Roth
Jungs müssen draußen bleiben

Mädchenaktionstag in der Kulturfabrik bietet verschiedene Kurse an: Von Klettern über Basteln bis Theater

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Foto: Sophie Schmidt

Roth (HK) Christoph Gerlich, Techniker der Kulturfabrik in Roth, ist am Sonntag der einzige Mann im Haus. Denn pünktlich um 10 Uhr haben 60 Mädchen die Kufa gestürmt, um am Mädchenaktionstag des Kreisjugendrings Roth teilzunehmen - alles ganz ohne Jungs.

Die Mädchen hätten bei der morgendlichen Ansprache die letzten Sätze gar nicht mehr angehört, sagt Daniela Potzler vom Kreisjugendring, der die Veranstaltung Jahr für Jahr organisiert, lachend. Zu sehr hätten sich alle auf die Workshops gefreut und seien mit Feuerweifer auf die Listen zugestürmt, um sich für ihre Kurse einzutragen. Zehn Einheiten bieten die Organisatorinnen, ebenfalls alles Frauen, heute an: von alkoholfreie Cocktails mixen über Weidenflechten bis hin zu Naturkosmetik selbst zubereiten. Vor allem das Basteln sei sehr beliebt, so Magdalena Wagner vom KJR. Aber auch ein Kurs zum kreativen Malen oder Klettern und Abseilen mit dem deutschen Alpenverein (DAV) sei immer schnell voll.

Gleich neben dem Eingang lässt sich Alina in einen Liegestuhl fallen und genießt den ersten Schluck ihres gerade selbstkreierten "Sommermix": Limettensaft, Mineralwasser und gefrorene Himbeeren - geniert mit einem Zuckerrand. Emilia aus Eckersmühlen ist dagegen noch dabei, sich einen "Kiwistrauch" zu mischen: aus Ananas, Kiwi und Blue-Curacao-Sirup soll eine exotische Erfrischung werden.

Ein paar Meter weiter formt Nele aus Hilpoltstein eine Badebrausekugel. Honig, Olivenöl, Natron, Speisestärke, Zitronensäure und Sheabutter hat sie unter der Anleitung von Kräuterpädagogin Ines Beuthel zusammengemischt. Außerdem durfte sie sich noch ein ätherisches Öl aussuchen, sie hat sich für Melone entschieden. Nun verpackt sie die Kugel feinsäuberlich und dekoriert alles mit einer Schleife. Wahrscheinlich wird sie die Kosmetik für sich selbst nutzen, gibt sie zu. Aber ein paar Meter weiter formt ihre Zwillingsschwester auch einen Brauseball, den könnten sie dann verschenken.

Eine echte Attraktion ist der Workshop des Deutschen Alpenvereins: Waghalsig seilen sich die jungen Mädchen von der Empore ab, mal langsamer, mal schneller. Jetzt lässt sich Vanessa "fallen". Sie ist schon das zweite Jahr dabei und deshalb etwas mutiger als die anderen, stellt Claudia Gmelch vom DAV fest. Nachdem Vanessa sich das erste Mal abgeseilt hat - in einer erstaunlichen Geschwindigkeit - scharen sich die anderen Mädchen um sie: "Hattest du keine Angst" "Nein", sagt sie selbstbewusst. "Auch nicht vor der Geschwindigkeit? "Vor der erst recht nicht". Über allem dröhnt die Musik des Zumba-Kurses, deren Teilnehmerinnen gerade eine Choreografie einstudieren.

Vor der großen Fensterfront sitzen zwei eher schüchterne Mädchen. Sie haben sich für den Kurs "Zauberhafte Charms" entschieden. Konzentriert formen sie aus Modelliermasse kleine Schokoladentafeln, Erdbeertorten und Donuts. Wahrscheinlich werden sie sie als Schlüsselanhänger verwenden, oder einfach als Andenken aufhängen, so die beiden. Ebenfalls vergleichsweise ruhig geht es an der Station zu, die "kreative Bildbearbeitung" anbietet. Konzentriert verändern die Mädchen die Fotos, die sie zu Beginn geschossen haben. Blaue Haare, grüne Augen oder ein drittes Auge - alles ist erlaubt.

Oben im ersten Stock finden parallel noch zwei kreative Kurse statt. Göksen Meine wartet noch draußen vor der Tür. Dann darf die Leiterin des Kurses Improvisationstheater wieder in den Raum kommen. Das Thema lautet Vernissage, ein Mädchen hat die anderen zu Skulpturen angeordnet. Meine springt sofort in ihre Rolle als Ausstellungsbesucherin. Die "Ausstellungsstücke" müssen spontan reagieren, als sie sich begeistert darüber äußert, dass jede der Puppen sprechen könne. Doch die Mädchen machen gekonnt mit. Dann ist die nächste an der Reihe, nun ist das Thema Kinobesuch.

Eigentlich würde nun auch noch der Kurs "So viel Kraft steckt in mir" stattfinden. Dort hätten die Mädchen die Möglichkeit, fair miteinander zu rangeln. Doch die Teilnehmerinnen interessierten sich erst mal mehr fürs Malen: Ihre Lieblingstiere haben Johanna und Annika auf die Leinwand gebracht: einen Marienkäfer und einen Frosch. Nun müssen Sie aber weitermachen: Es geht an die Farbauswahl und bisher steht nur fest: Glitzer muss dabei sein.