Spalt (HK) Der Fasching in Spalt ist eigentlich grundsätzlich einer nach Brauchtumsart. Nichtsdestotrotz will die dortige Karnevalsgesellschaft (KaGe) auf einen gesonderten Brauchtumsumzug nicht verzichten. Seit zehn Jahren bereichert er das närrische Treiben in der Hopfen- und Bierstadt.
Zum Jubiläum am Rosenmontagabend zieht der Brauchtumsumzug alle Register und lässt ein schaurig-schönes Kabinett durch die Altstadt marschieren. Bevor es so richtig losgeht, dreht am Marktplatz ein Team des Bayerischen Fernsehens ein paar Sequenzen für die Abendschau. Was ein Minifleckli besonders toll am Spalter Fasching findet, will da der Moderator wissen. Dass man "Erwachsenen auf den Hintern hauen darf", kommt da die prompte Antwort - Zurückschlagen ist natürlich verboten.
Derweil füllt sich die Innenstadt immer mehr, die Lautstärkeregler an den Boxen werden aufgedreht und die Discomeile ist perfekt. Richtig nach oben steigt das Stimmungsbarometer, als die Wörter "Rottachgugga" loslegt. "Why so serious" fragen die Mitglieder und vertreiben sogleich allen Ernst mit untrüglichem Gefühl für schräge Takte. "Die kleine Kneipe" kommt da unter anderem in ungewohnter Version zu Gehör, während die Altstadt sich immer mehr in eine recht große Kneipe verwandelt. Mit Peter Maffay ruft die Truppe dazu auf, tief drinnen ein Kind zu bleiben und unterstreicht ihre Botschaft, indem die Musiker selbst Kniebeugen in die Tiefe machen.
Optisch noch reizvoller ist dann ein Mutter-Tochter-Duo aus den Reihen der Nürnberger Schwanenritter. Die beiden verstehen sich auf den artistischen Umgang mit Leucht-Poi. Eine Kunst, die ihren Ursprung bei den Maori Neuseelands hat. Mit verschiedenen Lichtelementen zaubern die beiden Figuren in den Spalter Nachthimmel. Damit es umso besser wirkt, sollen die Lichter der Stadt ausgehen, fordert KaGe-Präsident Otto Hausmann auf. Die Ampel an der Hauptstraße leuchtet aber unbeirrt weiter. Und sie zeigt nach den Böllerschüssen auf grünes Licht für die Gruselgestalten des Umzugs.
Allein die Schar der verschiedenen Hexengruppen beeindruckt. Sie sind aus Abenberg, Allersberg oder Barthelmesaurach und sogar bis aus Harburg angereist - natürlich dürfen die Spalter "Hopf'n'hexen" da nicht fehlen. Ebensowenig wie die "Fleckli" in Groß- und Miniformat. Zahllose weitere Maschkera fuchteln wild in die Menge der Zuschauer, die ihnen allein im Wald wohl lieber nicht begegnen möchten. Apropos: Der große Hingucker sind natürlich die Mitteleschenbacher "Woldschebberer" mit ihren übergroßen, die Menschenmenge weit überragenden Köpfen, die rhythmisch ihre furchterregenden Zähne klappern lassen.
Und es kommt auch zu gruseligen Allianzen, als sich etwa eine Allersberger Flecklashex, ein Thalmässinger Fachingswolf und ein Spalter Flecklasmo kurzerhand eine junge Dame schnappen und im Zug mitmarschieren lassen. Aber es gibt auch Masken zu sehen, die einen nicht erschauern lassen. Zum Beispiel die des gemütlichen Solimu aus Großweingarten oder der sportlichen Mönchswaldfüchse. Und natürlich die der Wasserplatscher aus Enderndorf. Passend dazu lassen die Wasserschnalzer aus Wasseralfingen die Wasser-Guggenmusik erklingen. Ebenso im Zug die "ostfriesische Krachkarre" und der Aalener "Kocherfetzer". Insgesamt sind es 25 Gruppen, die durch Spalt ziehen - mit heimischer Prinzengarde und dem dazugehörigen Prinzenpaar als abschließendem Höhepunkt.
Der Zug endet im neuen beheizten Faschingszelt am Kornhaus, wo er nahtlos in den Rosenmontags-Saumarktball übergeht. Nach dem Jubiläum gibt es übrigens in der nächsten Session eine Premiere, die sich gewaschen hat. Im Januar 2018 hält der BDK (Bund Deutscher Karneval) sein großes Brauchtumstreffen in Spalt ab - mit der Invasion der sogenannten "Hästräger" und ihrer "Larven" inklusive.
