Bauherren drängen in die Altstadt

31.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:23 Uhr

Nachzügler: Das mittlere Haus Bei der Schleifmühle 21 soll jetzt ebenso wie seine Nachbarn saniert werden.

Ingolstadt (DK) Wer das kommunale Leerstandsmanagement nur für ein politisches Schlagwort hält, der wird sich vielleicht spätestens dann überzeugen lassen, wenn Geld fließt, sogar viel Geld. So haben jetzt fünf Eigentümer von Innenstadthäusern die Zusage für eine öffentliche Förderung bekommen.

Wie immer, wenn es um Verträge mit einzelnen Privatleuten geht, hat der Stadtrat auch diesmal hinter verschlossenen Türen über die finanzielle Unterstützung bei der Renovierung erhaltenswerter Gebäude beraten. Dass diesmal gleich fünf Projekte abgesegnet wurden, zeigt aber allein schon das öffentliche Interesse. Für Stadtplaner Siegfried Dengler bringen die Förderzusagen einen echten Schub, was das vom ihm betreute Leerstandsmanagement angeht.

"Das ist die letzte noch unverputzte Lücke", freut er sich zum Beispiel darüber, dass nun endlich auch die Stadtmauerhäuser Anatomiestraße 3 und 5 saniert werden. Dies sei einer der seltenen Fälle, bei dem zwei verschiedene Eigentümer sich zusammengetan und einen gemeinsamen Architekten beauftragt hätten, weiß der Amtschef.

Die Stadtmauer ist in diesem Teil etwa 600 Jahre alt. Sie kann von der Jahnstraße her noch "im ursprünglich historisch-geschlossenen Gesamteindruck erlebt" werden, so würdigt das Stadtplanungsamt den hohen Stellenwert des zu Wohnzwecken genutzten Baudenkmals. Bei der geplanten Renovierung sollen auch störende Schuppen beseitigt werden. Für Dengler ist der neue Mauerputz nicht nur eine Sache der Optik, "das ist auch eine Sicherungsmaßnahme".

Als "altes Sorgenkind seit Jahrzehnten" betrachtet der kommunale Leerstandsmanager das Eckhaus Gymnasiumstraße 1. "Das war ein Grenzfall, der bauliche Zustand war sehr kritisch." Umso erfreulicher, dass der jetzige Eigentümer sich doch noch zur Erhaltung des teilweise 400 Jahre alten Gebäudes entschloss. Das Haus mit seinem charakteristischen Erkertürmchen zog auch beim jüngsten Tag des offenen Denkmals am 9. September viele Besucher an.

Nicht weit davon entfernt steht das Wohn- und Geschäftshaus Harderstraße 22, das sich durch eine spätklassizistische Fassade und hochwertige Stuckaturen auszeichnet. Der stattliche Bau ist derzeit eingerüstet, er bietet immerhin Platz für 500 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche. In den Augen Denglers ist mit dieser Renovierung eine "deutliche Aufwertung" der Harderstraße verbunden.

Eine wesentlich längere Geschichte hat das Eckhaus Luftgasse 2 schon hinter sich. Die Dendrochronologie (Jahresringforschung) macht’s möglich, dass die Entstehung des Dachstuhls auf die Jahre 1485 bis 1487 datiert wird. Die Spanne der Eigentümer und Mieter war groß – von einem "academischen Buchbinder" bis zu einem Norma-Markt. Der jetzige Besitzer hat bereits einen genehmigten Bauantrag für die Modernisierung in der Tasche.

Bei der Schleifmühle 21 wird in Kürze ein ehemaliges Gerberhaus saniert, das etwa 400 Jahre alt ist. Vielleicht war hier die Bautätigkeit des direkten Nachbarn ein gewisser Ansporn, dessen kleines Anwesen inzwischen ein wahres Schmuckstück geworden ist. Stadt und Staat belohnen alle Förderprojekte zusammen mit 420 000 Euro Zuschuss.