei Canada in Obermauerbach (Landkreis Aichach-Friedberg) ist es entscheidend, herauszufinden, wie das Glyphosat ins Bier kommt. Erst wenn der genaue Weg bekannt sei, könne man entscheiden, was getan werden müsse und wo man die Braugerste oder das Malz am besten kaufe. "Ich beziehe das Malz über die Brauerei Kühbach, die es wiederum aus Bamberg erhält."