Kraftsbuch
Brasilianische Begegnungen

Joseli Matos und Dualex Amaral besuchen zum Fastenessen Kraftsbuch – 3810 Euro für Franziskanerinnen in Juruti Velho

03.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

 

Kraftsbuch/Heimbach (HK) Lehrreiche, unterhaltsame und sehr überraschende Begegnungen hat es in diesem Jahr am Rand des traditionsreichen Fastenessens in Kraftsbuch gegeben. Grund dafür war der Besuch zweier Gäste vom Zuckerhut.

Die 20-jährige Erzieherin Joseli Matos und der 25-jährige Lehrer Dualex Amaral aus Juruti in Brasilien statteten am Wochenende Kraftsbuch einen Besuch ab. Damit bedankten sich die beiden Brasilianer für die große Unterstützung durch Spenden aus der Pfarrei Heimbach, die in den vergangenen Jahren in ihre Region geflossen sind. Seit vielen Jahren kochen Frauen der Pfarrei in der Fastenzeit einen schmackhaften Eintopf für die Gläubigen; die Spenden für dieses Fastenessen gehen im jährlichen Wechsel nach Uganda und an eine Station von Augsburger Franziskanerinnen eben in Juruti.

Mit den beiden Brasilianern waren auch Hannah Nagl und Felix Derleth nach Kraftsbuch gekommen, um über das Leben und Arbeiten am Amazonas und die Verwendung der Spenden zu informieren. Die beiden Studenten arbeiteten vom Herbst 2012 an ein Jahr lang zur Unterstützung der Franziskanerinnen im Amazonasgebiet. Hannah Nagl, die Enkelin des Kraftsbucher Ehepaares Nagl, trat damit in die Fußstapfen ihrer Mutter Elke. Diese war vor 25 Jahren ebenfalls ein Jahr in der abgelegenen Urwaldregion bei den Franziskanerinnen als Mitarbeiterin gewesen. Aufgrund dieser Kontakte entschied sich die Pfarrei damals, die Spenden des Fastenessens direkt an die Station in Brasilien weiterzugeben.

Alle vier Gäste gestalteten am Samstag einen Nachmittag für Kinder und Jugendliche aus der Pfarrei. Mit Spielen aus dem fremden Land, deutsch-portugiesischen Liedern, einem kurzen Sprachkurs und gemeinsamem Kochen begeisterten sie die Kinder, die unterhaltsam Land und Leute in Brasilien kennenlernten. Der zwölfjährige Chris Schneider aus Kraftsbuch freute sich am meisten über Pao de Queijo – mit Fladenteig gebackene Käsebällchen, eine Spezialität der Region.

Interessant fanden die Kinder vor allem, dass im Amazonasgebiet anstelle von Straßen das Wasser als Verkehrsweg genutzt wird. „Bei uns gibt es keine Autos und Lastwagen“, erklärte Joseli, alles werde auf dem Fluss transportiert. „Der Hauptstrom des Amazonas ist für uns wie eine vielspurige Autobahn“, erklärte Dualex, die Nebenflüsse und Abzweigungen dienten quasi als kleinere Straßen und Feldwege im Urwald. Diese Tatsache stellten die beiden später im Sonntagsgottesdienst mit einem breiten, blauen Tuch dar, das durch die ganze Kirche führte und auf dem verschiedenste Schiffe schwammen.

Die Kinder wurden auch auf die Gefährdung hingewiesen, die durch ausländische Konzerne besteht. Diese bauen direkt in Juruti Velho Bauxit zur Aluminiumherstellung ab. Den Ureinwohnern wurde dafür ungefragt ihr Urwald gerodet, von dessen Früchten sie leben, auch das Trinkwasser wird von der Bauxitindustrie gefährdet.

Während deutsche Praktikanten und Missionare auf Zeit schon seit Jahrzehnten immer wieder an den Amazonas ziehen, um dort zu leben, zu arbeiten und neue Erfahrungen zu sammeln, gibt es diese Möglichkeit für Brasilianer erst seit kurzem. Dualex und Joseli sind nun seit Oktober in Würzburg im Jugendhaus Kilianeum untergebracht und lernen verschiedene Aspekte Deutschlands kennen. Joseli, die in ihrer Heimat in einem Kinderhort und als Flötenlehrerin arbeitet, ist nun auch hier als Praktikantin in einem katholischen Kindergarten in Würzburg, um mehr über Erziehungskonzepte zu erfahren. Dualex, der in seiner Heimat vor allem in der Jugendbildung arbeiten will, lernt an der KLJB-Diözesanstelle und im KLJB Haus in Dipbach die Organisation in der Jugendarbeit in Deutschland kennen.

Im Sonntagsgottesdienst, der von Pfarrer Richard Herrmann gehalten wurde, bedankten sich die beiden Brasilianer für die Unterstützung. Dualex wurde schon mehrmals in der Krankenstation behandelt, die mit Spenden aus Kraftsbuch finanziert worden ist. Der Kindergarten den Joseli einst besuchte und in dem sie nun selbst arbeitet, wurde ebenfalls mit solchen Spenden finanziert.

Mit ihren deutschen Begleitern gestalteten die beiden Gäste den Gottesdienst interessant mit. Und zusammen mit einer Gruppe Kraftsbucher Kinder sangen alle zum Abschluss begeisternd auf Deutsch und Portugiesisch das Lied „Lasset uns gemeinsam“, das sie am Samstag eingeübt hatten.

Im Anschluss an den Gottesdienst versammelte sich die ganze Gemeinde im Gasthaus Schroll. Die Gastwirtsfamilie stellt alljährlich unentgeltlich ihre Küche und die Infrastruktur des Hauses zur Verfügung, um die ganze Pfarrei mit dem Fasteneintopf zu bewirten. Dort konnte jeder Joseli, Dualex, Hannah und Florian im Gespräch kennenlernen und sich über die Projekte in Brasilien informieren. Dazu wurde auch eine Bilderpräsentation gezeigt.

Am Rande des Fastenessens kam es dann noch zu einer überraschenden Begegnung für Joseli. Die Gredingerin Hermine Lang, die selbst 2002 für zehn Monate in Juruti Velho als Missionarin auf Zeit aktiv war, hatte im Hilpoltsteiner Kurier vom Fastenessen und dem Besuch aus Brasilien gelesen. Spontan kam sie nach Kraftsbuch, um zu sehen, ob es sich um jene Joseli handelte, die sie damals dort kennengelernt hatte. Ausgerüstet mit einer Handvoll Bildern konnte sie tatsächlich nach zwölf Jahren ein Wiedersehen mit der nun erwachsenen Frau feiern. Die Freude darüber fiel sogar noch riesiger aus als über die überwältigende Spendenbereitschaft in der Pfarrei Heimbach: Am Ende des Tages konnte ein Reinerlös des Fastenessens von 3810 Euro verbucht werden, der nun nach Brasilien an die Franziskanerinnen in Juruti überwiesen wird.