Obermässing
Erst das Asyl, dann der Thron

Wie ein Untermässinger Ehepaar zum Obermässinger Prinzenpaar wird

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Einen schwungvollen Prinzenwalzer legen Silvia I. und Stephan I. in Obermässing aufs Parkett. Das Ehepaar aus Untermässing repräsentiert heuer den Obermässinger Faschinxverein. - Foto: Leykamm

Obermässing (HK) Privat sind Silvia und Stephan Bengl aus Untermässing schon lange ein Ehepaar. Nun hat sich für die 38-Jährige ein großer Wunsch erfüllt, bei dem der 43-Jährige allerdings etwas nachgeholfen hat. Beide bilden das Obermässinger Prinzenpaar für die aktuelle Session.

So ganz leicht haben es die Untermässinger nicht im eigenen Verein: "New York hat die Bronx - und Obermässing hat Untermässing." Das sagte der stellvertretende Vorsitzende des Faschinxvereins Fosnatniegl & Die Wilde 13 bei der Inthronisation. Vor dem Aufstieg als Regenten mussten sie auch erst einmal einen Asylantrag stellen. Nach den Formalitäten aber sind Stephan I. und Silvia I. nun qua Amt automatisch als Mitglieder in den Faschinxverein aufgenommen worden. Quereinsteiger auf Höchstniveau, von null auf die Eins - eine steilere Karriere gibt es kaum.

Die Prinzessin ist am Ziel ihres Traumes - den sie nie verfolgt hat. Mit dem Gardetanz hat Silvia I. schon lange geliebäugelt. Prinzessin wollte sie auch schon immer sein, was ihren Gatten Stephan letztlich aktiv werden ließ: Beim Besuch des örtlichen Friseursalons nutzte er die Gelegenheit und fragte die Chefin sowie einstige Prinzessin Christina Gress, wie sich denn so ein Leben als Majestät anfühlt. Sie schwärmte - und so war bald der Plan gefasst. Der Nürnberger VAG-Straßenbahnmeister sprach bei der Wilden 13 vor und die willigte ein. Silvia erfuhr als letzte von ihrem Glück. "Ich habe sie einfach überrascht", erzählt Stephan. Und so darf die Angestellte einer Ingolstädter Anwaltskanzlei eine Session lang die Paragrafen gegen Narreteien tauschen.

Sein Geheimnis hat das Paar ein Jahr lang gut gehütet. Selbst die beiden Kinder Selina - die Siebenjährige tanzt im Verein mit - und Simon - der Zehnjährige ist eher für Fußball zu begeistern - wussten bis kurz vor der Prunksitzung nichts davon. Damit der Einstand gut gelingt, haben sich die Ehepartner gut vorbereitet und zehn Stunden "heimlich den Prinzenwalzer im Keller geübt", wie Silvia verrät. Die sportlichen Voraussetzungen sind dabei gut: Beide haben ein Faible für Fahrrad und Beachvolleyball, er ist dazu Tischtennisspieler und AH-Fußballer in Untermässing.

Die beiden selbst halten nicht nur der Sport und der Fasching zusammen, sondern die Liebe geht auch durch den Magen. "Er liebt Kaiserschmarrn", plaudert die Prinzessin aus dem Nähkästchen. "Und sie macht den besten der Welt", lässt er daraufhin charmant verlauten.

Da kommt der goldene Kochlöffel, ein Geschenk des Vereins zur Inthronisation, gerade recht, er ist natürlich dazu da, dem Gatten sein Lieblingsgericht zuzubereiten. Welches das ist, ergibt sich aus dem vollen Namen des Prinzen: "Stephan I., der mit dem Kaiser schmarrt". Auch Silvia bekommt einen passenden Beinamen, diesen hat die vorübergehend Blaublütige ihrem Modegeschmack zu verdanken: "Silvia I., die Rock-ige".

Beide geloben schweren Herzens, ihr Heimatdorf Untermässing während ihrer Regentschaft als "Obermässing II" ins Nieglland einzugliedern. Bei sich zu Hause in der "Prinzensackgasse", so Hundt, sollen sie zudem jedem die Tür zur Einkehr öffnen. Das kommt an bei den Narren im größten Gredinger Gemeindeteil. In Obermässing aber sei man "gut aufgenommen", versichert das Prinzenpaar unisono.

So steht der Regentschaft von Stephan I. und Ihrer Lieblichkeit Silvia I. nichts mehr im Weg. Umso mehr, weil sie versprechen, die Gesetze des Niegllandes stets zu achten und zu erfüllen - und zwar "nüchtern und betrunken".