Roth
Lesenswert den Finger in offenen Wunden gelegt

Die Rother Autorin Martina Bohnet-Gerber verschickt neue Textblätter an ihre Leser

15.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Roth (HK) Die Rother Autorin Martina Bohnet-Gerber bietet einen neuen Service an. Sie verschickt eigene Textsammlungen unterschiedlicher Art und unterschiedlicher Länge von jeweils zehn Stück. Die Textblätter sind mit farbigen Fäden kunstvoll verschnürt und auch dafür gedacht, sich selbst und andere mit lesens- und nachdenkenswerten Texten zu beschenken.

Kein "Textpaket" gleicht dem anderen.

Die 1958 in Würzburg geborene und heute in Roth lebende Autorin ist eine leidenschaftliche Liebhaberin alter Rosensorten und behutsam von Menschenhand gepflegter Gärten. "Zwischen Zeigerwert und Pflanzenart" nennt sie eine kritische Betrachtung, wie die Menschen heute mit der Natur umgehen. "Wenn Wiesen lediglich zu Fettwiesen mutieren, weil die Geschäfte der Düngemittelindustrie florieren, leidet das Arteninventar erheblich", schreibt sie. Die Natur zeige uns im angeblich ungeplanten, ihrem natürlichen Chaos, die ihr eigene Grundordnung. Weshalb haben wir uns so weit von ihr entfernt?

In ihrem Text "Farbige Wirklichkeit" beschäftigt sich Martina Bohnet-Gerber mit den Farben in der Pflanzenwelt. Dabei setzt sie sich kritisch mit Goethes Farbenlehre auseinander. "Er war ein genialer Dichter, nur seine Theorie der Farben wollte er mit aller Macht als alleingültig bestätigt wissen", schreibt sie und verweist auf Goethes Streit mit Isaac Newton, der eine ganz andere Vorgehensweise bevorzugte: "Goethe war nicht nur machtbesessen - er war auch im Besitz der Macht", schreibt sie, "wirkliche Eigenkritik war ihm fremd".

In "An der Wahrheit angenähert" kreisen Martina Bohnet-Gerbers Gedanken erneut um die Entfremdung des Menschen von der Natur. "Immer mehr Menschen verwechseln Natur mit ihrer Vorstellung davon", schreibt sie. "Ihrer durch Medien und Werbung gekennzeichneten Vorstellung von ihr. Erreicht sind längst die Grenzen der Überbeanspruchung. Umwelt bleibt nach wie vor nicht vermehrbar. Umweltthemen sind völlig aus dem Focus geraten. Rein technikaffine Generationen hinterfragen keine Folgeerscheinungen mehr."

Hart geht die Autorin in ihrem Text "Wenn Geschichte nachwächst" mit Menschen ins Gericht, denen jede sprachliche Sensibilität fehlt. "Das Totschweigen der bestehenden Intoleranz hat nicht zu weniger Intoleranz geführt", schreibt sie. "Genauso wenig hat jemals ein Krieg einen bestehenden Krieg beenden können." Und: "Sprache an sich ist nicht eindeutig. Wir können ein Ja sprechen und ein Nein meinen, so formulieren, dass ein Ja im Satzzusammenhang zu einem Nein wird."

Martina Bohnet-Gerbers Text-sammlungen sind lesens- und nachdenkenswert. Ihr gelingt es, den Finger in offene Wunden zu legen und Denkansätze zu vermitteln, warum wir Menschen als Teil der Natur vielfach jeden Bezug zur Natur verloren haben. Mit verheerenden Folgen, vor denen die Autorin eindrücklich warnt. In unserer lärmenden Welt der Oberflächlichkeiten und Gedankenlosigkeiten sind ihre mahnenden Worte ein durchaus positiver Ansporn, bewusster zu leben.

Die Textblätter können erworben werden bei Martina Bohnet-Gerber, Albrecht-Dürer-Straße 20 in 91154 Roth, Telefon (09171) 896131, email: martina.bohnet-gerber@t-online.de. Die Autorin verschickt die Textblätter gegen Vorkasse inkl. Versand von 15 Euro.