Wendelstein
Der Keller Steff mischt die Jegelscheune auf

Das Urviech aus Übersee am Chiemsee bietet "A runde Mischung Deftig oberbayerische Kost

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Der Keller Steff ist in der Jegelscheune in Bestform. - Foto: Unterburger

Wendelstein (ub) Einen ganzen Saal aufzumischen ist eine Kunst, die nicht jeder kann. Der Keller Steff kann es. Das Urviech aus Übersee am Chiemsee bot "A runde Mischung" und stellte gleichzeitig seine gleichnamige neue CD vor.

Das Publikum in der ausverkauften Jegelscheune war hingerissen.

Aus dem Exoten vom Chiemgau ist ein ernstzunehmender Mundartliedermacher geworden, der inzwischen große Häuser füllt, der aber auch in kleinen Clubs wie der Jegelscheune gerne auftritt. Seine deftige oberbayerische Kost und sein Klamauk schmecken auch den Franken. Vier- oder fünfmal war er schon in Wendelstein, mal mit Band, mal als Mitglied des Trios Drei Männer nur mit Gitarre - nun also solo.

In bewährter Liedermacher-Manier schrammelte er sich auf zwei akustischen Gitarren durch den Abend und ließ das Landleben hochleben. Doch trotz aller Derbheit und trotz seines schrägen Humors greift der Steff nie unter die Gürtellinie. Selbst die doofsten Texte kann er so rüberbringen, dass kein Auge trocken bleibt.

Allerdings hatte der Keller Steff auch Songs parat, in der er sich sehr ernsthaft mit der Welt auseinandersetzt. So ist sein "Marionetten-Lied", in dem er von den Fäden singt, von denen eine Marionette geleitet wird, hohe Kunst - textlich wie musikalisch. Wir sollten aufpassen, dass wir selbst keine Marionetten werden, die von anderen Menschen fremdgesteuert werden, lautet die einfache Botschaft dieses berührenden Liedes. Und siehe da: Es wurde mucksmäuschenstill in der Jegelscheune. Einer der stärksten Songs des Abends.

In viele Lieder hatte der Keller Steff einen "Mitmach-Teil" eingebaut, bei dem das Publikum den Refrain mitklatschen und -singen sollte. So schaffte er es, die Jegelscheune in eine Hexenküche zu verzaubern, bei der kein Auge trocken blieb. Vor allem seine irren Erfahrungen mit einer Radlerhose, die er auf dem Weg per Pedes nach Italien angezogen hatte, erzeugten regelrechte Lachstürme.

Auch sein berufliches Leben, bevor er Musiker wurde, klingt abenteuerlich. "Ich habe fünf Ausbildungen gemacht, aber nur eine fertiggemacht", erzählte er grinsend. "Die letzte Chance meines Lebens war in Ruhpolding, da bekam ich einen Job bei der Gemeinde als Gehsteigbulldog-Fahrer." Danach wurde er für drei Jahre Hilfskraft bei der Ruhpoldinger Seilbahn, dann kündigte er auch dort und wurde Musiker.

Als überdrehten Höhepunkt des Abends schnallte er sich den Gurt einer Rüttelmaschine, Baujahr 1951, um. Als er das Ding einschaltete, ließ der Rüttelgurt seine Gesangsstimme erzittern. Ein Gag, den sich nur einer wie der Keller Steff ausdenken kann. "Ich bin ein Wahnsinniger auf der Bühne." Wo er recht hat, hat er recht.

Als zweite Zugabe hatte sich der Keller Steff das Lied aufgehoben, mit dem er seine Karriere als bayerischer Liedermacher begonnen hatte: das Lied vom "Kaibeziang", ein Geburtshilfelied für neugeborene Kälber. Ein grandioser Abend ging zu Ende.