Ingolstadt
Gutes Deutsch ist der Anfang von allem

IHK-Veranstaltung zur Integration von Asylbewerbern in Ausbildung: Unternehmer und Lehrlinge berichteten

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

An Themeninseln diskutierten die Gäste mit Vertretern des IHK-Integrationsteams (hier Stefanie Gutzeit, links) darüber, was sie in Sachen Integration besonders herausfordert. - Foto: IHK

Ingolstadt (DK) Rund 150 Flüchtlinge erhalten derzeit eine Ausbildung in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistung in der Region Ingolstadt. Das berichtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. Das Gremium betont in der Mitteilung: "Ihnen eröffnen sich damit vielfältige Perspektiven." Seit über einem Jahr steht den ausbildenden Unternehmen dabei das Integrationsteam der IHK als Lotse zur Seite. Die Veranstaltung "Erfolgreiche Integration von Geflüchteten in Ausbildung" lud jetzt zum Informations- und Erfahrungsaustausch in die IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt ein.

In Vorträgen, Workshops und Diskussionen tauschten sich die rund 30 Teilnehmer - unter ihnen Firmenchefs, Ausbildungs- und Personalverantwortliche, sowie Vertreter der regionalen Agenturen für Arbeit und Jobcenter - über die Faktoren für eine gelungene Integration über eine Ausbildung aus. Im Mittelpunkt stand dabei die berufsbezogene Sprachförderung.

Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, betonte, dass gerade der Spracherwerb für Geflüchtete nach wie vor eine große Hürde darstellt. Um eine Ausbildung erfolgreich zu beenden, um Berufsalltag, Berufsschule, Zwischen- und Abschlussprüfungen zu meistern, sei das Sprachniveau B1 / B2 die zwingende Voraussetzung. Für Betriebe und für die Asylbewerber sei es daher wichtig, für den Spracherwerb Unterstützung zu suchen und sich dazu auch mit regionalen Partnern und Initiativen zu vernetzen.

Praktische Impulse zur Förderung des Spracherwerbs lieferte Anke Romani vom Projekt "Berufsbezogenes Deutsch" der Münchner Volkshochschule. Sie beleuchtete die Verwendung von Sprache am Arbeitsplatz näher und plädierte dafür, die Kommunikation durch bild- und symbolhafte Ausdrücke oder mit Hilfe einfach formulierter Sätze zu erleichtern.

Viele Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, sich mit den IHK-Integrationsexperten nicht nur über Sprachförderung, sondern auch über rechtliche Fragestellungen, finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten sowie das Meistern von interkulturellen Herausforderungen am Arbeitsplatz auszutauschen.

Wie es in der Praxis aussieht, wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion mit Ausbildungsverantwortlichen und Asylbewerbern aus zwei Betrieben in der Region deutlich. Denise Amrhein, Chefin des Hotels Fuchsbräu in Beilngries, bezeichnete es als "Glücksfall", dass sie einen jungen Mann mit guten Deutschkenntnissen in die Ausbildung übernommen habe. In der Gleichbehandlung all ihrer Azubis sieht sie das Erfolgsrezept für die bislang gelungene Integration des Jugendlichen afghanischer Herkunft in ihrem Betrieb.

Über ähnliche Erfahrungen berichtete Steffen Kalus, Geschäftsführer bei Mewa Textil-Service in Manching. Das Unternehmen beschäftigt zwei Lehrlinge, die den Beruf des Elektronikers für Betriebstechnik erlernen. Mustapha Sonko aus Gambia nannte die komplexe Fachsprache und die Lernmethoden in der Berufsschule, die sich sehr von denen in seinem Heimatland unterscheiden, als derzeit größte persönliche Herausforderung in seiner Ausbildung. Um das Gemeinschaftsgefühl unter den Lehrlingen zu stärken und so die Integration zu fördern, organisiert Mewa regelmäßig gemeinsame Freizeitaktivitäten, die gut angenommen würden.

Auf die Angebote für Unternehmen mit Flüchtlingen in Ausbildung ging auch Georg Decker vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein. Da die Sprachkompetenz entscheidend sei, um im Berufsleben Fuß zu fassen, regte er die Betriebe dazu an, sich dafür zusammenzuschließen und den Bedarf für unternehmensübergreifende, branchenspezifische Sprachkurse mitzuteilen. Als Ansprechpartner für die Programme zur Förderung berufsbezogener Deutschkurse verwies er auf die bestehenden Angebote und forderte auf, sie in Anspruch zu nehmen. Er appellierte an die Firmen, über das teilweise Freistellen der Geflüchteten für das Erlernen der Fachsprache nachzudenken.