Gaimersheim/Bergheim (DK) Notbremsung, mit Piepser einparken, Schrecksekunde erleben: Die Bürgergesellschaft Gaimersheim hat für Senioren ein Fahrtraining auf dem Verkehrsübungsplatz in Bergheim organisiert. Die Teilnehmer hatten sich angemeldet, um kleine Unsicherheiten zu beheben.
Monika Raiths Auto steht mit dem Heck etwa zehn Zentimeter von einem Zaun entfernt. "Das ist gerade noch einmal gutgegangen", sagt die 73-Jährige, die ausgestiegen ist, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Der Betreiber des Verkehrsübungsplatzes, Reinhard Fuchs, bleibt gelassen und gibt die nächsten Anweisungen: "Sie fahren jetzt noch einmal vor, lassen das Auto nur über die Kupplung rückwärts rollen, und wenn Sie den allerersten Pieps hören, bleiben Sie stehen." Und es klappt: Diesmal hält die Seniorin in sicherer Entfernung vor dem Zaun an. "Das machen Sie ab jetzt genauso, wenn Sie beim Supermarkt parken", sagt Fuchs. "Den Fuß vom Gas, dann kann gar nichts schiefgehen."
Nach einem Unfall hat sich Monika Raith ein "neues Auto mit allen Kinkerlitzchen wie dem Piepser" gekauft und zum Fahrtraining angemeldet, weil sie sich "wieder ein bisschen regenerieren und sicherer werden will". Vor allem das Einparken mit Einparkhilfe ist ihr neu, weshalb sich die 73-Jährige wertvolle Tipps von Fuchs holen kann: "Wenn der Dauerton kommt, ist es fast schon zu spät."
Nur drei Teilnehmer haben sich diesmal für die Fahrstunden zusammengefunden. "Ich möchte das Training für Senioren regelmäßig anbieten, aber der Zuspruch ist noch nicht so gewaltig", sagt Fuchs. Er hoffe, dass sich das über Veranstaltungen wie die der Gaimersheimer Bürgergesellschaft noch weiterentwickelt. "Ab und zu melden auch Kinder ihre Eltern an, weil sie denken, dass sie ein bisschen Übung brauchen."
Neben Monika Raith haben sich Otto Hauf und Hildegard Buchner aus freien Stücken entschieden, am Training teilzunehmen. "Man erfährt doch immer wieder Neues, zum Beispiel Vollbremsungen. Die macht man ja so eigentlich gar nicht", sagt Hauf, der wie die beiden anderen nach einer Theorieeinheit schon einige Übungen wie die Notbremsung auf nasser Fahrbahn hinter sich hat. "Ich bin erstaunt, dass zwischen den Bremsstrecken bei 30 und bei 60 Kilometern pro Stunde so ein himmelweiter Unterschied liegt."
Der 66-Jährige fährt nach eigenen Angaben sehr gerne Auto. "Es gibt nichts Schöneres, als mobil zu sein", sagt Hauf. Er ist sich aber auch bewusst, dass die Reaktionsfähigkeit im Alter abnimmt, und spricht eine oft geführte Diskussion an: "Viele denken ja, dass Ältere ihren Führerschein abgeben oder eine Art zweiten Führerschein machen sollten. Deshalb finde ich, dass wir mit solchen Trainings selbst dazu beitragen müssen, dass sich alle Verkehrsteilnehmer neben uns sicher fühlen können."
Bei der nächsten Aufgabe müssen die Senioren seitwärts einparken - und zwar rückwärts. Das Gelände bietet dafür jede Menge Platz. Nach dem Geschmack der 72-jährigen Hildegard Buchner sogar zu viel Platz: "So eine große Parklücke gibt's doch gar nicht, das schaff' ich leicht", stellt sie mit Blick auf den Übungsparkplatz fest. Prompt schiebt Fuchs die Stange, die das Ende eines bereits parkenden Autos markieren soll, ein paar Zentimer weiter nach rechts, um die Lücke zu verkleinern. Durch einiges Rangieren lernen die Senioren nun, dass auch hier das Einparken laut Fuchs "kein Hexenwerk" ist. "Jetzt hab ich's kapiert, ich hoffe nur, dass ich es das nächste Mal noch weiß", sagt Hildegard Buchner.
Auch Fuchs ist für den Moment mit seinen "Schülern" zufrieden und gibt ihnen noch einige motivierende Worte mit auf den Weg. "Immer langsam, nicht hetzen", ruft er in Erinnerung. "Nur derjenige, der hinter Ihnen hupt, hat ein Problem."
Die Bürgergesellschaft Gaimersheim kündigt weitere Termine für ein Fahrtraining in Bergheim an: Interessierte können sich Donnerstag, 29. Juni, oder Donnerstag, 14. September, vormerken.
