Ingolstadt
Audis große Vorratskammer

Der 20. Geburtstag des Güterverkehrszentrums wird am Samstag gefeiert – Die nächsten Bauprojekte stehen auch schon an

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Foto: Horst Schalles

Ingolstadt (DK) Aus einer grünen Fläche ist einer der größten und modernsten Logistikparks in Europa geworden. Aus ursprünglich zwei Hallen und einer Container-Verladestation wuchs das Güterverkehrszentrum (GVZ) mit Audi zu einem gewaltigen Projekt heran. Am Samstag gibt es einen Tag der offenen Tür.

Einen Bauernhof umsiedeln? Kein Problem. Eine gerade erst gebaute Straße wieder verlegen? Keine Frage. Erstmals ein Hochkreisel in Bayern als Anbindung? Gerne. Das größte Gebäude der Stadt in Rekordzeit? Selbstverständlich. Für das Güterverkehrszentrum im Ingolstädter Nordwesten geht das alles – und noch viel mehr.

Die größte Wirtschaftsförderungsmaßnahme der Stadt wird 20 Jahre alt und hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die kaum für möglich gehalten wurde – weil sie mit dem ebenfalls unfassbaren und hart erarbeiteten Aufstieg von Audi zur Weltmarke einhergeht. „Kaum einer vermochte vor 20 Jahren diese Entwicklungsdynamik vorhersagen“, sagt Norbert Forster, der Geschäftsführer der städtischen Tochter IFG, die das Güterverkehrszentrum aufgebaut und stetig erweitert hat.

Als Audi vor mehr als 20 Jahren den Audi A 3 ins Programm nahm, wollte und musste der Autobauer den damaligen Container-Verladebahnhof am Nordbahnhof erweitern – es fehlte der Platz. Also kam damals schon der große und visionäre Schlag: Zusammen mit zwei ersten Logistikhallen wurde das Anlieferterminal direkt an der Ettinger Straße mehr oder weniger auf der grünen Wiese neben den Parkplätzen errichtet. 300 000 Autos baute Audi seinerzeit in Ingolstadt. Inzwischen hat sich diese Zahl im Stammwerk mehr als verdoppelt. Sogar vervielfacht hat sich das GVZ dadurch, das sich über 118 Hektar (etwa 170 Fußballfelder) erstreckt. Die 25 Zulieferer und Logistiker in den inzwischen 16 Hallen beschäftigen rund 5500 Mitarbeiter – zusätzlich zu den aktuell mehr als 40 000 Audianern.

Fast eine halbe Milliarde Euro hat die IFG im GVZ verbaut – oder „in die Zukunft unseres Standortes investiert“, wie Forster sagt. Während zunächst nur die Stadt Ingolstadt über ihre „Industrieförderungsgesellschaft“ zahlte, ist inzwischen Audi über die gemeinsame Tochterfirma LGI stark in die Verantwortung getreten und betreibt über die LGI sieben der Hallen im GVZ. Wobei Forster das finanzielle Risiko der Stadt relativiert. „Es gab noch nie Leerstand. Und wenn es Leerstand gäbe, müsste Audi ihn füllen“, erklärte der Geschäftsführer die Vertragslage.

Aus dem GVZ wird das Audi-Werk über die bekannten JIT-Züge beliefert. Rund 5000 Fahrten der kleinen Elektrozugmaschinen mit Autoteilen auf Anhängern gibt es laut Forster täglich. Sie bringen den Nachschub „Just In Time“, also genau pünktlich an das Montageband im Werk, um Lagerkosten zu verhindern. Die Zahl der täglichen Fahrten wird weiter steigen, da auch nach 20 Jahren die Planungen für das GVZ alles andere als abgeschlossen sind. Im Gegenteil: „So steht unter anderem der nächste Hallenbau in den Startlöchern“, erklärt IFG-Chef Forster. Mit der Halle B soll im Oktober begonnen werden. Sie wird, wie der Name andeutet, nahe ans Werk kommen – auf den Schichtparkplatz an der Ecke Furtwängler/Ettinger Straße.

„Unser globaler Expansionskurs“, sagt Audi-Produktionsvorstand Hubert Waltl, „wäre ohne diesen Logistikpark, ohne die hiesigen Lieferanten und ohne den starken Rückhalt unserer Heimatregion in dieser Form nicht realisierbar.“

Weitere lobende Worte von hochrangigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft gibt es am Samstag um 11 Uhr beim offiziellen Festakt zum Jubiläum. Er ist mit einem Tag der offenen Tür verbunden. Zwischen 10 und 16 Uhr bieten die GVZ-Firmen bei Führungen und Vorträgen Einblick in die Arbeit. Treffpunkt dafür ist die Halle J, das „Hotel im GVZ“.