Thalmässing
Kommune wagt den ersten Schritt

Gemeinde Thalmässing hofft mit Ortsentwicklung auf private Nachahmer – Startschuss am Marktplatz

16.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:33 Uhr

Öd und leer präsentiert sich der Marktplatz Thalmässing, lediglich der ummantelte Patenbaum des Regenbogen-Kindergartens bringt einen kleinen Farbtupfer ins Spiel. Die Kommune will mit einem Ortsentwicklungskonzept gegensteuern - Foto: Luff

Thalmässing (HK) „Aktives Gestalten“ ist nach Darstellung von Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger unbedingt erforderlich, um Thalmässing zu einer Gemeinde mit Funktionen eines lokalen Zentrums zu machen. Wie das gehen soll, ist in der Marktratssitzung am Dienstagabend deutlich geworden.

Leere Geschäfte, ein verlassener Marktplatz, stetig sinkende Einwohnerzahlen: „Es ist höchste Zeit gegenzusteuern“, sagte Georg Küttinger. Während der Sondersitzung des Gemeinderats trugen Experten eine konkrete Analyse der Defizite sowie Handlungsanweisungen für ein Ortsentwicklungskonzept vor. Bereits in der nächsten Gemeinderatssitzung am 12. November sollen erste Projekte beschlossen werden, um sie noch in diesem Jahr zur Städtebauförderung anmelden zu können. Als Schwerpunktgebiete wurden der Ortskern, das Mischgebiet zwischen Eckmannshofer und Münchener Straße sowie die Grundstücke beidseits der Ringstraße gesehen. Sprecher aller Fraktionen begrüßten die Vorschläge.

Jürgen Lemke vom gleichnamigen Architekturbüro in Schwabach beschrieb auf der Basis der Handlungsempfehlungen des Nürnberger Planungsbüros „Projekt 4“ sogenannte Leuchtturmprojekte. Sie könnten ihm zufolge infolge öffentlicher Investitionen als „Beschleuniger des Entwicklungsprozesses wirken“. Wo der öffentliche Raum neu gestaltet und verbessert wird, sagte der Diplom-Ingenieur, „ziehen private Hauseigentümer in der Regel nach“. Durch staatliche Förderung sei eine zeitnahe Umsetzung möglich, fügte er hinzu und empfahl den Ratsmitgliedern, seine Vorschläge zur Grundlage einer Auswahl zu machen.

Als vordringliche Aufgabe sah es Lemke an, das Erscheinungsbild des Marktplatzes nachhaltig zu verbessern. „Hier muss bald der Startschuss fallen“, sagte er. „Wo die größten Missstände sind, müssen wir zeitnah angreifen.“ Er wolle dort allerdings keine große Veränderung anstreben, denn die Neugestaltung liege erst 22 Jahre zurück. Gleichwohl seien eine Verbesserung der Parkplatzsituation und der Begrünung sowie ein barrierefreier Ausbau möglich. Ferner müsse man die Leerstände und die Baulücke angehen. „Dafür ist die Städtebauförderung das ideale Instrument“, zeigte sich Lemke überzeugt.

Im Ausbau des ehemaligen Gasthofs Pyraser – in dessen hinterem Teil Asylbewerber untergebracht sind – zu einem Dienstleistungszentrum, der Schaffung eines Platzes an der Kreuzung Nürnberger und Münchener Straße und des Baues preiswerter Wohnungen am Mühlbach sah Lemke weitere Möglichkeiten, die Attraktivität des Kernorts schnell zu steigern. Das Grundstück neben der Schule bezeichnete Lemke als „Topwohnlage“ und empfahl, dort ein Seniorenwohnkonzept vorzusehen, das zwar den Servicegedanken berücksichtigen, aber kein „Betreutes Wohnen“ sein solle. „Ältere Menschen wollen so lange wie möglich selbstbestimmt leben“, führte er als Begründung an.

„Ein ganz tolles Pfund“, so bezeichnete der Architekt die Thalachaue. Sie solle unter dem Gesichtspunkt „Freizeit, Erholung und Kommunikation“ gesehen werden. Lemke schlug dort einen „Lustwandelweg, einen Spielplatz und ein Veranstaltungshaus“ vor, untereinender und in die Wohngebiete hinein vernetzt über ein ordentliches Fuß- und Radwegesystem.

Für sämtliche Projekte sah Lemke die Möglichkeit, je nach Konzept private Investoren ins Boot zu holen. Ferner regte er im Vorfeld eine umfassende Bürgerbeteiligung außerhalb formaler Vorgaben an. „Die Ideen der Bevölkerung sind ganz wichtig“, sagte Jürgen Lemke.

Für Bürgermeister Georg Küttinger muss Thalmässing dabei „seine ländliche Kultur und Struktur als Stärke“ sehen und insbesondere Neues schaffen, indem man „an vorhandene Traditionen anknüpft“. Auf dieser Basis entwickelte Küttinger vor dem Gemeinderat ein Grundgerüst zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben in der Gemeinde. Als herausragende Handlungsfelder sah er dabei die Gestaltung des demografischen und gesellschaftlichen Wandels, den Ausbau der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Thalmässings und die Steigerung der Einwohnerzahl. Dabei sei es ihm besonders wichtig, so Küttinger, eine Gemeinde zu entwickeln, die für Menschen jedes Lebensalters attraktiv ist.