Meckenhausen
Einzigartiges Projekt

Hörgeschädigte Kinder nehmen erstmals in Bayern am normalen Unterricht teil

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Monika Stanzel stellt den hörgeschädigten Lukas vor: Er ist eines von sechs Inklusionskindern aus der Regens-Wagner-Schule Zell, die künftig in Meckenhausen zur Grundschule gehen - Foto: Burgstaller

Meckenhausen (HK) Für 32 Kinder aus Meckenhausen und Umgebung war es der große Tag. Aber auch für die Grundschule war der Schulstart heuer etwas Besonderes: Mit einem bayernweit einzigartigen Pilotprojekt wird zusammen mit der Regens-Wagner-Schule in Zell ein Stück Inklusionsgeschichte in Meckenhausen geschrieben.

Denn zum ersten Mal nehmen dort hörgeschädigte Kinder am normalen Unterricht teil. Sechs Zweitklässler des Förderzentrums Hören und weiterer Hörbedarf in Zell ziehen in diesem Schuljahr mit ihrer Lehrerin, dem Hilpoltsteiner Stadtratsmitglied Monika Stanzel, nach Meckenhausen in ein eigenes Klassenzimmer. Vier Tage pro Woche werden die Kinder dort unterrichtet, einen Tag in der Woche findet der Unterricht in Zell statt. Stundenweise werden sie gemeinsam mit den 17 Schülern der neuen Klasse 1a von deren Klassenleiterin Inge Benz, Monika Stanzel und einer Pflegekraft unterrichtet. „Dass eine Klasse eine Partnerklasse mit hörgeschädigten, leicht lernbehinderten Kindern bekommt, ist in Bayern noch nirgends ausprobiert worden“, sagt Heiko Sauer, der Leiter der Regens-Wagner-Schule in Zell.

Dass hier der Grundstein für ein derartiges Pilotprojekt gelegt worden ist, ahnen die 32 kleinen Erstklässer jedoch noch nicht, als sie mit ihren Eltern aufgeregt quasselnd und mit dem brandneuen Schulranzen auf dem Rücken von der Kirche in ihre neue Schule kommen. Mancher ist schwer damit beschäftigt, die Schultüte vor sich herzutragen, ist sie doch annähernd so groß wie die Dreikäsehochs selbst. „Meine Schultüte ist ganz schön schwer“, sagt die sechsjährige Lili und sieht zu ihrer Mutter, „da sind bestimmt tolle Sachen drin.“ Sie grinst: „In der Schule freue ich mich auf sehr Vieles. Aber heute am meisten auf das, was in meiner Schultüte drin ist.“ Samuel aus Weinsfeld denkt schon an den Unterricht: „Aufs Rechnen freue ich mich.“

Dann geht es auch schon los, die Schulleiterin Jutta Gundel greift zum Mikrofon und begrüßt die kleinen und großen Gäste sowie die Ehrengäste, unter die sich auch Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl gemischt hat. Viel Zeit für große Reden sei aber heute nicht, sagt sie bestimmt, denn heute gebe es Wichtigeres.

Damit gibt sie gleich das Wort weiter an Heiko Sauer. Auch der begrüßt die Eltern und Kinder – sowohl in Laut- als auch in Gebärdensprache. Er erklärt den Kleinen, dass es unter ihnen fortan sechs Schüler gebe, die etwas anders seien, weil sie nicht so gut hören können. Deshalb mache er auch diese Zeichen mit den Händen.

„Das ist unsere Sprache“, erklärt auch Monika Stanzel, die zuerst die neuen Schüler mit den Hörgeräten vorstellt und dann zur Gitarre greift, um mit allen Anwesenden ein Lied anzustimmen. Dazu sollen alle gleich die passenden Gebärden mitmachen. Als sie dann den Refrain „Hallo, schön, dass ihr da seid“ singt, machen alle mit. Die Hände fliegen nach oben und winken zum „Hallo“.

HK vom 17. September