Ingolstadt
"Strategie erkennbar"

OB erhofft sich von Audis CO<VersatzTief>2</VersatzTief>-Einsparungen positive Effekte für Ingolstadt

23.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:07 Uhr
Technologischer Wandel: Die Markierungen an der Audi-Plaza zeigen bereits deutlich, dass E-Mobilität und andere Umweltthemen im Unternehmen an Bedeutung gewonnen haben. Jetzt will der Konzern sämtliche Werke bis 2025 auch CO2-neutral ausrichten. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Wird die Luft in Ingolstadt in wenigen Jahren deutlich weniger mit Kohlendioxid belastet sein? Die von Audi bei der Hauptver sammlung in Neckarsulm am Donnerstag angekündigten Drosselungen beim CO 2 -Ausstoß in der Produktion wie auch bei den einzelnen Modellreihen dürften sich in der Stadt auch wegen des stets hohen Anteils von Audi-Neuwagen am Straßenverkehr positiv niederschlagen. Diese Erwartung hat Oberbürgermeister Christian Lösel im Anschluss an die Tagung der Aktionäre geäußert. Der OB zeigte sich auch generell angetan vom vorgestellten Vorstandskonzept für die künftige Konzernausrichtung - es sei eine "Strategie erkennbar", der gesamte Auftritt stimmig gewesen. Lösel: "Das war gut."

Was die Beschäftigungsentwicklung im heimischen Automobilwerk angeht, ist bei den Äußerungen des Vorstands nichts publik geworden, was nicht bereits bekannt war. Dass der Personalbestand künftig durch Fluktuation abgebaut wird, wurde indirekt von Finanzvorstand Alexander Seitz bestätigt: "Wir prüfen Ersatzbedarf, wenn Stellen frei werden", sagte der Audi-Finanzminister und machte so klar, dass wohl nicht mehr in jedem Fall automatisch nachbesetzt wird. Weil durch die erwarteten stärkeren Stückzahlen bei der E-Mobilität künftig vor allem im Motoren- und Getriebebereich weniger Entwicklungs- und Arbeitsaufwand geleistet werden muss, ist Personalabbau hier absehbar. Vorstandschef Bram Schot hat zudem längst eine Verschlankung des Managements angekündigt, auf die er gestern vor den Aktionären aber nicht nochmals eingegangen ist.

Ingolstadts IG-Metall-Chef Bernhard Stiedl zeigte sich denn nach den Vorstandserklärungen auch recht unaufgeregt: Er habe keinerlei Neuigkeiten erfahren, die irgendjemand in Besorgnis versetzen müssten, sagte der Gewerkschaftssprecher dem DK auf Anfrage. Durch die mit dem Unternehmen vereinbarte Beschäftigungsgarantie bis 2025 müsse niemand akut um seinen Arbeitsplatz fürchten.

Stiedl bestätigte die auch von Finanzvorstand Seitz erwähnten laufenden "Gespräche mit den Sozialpartnern" zur weiteren Ausgestaltung von Rahmenbedingungen, womit selbstredend Verhandlungen mit der IG Metall gemeint sind, die im VW-Konzern und eben auch bei Audi eine Macht darstellt. Hier seien aber zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Ergebnisse zu referieren. Generell, so der Gewerkschaftsboss, habe er den Eindruck, dass Audi nach den Turbulenzen der Dieselaffäre nun wieder in ruhigeres Fahrwasser komme.

Zustimmend haben Gewerkschaft und Betriebsrat die Ankündigung des Finanzvorstands vernommen, dass das Unternehmen eine Qualifizierungsoffensive ("Wir brauchen die richtigen Leute an den richtigen Stellen") vorantreiben will. Damit geht der Konzern offenbar auf eine alte Forderung der Belegschaftsvertretung ein, die gestern eine durchaus positive Bilanz der Hauptversammlung zog. "Es wurde klargestellt, mit welchen Produkten welche Kunden begeistert werden sollen", gab Betriebsratssprecher Ralf Mattes gegenüber dem DK die Einschätzung von Betriebsratschef Peter Mosch wieder. Es sei das "ganz klare Ziel" vorgegeben worden, "die ökologische Premiummarke zu werden".

Man werde die Umsetzung der vom Vorstand angekündigten Taten allerdings "konsequent prüfen", kündigte der Leiter des sogenannten IGM-Vertrauenskörpers bei Audi, Jörg Schlagbauer, an. Er hatte zuletzt auch Überlegungen angestoßen, mit dem Unternehmen zu einer Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bis 2030 zu kommen. Was man sich vorgenommen habe, werde man auch anpacken, so Schlagbauer zum DK. Die Stimmung bei ihm und den weiteren Belegschaftsvertretern sei nach den gestrigen Erklärungen des Vorstands jedenfalls "grundsätzlich positiv".

OB Christian Lösel, der die Versammlung besucht und auch zu einem Treffen mit seinem Neckarsulmer Amtskollegen Steffen Hertwig genutzt hatte, zeigte sich angetan von der Ankündigung, dass Audi inzwischen auch wieder große Hoffnungen in die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik setzt. Audi hat demnach bei diesen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen auch die Führerschaft im VW-Konzern übernommen und ist laut Vorstandschef Schot dabei, in seinem Neckarsulmer Werk ein Kompetenzzentrum für diese Technologie aufzubauen.

OB Lösel geht davon aus, dass dabei auch Fachleute aus Ingolstadt einbezogen werden. Die Stadt hat sich kürzlich, wie berichtet, ebenfalls für ein entsprechendes Förderprogramm des Bundes beworben und dürfe nunmehr womöglich auf Synergieeffekte hoffen, so Lösel. Man stehe in dieser Sache auch in Kontakt mit anderen führenden Technologieunternehmen wie Linde und Gunvor.

Bernd Heimerl