Baar-Ebenhausen
Bahn holt aus zum großen Wurf

19.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Die Tage des Reichertshofener Bahnhofs sind gezählt: Nach Ausbau der ICE-Strecke werden die Regionalzüge nach Ingolstadt und nach München an der neuen Station "Baar-Ebenhausen" halten, die einige hundert Meter weiter nördlich liegen wird. Ein Vertreter der Bahn erläuterte das Großprojekt der Streckenverlegung am Donnerstagabend im Zuge der Bürgerversammlung in Baar-Ebenhausen. - Foto: Heimerl

Baar-Ebenhausen (DK) Als Projekt mit engem Zeitplan ist am Donnerstagabend in Baar-Ebenhausen der heuer startende Umbau der Bahnstrecke nach München im Verlauf der großen Gleiskurve zwischen Baar und Reichertshofen vorgestellt worden. Bis Ende 2013 soll alles fertig sein – neuer Bahnhof inklusive.

Thomas Thürer ist bei der DB-Tochter ProjektBau für den nördlichen Abschnitt der ICE-Ausbautrasse zwischen Petershausen und Ingolstadt zuständig. Während der Bürgerversammlung im Baarer Sportheim erläuterte er vor vollen Rängen den Ablauf der großen Gleisverlegung westlich und südlich von Baar, die einige Jahre auf Eis lag, jetzt aber mit Nachdruck angepackt werden soll, weil die Bahn ansonsten ganz erhebliche EU-Zuschüsse für ihre Hochgeschwindigkeitstrasse nach München zurückzahlen müsste.

Der Projektleiter wies ausdrücklich darauf hin, dass es jetzt nicht mehr um eine offizielle Erörterung des Vorhabens im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens geht – das ist nämlich seit Jahren abgeschlossen, wenn auch noch der Genehmigungsbescheid des Eisenbahnbundesamtes fehlt (er wird aber angeblich tagtäglich erwartet).

Die Bahn will jetzt in mehreren Infoveranstaltungen bei den Streckenanliegern ein gutes Klima für die doch erheblichen Bauarbeiten erzeugen. Auch in Baar-Ebenhausen wird das für nötig erachtet, sind hier doch (ebenso wie unmittelbar an der Paar bei Reichertshofen) ganz erhebliche Eingriffe notwendig.

So müssen die Grillheimer Brücke westlich von Ebenhausen und die Überführung der Münchener Straße in Baar abgerissen und erneuert werden, weil der gesamte Bahndamm (an der weitesten Stelle 60 Meter) nach Westen verlegt wird. Dies ist nötig, um einen größeren Kurvenradius zu bekommen, der den ICE-Zügen ab Fahrplanwechsel im Dezember 2013 auch bei Baar eine Mindestgeschwindigkeit von 160 km/h erlauben soll. Bislang kann hier – auf einem der ältesten und deshalb angeblich auch marodesten Gleisbette in Bayern – maximal Tempo 120 erreicht werden.

Die Bahn will – den baldigst erhofften Genehmigungsbescheid vorausgesetzt – bereits in diesem Sommer den neuen Gleiskörper westlich von Baar bauen und dann 2011 im Bereich der Münchener Straße angreifen. Im kommenden Jahr soll auch ein Stück weiter nördlich der heutigen Station der neue Bahnhof entstehen, der dann nicht mehr Reichertshofen, sondern Baar-Ebenhausen heißen wird. Etliche Abschnitte des insgesamt rund drei Streckenkilometer messenden Ausbaustücks werden auch parallel in Arbeit sein.

In der Diskussion am Donnerstagabend meldeten sich vor allem Anlieger aus dem Brückenabschnitt der Münchener Straße zu Wort. Ihnen ging es unter anderem um die Höhe der künftigen Brückenrampe nördlich der Streckenüberführung. Thomas Thürer versprach generell, dass sich niemand um seine Grundstücksausfahrt sorgen müsse; die Ingenieure seien hier auf akzeptable Lösungen bedacht.

Ein wichtiges Thema, bei dem die Gemeinde nach Worten von Bürgermeister Ludwig Wayand auch nicht locker lassen will, ist der Lärmschutz entlang der neuen Strecke. Zwar besteht nach den gültigen Grenzwerten rein rechnerisch kein Anspruch auf solche Maßnahmen (die neue Trasse wird ja sogar etwas weiter von der Wohnbebauung entfern verlaufen als die heutige), doch hat die Bahn im Zuge des Planfeststellungsverfahrens bereits Erdwälle zugesagt, die aus den ohnehin zu bewegenden Erdmassen angeschüttet werden sollen. Projektleiter Thürer, der hier wegen seiner erst relativ kurzen Einarbeitungszeit noch keine Detailkenntnisse hatte, versprach den Bürgen, dass alles so gebaut werde, wie es in den festgestellten Plänen vorgesehen sei.

Baar-Ebenhausens Altbürgermeister Heinrich Schneid erinnerte in der Versammlung daran, dass seinerzeit von einem 3,50 Meter hohen Wall die Rede war. Er soll sich vom neuen Bahnhof (in Höhe der Kolpingstraße) bis zur neuen Brücke im Zuge der Münchener Straße hinziehen. Ein zweiter Damm wird im nördlichen Abschnitt bis zur Grillheimer Brücke verlaufen.

Während der Bauzeit wird es für den Personenverkehr auf der Strecke Ingolstadt–München Fahrzeitverlängerungen von bis zu vier Minuten geben. Der Güterverkehr soll vorübergehend vollkommen von dieser Strecke abgezogen und über Augsburg umgeleitet werden. Nachts wird es also für die Anlieger erst einmal ruhiger.