Roth
Immer noch ordentlich Druck im Kessel

Mick Ralphs und seine Band lassen die Kulturfabrik jubeln

07.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:51 Uhr

Verdiente Bluesmannen, die durchaus noch wissen, was zu einem guten Konzert gehört: Mick Ralphs Blues Band.

Roth (tis) Bluestage-Endspurt mit einem ganz alten Hasen: Mick Ralphs, der ehemalige Gitarrist von Bad Company und Mott The Hoople-Gitarrist, steht mit seiner vor zwei Jahren gegründeten Bluesband auf der Bühne der Kulturfabrik. Erst vor wenigen Tagen feierte Ralphs seinen 70. Geburtstag, und zugegeben, ein bisschen sieht man ihm das auch an. Als dynamischer Wirbelwind geht er jedenfalls nicht durch.

Wer nun aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Hauptperson ein 90-minütiges, gemächliches Abklopfen des Bluesschemas erwartet, der erlebt sein blaues Wunder. Maßgeblich verantwortlich an dem vergnüglichen Abend, der immerhin bis um halb elf dauert, sind seine hervorragend ausgewählten Mitmusiker, die zwar (mit Ausnahme des Drummers Adam Perry) ebenfalls alle bereits in Würde ergraut sind, jedoch mit ordentlich Druck im Kessel ans Werk gehen.

Am agilsten erweist sich der Sänger Son Maxwell, der außerdem eine hervorragende Bluesharp bläst. Dies sei seine erste Deutschland-Tour, aber er freue sich sehr, dass er nun endlich einmal in die „Heimat der Harmonika“ gekommen sei. Von Anfang an sorgt er für gute Stimmung und engen Kontakt zum Publikum, müht sich sogar durch einen Zettel mit deutschen Begriffen: „Das fränkische Schäufele ist gut“ steht dort unter anderem geschrieben, was er alles andere als akzentfrei hinbekommt. Beim Publikum kommt es trotzdem gut an. Ebenso wie seine Schlitterpartien dank glatter Schuhsolen über die Bühne. Keine Frage, der im feinen Anzug steckende Son Maxwell ist die Rampensau der Mick Ralphs Blues Band.

Der Namengeber der Formation teilt sich derweil die instrumentalen Soloparts mit Jim Maving, dem zweiten Gitarristen. Meist steht er in seinem Hawaiihemd vor dem Schlagzeug, den Blick auf seine Saiten gerichtet und grinst vor sich hin. Ein Geschwindigkeitsvirtuose war er ja nie, seine Soli sind solide, aber nicht gerade weltbewegend. Sichtlich Spaß macht ihm der Auftritt aber. Vielleicht freute er sich auch, dass der Schlagzeuger ein Shirt von Bad Company trug, die Formation, die er vor über 40 Jahren gegründet hat, und deren Hits heute noch vielen bekannt sind. Neben diesen Songs geht das Repertoire quer durch die 60er und 70er der Musikgeschichte: Rockabilly, Rock 'n' Roll und Blues wechseln sich ab, auch der „Roadhouse-Blues“ darf nicht fehlen.

Nach der Pause gibt es ein kurzes Akustik-Set mit Son Maxwell und Gitarrist Jim Maving, der neben viel Talent an Gitarre über einen hervorragenden Hüftschwung verfügt. Aber auch Bassist Dicky Baldwin liefert solide Arbeit ab und variiert das Bluesschema immer wieder nach allen Regeln der Kunst. Vor allem in den ersten Reihen herrscht das ganze Konzert hindurch auffallend gute Laune. Die Leute tanzen, lachen und witzeln hin und wieder sogar mit der Band. Aber auch der Rest des Publikums ist voll bei der Sache. Für die älteren Semester, die diesmal prozentual am stärksten vertreten waren, hat man den hinteren Bereich bestuhlt. Aber spätestens bei der Zugabe, bei der es – natürlich – den Bad-Company-Klassiker „Can’t get Enough“ gibt, erheben sich auch diese, um Mick Ralphs und seiner Bluesband zuzujubeln. Verdientermaßen.