Ingolstadt
„Eine rote Linie überschritten“

06.09.2017 | Stand 06.12.2018, 12:35 Uhr
Auch die Fans des ERC Ingolstadt wehren sich gegen die neue Terminierung der DEL-Spiele. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Ingolstadt (DK) Morgen startet die DEL in die Saison 2017/18. Doch bevor es unter anderem mit dem Heimspiel des ERC Ingolstadt gegen die Straubing Tigers losgeht, kritisieren die Fans in einem offenen Brief die neuen Spieltagansetzungen des Verbands. Der bundesweite Protest geht auch von Ingolstädter Fans aus.

14 der mehr als 70 beteiligten Fanklubs kommen aus der Schanz, so viele wie aus keinem anderen der insgesamt elf DEL-Standorte. In dem Brief protestiert das Bündnis gegen die Vorverlegung zahlreicher Partien der bevorstehenden Saison von Freitag auf Donnerstag. "Grundsätzlich ist eine vernünftige TV-Präsenz selbstverständlich im Interesse aller Eishockeyfans und wird von uns auch begrüßt", heißt es in dem Brief, - hier in voller Länge - der gestern Abend veröffentlicht wurde. "Allerdings sind Verlegungen einzelner Spiele von Freitag auf Donnerstag zur Erhöhung der Einschaltquoten mit massiven Einschränkungen für diejenigen Fans verbunden, die ins Stadion gehen." Das Bündnis sieht "eine rote Linie überschritten".

Der Spielplan mit Begegnungen am Freitag, Sonntag und unter der Woche sei verglichen mit anderen Sportarten ohnehin schon für viele Fans anspruchsvoll. Die Ansetzung von jeweils einer Donnerstagspartie pro Spieltag mache den Besuch für Gästefans fast unmöglich.

"Da ist das Fass übergelaufen", sagt Dennis Kelnberger vom Ingolstädter Fanklub Gioventù, der zu den Initiatoren gehört. Wegen der Olympia-Spielpause gebe es in dieser Saison ohnehin schon deutlich mehr Spiele unter der Woche. Dass man dann noch zusätzliche Termine einführt, das habe viele Stadiongänger verärgert. Aus Sicht des Bündnisses ist diese Maßnahme ein Eigentor der DEL: Weder werde damit der Spielplan entzerrt noch die Zuschauerbindung erhöht. Gästefans würden sich künftig noch mehr überlegen, ob sie zu einem Spiel fahren, wodurch auch die Zuschauerzahlen zurückgingen und damit die Einnahmen der Vereine. Die Übertragung am Donnerstag steigere auch nicht den Bekanntheitsgrad der DEL, da nur Telekom-Abonnenten in den Genuss kämen.

Sofortige Konsequenzen kündigen die Fans nicht an. "Das ist jetzt mal ein großes und wichtiges Zeichen an die DEL", sagt Kelnberger. Die Verträge für diese Saison seien ja schon unterschrieben, man habe die langfristige Planung im Blick.

Auch die DEL bezog gestern Stellung. Sprecher Matthias Schumann sagte: "Wir haben registriert, dass sich da Unmut regt. Und wir werden das Schreiben natürlich auch beantworten." Die Liga-Verantwortlichen befürchten allerdings nicht, dass die zusätzlichen Donnerstagsspiele den Zuschauerzahlen und der Attraktivität des Sports schaden - im Gegenteil. "Wir haben im vergangenen Jahr durch die Live-Übertragungen fast eine Vervierfachung der medialen Reichweite verzeichnet." Insgesamt 18,6 Millionen Menschen haben die Spiele demnach im TV oder Stream gesehen. In der Vorsaison seien es noch 4,6 Millionen Zuschauer gewesen.

Gleichzeitig sei kein signifikanter Rückgang der Zuschauerzahlen in den Arenen verzeichnet worden. "Das war marginal", sagt Schumann. Im Schnitt besuchten in der vergangenen Spielzeit 6331 Zuschauer die Spiele der Hauptrunde, im Jahr zuvor - der bisherigen Rekordsaison - waren es 6464. Allerdings: 2014/15 (6228) und den drei Spielzeiten zuvor lagen die Zahlen stets unter dem Wert der vergangenen Saison.

"Die zusätzlichen Donnerstagsspiele sind im Sinne der Fans. Sie haben nun die Möglichkeit, fast die gesamte Woche Eishockey-Übertragungen live zu sehen", sagt Schumann. "Die Entzerrung des Freitags gibt mehr Fans die Gelegenheit TV zu sehen. Zumal der Donnerstag nach Möglichkeit wegen eventueller Arena-Belegungen an den Wochenenden dafür genutzt wird. Abgesehen davon erfolgt das pro Klub sehr dosiert. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Kette eine andere ist, und Übertragungen in hoher Qualität den Anreiz für die Fans, ins Stadion zu gehen, noch erhöhen. Wir sind davon überzeugt, die Attraktivität der Liga so langfristig und mittelfristig steigern zu können", sagt Schumann.

Beim ERC Ingolstadt wird die Problematik recht entspannt gesehen. "In der ersten Phase der Saison sind wir von der Neuerung nur einmal betroffen. Im Vorverkauf zeigen sich dabei bislang keine Unregelmäßigkeiten", berichtet Pressesprecher Martin Wimösterer. Konkret geht es um das Heimspiel der Panther am 28. September gegen die Eisbären Berlin. Dreimal ist der ERC in der Saison an einem Donnerstag im Einsatz. Neben dem Heimspiel gegen Berlin stehen ein Auswärtsspiel in Nürnberg am 23. November sowie eine Heimpartie am 28. Dezember gegen Düsseldorf auf dem Programm. "Drei der Auswärtsspiele, die unter der Woche stattfinden, sind ohnehin Derbys, zu denen die Fans mit dem Auto in rund einer Stunde anreisen können. Das ist durchaus machbar", findet Wimösterer.