Hitzhofen
"Wir sind was Besonderes"

Am Wochenende ist Weißer Sonntag: In Hitzhofen sind Vierlinge unter den Kommunionkindern

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr
Die Vierlinge kurz nach ihrer Geburt. −Foto: Archiv

Hitzhofen (DK) Ein kleiner Schreckmoment im Hause Senner und Mayer: „Meine Schuhe passen mir nicht mehr, die drücken“, klagt Moritz. „Da brauch’ ich noch neue, bis zum Sonntag.“ Doch Mutter Susanne Senner reagiert gelassen: „Die klopft der Opa heut’ Abend noch, dann passen sie schon.“ Zumindest einen Tag wird der Neunjährige es aber in den eleganten Lederschuhen aushalten: Am Wochenende ist Erstkommunion.

Damit am Weißen Sonntag alles glatt geht und keine bösen Überraschungen die Feier ruinieren, steht bei der Familie in Hitzhofen (Kreis Eichstätt) wenige Tage vor dem großen Auftritt eine Generalprobe an – bei vier Kindern ist das Risiko, dass tatsächlich etwas nicht mehr passt oder verloren gegangen ist, schließlich um einiges höher: Moritz, Louis, Yosephine und Pauline sind Vierlinge.

Für den kommenden Sonntag gibt es daher vieles in vierfacher Ausführung: Die langen Kerzen mit grünem Buchskranz und weißer Schleife sowie für jeden ein eigenes Gotteslob. Natürlich liegt manches auch im Doppelpack bereit: Pauline und Yosephine haben sich für die gleichen weißen Ballerinaschuhe entschieden, im Haar steckt bei beiden Mädchen der gleiche Kopfschmuck. Nur das Kleid, da hat sich jede ein eigenes Modell gesucht: Bei Pauline reihen sich Stoffblüten aneinander, Yosephine hat sich stattdessen ein schlichtes Stoffband mit einer Schleife ausgesucht.

Die beiden Buben sind ein bisschen mutiger gewesen, was die Kleidung angeht. Louis setzt auf ein grünes Hemd und eine gestreifte Krawatte, Moritz hat sich für Blau entschieden, der Schlips ist gepunktet. „Die Krawatten hat uns der Opa gebunden“, erzählt Louis. Die Kinder zeigen sich aber trotz der schönen Kleider pragmatisch: Für das Wochenende soll das Wetter wieder schlechter werden, „dann ziehen wir eben Schichten an“, sagt Yosephine.

Die Vorfreude auf den kommenden Sonntag ist groß. „Ich bin gespannt, wie der Leib Christi schmeckt“, sagt Pauline. Die Erstkommunion ist für die Kinder ein großes Ereignis, auf das sie sich während der vergangenen Wochen im Kommunionsunterricht vorbereitet haben. Für die Vierlinge und ihre Eltern gehört zu so einem Tag auch die ganze Familie, die nicht nur zur Feier eingeladen ist: Die einen Großeltern sponsern die feschen Kleider und Anzüge, die Gebetsbücher schenkt den Kindern die andere Großmutter. „Da kriegt jeder gleich das neue Gotteslob“, sagt Senner.

Zur Familienfeier nach dem Gottesdienst haben Susanne Senner und Michael Mayer 18 Leute eingeladen. Solche Feste sind bei den Hitzhofenern eben immer eine Nummer größer. „Allein wenn die Taufpaten kommen, das sind ja auch schon ein paar“, sagt die Mutter scherzend. Dass der Trubel für die Familie gleich viermal so groß ist, das fällt Senner jedoch gar nicht auf. „Das ist ja schon immer so“, erzählt sie. „Die Aufregung ist auch nicht anders, als wenn es nur ein Kind wäre.“ Trotzdem ist klar: Ein ganz normaler Weißer Sonntag wird das nicht. „Wir sind was Besonderes“, sagt Pauline und blickt mit Stolz auf ihre drei Geschwister. „Man ist schon immer wieder eine Attraktion“, fasst es Senner zusammen. Mit Vierlingen hatte das Ehepaar vor gut neun Jahren eigentlich nicht gerechnet. Senner hatte eine Hormonbehandlung bekommen, da sind Mehrlingsgeburten zwar recht häufig. Am Anfang der Schwangerschaft allerdings war nur von Drillingen die Rede – bis der Arzt das vierte Kind noch auf dem Ultraschallbild entdeckte. Da reichte dann auch das Ingolstädter Krankenhaus nicht mehr, stattdessen mussten Senner und Mayer ab sofort in eine Münchener Klinik. Nach 28 Wochen kam der kerngesunde Nachwuchs zur Welt, alle Vier wurden innerhalb weniger Minuten am 7. Dezember 2004 in München geboren.

Seitdem gibt es die Kinder nur im Viererpack. In der Schule sind sie sogar in derselben Klasse – für die Eltern ist das aber ein guter Zufall, so müssen sie Hausaufgaben, Wandertage und Elternsprechstunden nicht aufeinander abstimmen. „Die Hausaufgaben machen sie aber getrennt“, sagt Senner. Denn sitzen die Geschwister am selben Tisch, „da fällt schon immer jemandem irgendein Quatsch ein“. Die Eltern kreisen stattdessen von Zimmer zu Zimmer und helfen, wenn der Nachwuchs nicht mehr weiter kommt.

Dass sie alles gemeinsam machen – Geburtstage, erster Schultag, Erstkommunion – das stört die Neunjährigen nicht. Im Gegenteil: „Sie schauen schon sehr aufeinander“, sagt Senner. Auch für sie als Eltern sei das meist eine Beruhigung. „Es ist immer jemand dabei, keiner ist alleine unterwegs.“ Das Quartett hält zusammen – sogar so sehr, dass für sie jetzt schon während der dritten Klasse klar ist: Nach dem nächsten Schuljahr, wenn sie mit der Grundschule fertig sind, lassen sie sich nicht trennen.

Neidisch ist von den Vieren daher keiner auf die anderen. Damit sich trotz aller Geschwisterliebe jeder auch für sich als etwas Besonderes fühlt, haben sich die Eltern einen kleinen „Trick“ einfallen lassen: „Wir haben die Namenstage eingeführt“, sagt Senner. „So hat jeder einen Tag im Jahr ganz für sich.“