Ingolstadt
Blumen für "Miss Marple"

Enkeltrick nicht mit Margarethe Meyer – Polizei ehrt couragierte Rentnerin

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr
Erster Kriminalhauptkommissar Helmut Fink (links) und Kriminaldirektor Alfred Grob ehren Margarethe Meyer. −Foto: Polizei Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Es sollte ein Enkeltrick sein – aber nicht mit Margarethe Meyer. Die Frau aus Großmehring reagierte goldrichtig, als im Juli ihre vermeintliche Enkelin angerufen hatte und Geld wollte. Und half der Polizei dabei, die Betrüger zu überführen. Jetzt gab es Blumen für „Miss Marple“.

Der Chef der Ingolstädter Kripo, Kriminaldirektor Alfred Grob, bedankte sich bei Margarethe Meyer für ihre engagierte Mithilfe bei der Festnahme eines Trickbetrügers. In den Räumen der Kriminalpolizei in Ingolstadt sprach Grob ihr seine Anerkennung aus und überreichte als Dankeschön eine Urkunde, einen Blumenstrauß und einen Geldbetrag.

Im Juli meldete das Polizeipräsidium eine nicht alltägliche Festnahme eines sogenannten Enkeltrickbetrügers. Eine unbekannte Frau hatte die 67-jährige Rentnerin aus Großmehring angerufen und – wie bei solchen Enkeltrickanrufen üblich – mit den Worten „Rate mal, wer dran ist“ das Gespräch eröffnet. Im weiteren Verlauf hatte sie sich dann als Enkelin „Josefine“ ausgegeben und eine finanzielle Notlage bezüglich eines Wohnungskaufs vorgetäuscht. Sie bat die „Oma“ um finanzielle Unterstützung in Form eines fünfstelligen Eurobetrages.

Wie sich aber später herausstellte, waren die Betrüger an die falsche „Oma“ geraten. Die Großmehringerin hatte bereits vor ein paar Monaten einen ähnlichen Anruf erhalten. Deshalb reagierte sie bei diesem Telefonat absolut „cool“ und im Stil der englischen Krimi-Heldin Miss Marple, wie Grob lobend erwähnte. Sofort verständigte sie von ihrem Handy aus per Notruf die Polizei. Die Frau setzte die Ratschläge und Anleitungen der Beamten der Kripo, die zudem umgehend eine Fahndung einleiteten, vorbildlich um. Letztlich endete die Polizeiaktion mit der Festnahme des Geldabholers, mit dem die Großmehringerin zuvor die Übergabe von 10 000 Euro vereinbart hatte. Der 22-jährige Tatverdächtige befindet sich seither in Untersuchungshaft.

Um Margarethe Meyer in angemessenem Rahmen für ihre Unterstützung zu danken, hatte sie der Kripo-Leiter nun zu einer Gesprächsrunde mit den am Einsatz beteiligten Beamten eingeladen. Alfred Grob betonte, mit wie viel „Mut, Cleverness und großem Kommunikationsgeschick“ Margarethe Meyer agiert hatte, ohne deren Zutun der Täter nicht hätte dingfest gemacht werden können. Die Großmehringerin ihrerseits bedankte sich bei den Kriminalbeamten für die „Regieanweisungen“, wenngleich sie einräumte, dass sie sich zwar nach außen hin gelassen zeigte, aber innerlich doch sehr nervös war.

Wie sich im Laufe der weiteren Ermittlungen der Kriminalpolizei ergab, besteht der Tatverdacht, dass der Inhaftierte zusammen mit seinen Komplizen für ähnliche Taten im Bundesgebiet und dem Ausland infrage kommen könnte. Die Ermittlungen dauern an.

Die Polizei meldet auch einen aktuellen Fall: Am Donnerstagnachmittag hatten gleich zwei Seniorinnen Anrufe von vermeintlichen Enkeln erhalten. Beide Male reagierten die Opfer richtig. Eine der Geschädigten verwies in Geldfragen auf ihre Tochter, die zweite Frau entlarvte den Anruf sofort als Betrug. In beiden Fällen beendeten daraufhin die falschen Enkel die Telefonate.

Der Enkeltrick ist eine besonders hinterhältige Form des Betruges, der für Opfer existenzielle Folgen haben kann, betonen die Polizeibeamten.