Abenberg
Klamauk und Kritik

Die Erste Allgemeine Verunsicherung auf Burg Abenberg – Altbekannte Songs mit bleibender Aktualität

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr
Verschmitzter Verwandlungskünstler und bekanntes Gesicht der EAV: Klaus Eberhartinger ist auch mit inzwischen 67 Jahren kaum zu bremsen auf der Bühne. So auch am Samstagabend zum Abschluss der diesjährigen Konzertreihe auf Burg Abenberg. −Foto: Hertlein

Abenberg (HK) 40 Jahre Spaß, Comedy, Unterhaltung und Klamauk mit Tiefsinn: Die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) aus Österreich hat am Samstagabend auf der Burg Abenberg die Herzen des Publikums erobert, den Regenschauern getrotzt und ihren Fans ein Best-of-Programm geboten.

Lachen, Nachdenken und in Erinnerungen schwelgen: Erstaunlich erfrischend trumpften EAV-Frontmann Klaus Eber hartinger und seine Combo auf. „Schön war’s“, dankte Eberhartinger nach rund 120 Minuten artig für die entgegengebrachte Aufmerksamkeit.

Beim Rauschmeißer, dem Song „Morgen“, verirrte sich tatsächlich eine Hochzeitsgesellschaft samt Braut auf das Festivalgelände unterhalb des Turmes. „Morgen fang ich ein neues Leben an“. Der Text, auch wenn es eigentlich eine Trinkerballade ist, gilt irgendwie ja auch für eine Braut. Auf Conferencier und Sänger Klaus Eberhartinger trifft es dagegen überhaupt nicht zu. Warum auch, was über 40 Jahre hinweg als EAV funktioniert, kann nicht schlecht sein.

Im Gegenteil. Deshalb geht es auch ohne Brimbamborium. Die Bühnen-Deko ist entsprechend bescheiden. Beidseitig der Band-Schriftzug – das genügt. Dass die EAV in Österreich in all den Jahren mehr Tonträger verkauft hat als Michael Jackson, die Beatles oder Mozart, ehrt die Combo und beweist auch ihre bis heute anhaltende Popularität.

Die dunklen Wolken am Himmel versprechen am Samstagabend zwar nichts Gutes, doch der Regen hält sich wahrlich in Grenzen. Zwischendrin ein paar Tropfen, dafür „regnet“ es von der Bühne Hits wie am Fließband. Die Fans lassen sich von der EAV auf eine Zeitreise mitnehmen, die wahrlich nicht nur mit Frohsinn zu tun hat.

Im Gegenteil, was Eberhartinger vom Stapel lässt, ist oft ein massiver sozialkritischer Angriff auf die Gesellschaft, die Politik oder wer sich sonst so für wichtig hält. Da ist keine Blödeltruppe am Werk. Da geht es um Inhalt und Menschen, denen er den Spiegel vorhält. Braunes Gedankengut ist dem EAV-Frontmann zuwider. Die Schicksale der Flüchtlinge und deren Umgang bei uns verarbeitet er in dem Song „Was ist los“. Und die Folgen von Nuklearkatastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima bleiben bei „Burli“ weiter hochaktuell.

Soll man lachen oder sich auf dem Sitz vor Scham verkriechen? Der Grat ist schmal zwischen Blödelei und Ernsthaftigkeit. Es sind Denkanstöße und kritische Fingerzeige – wie eh und je verpackt im Rock-Gewand oder Schlager-Kostüm. Da muss man wahrlich zuhören können. Um Sinn oder Hintersinn zu begreifen – oder um eben Party zu machen und seine Texttauglichkeit unter Beweis zu stellen. So balancieren AEV zwischen Heiterkeit und ernsten Botschaften.

Freilich fehlt es beim musikalischen Nostalgie-Trip durch die Jahrzehnte auf der Burg Abenberg an nichts: Augenzwinkernd geht es um Alkoholprobleme („Der Wein von Mykonos“), bissig und nachdenklich zugleich wird es bei „Bargeldlos durch die Nacht“. Da geht es um Leute, die an den Rand der Gesellschaft geraten. Ebenso wie um Spaßiges bei „Heiße Nächte in Palermo“. Und Macho-Gehabe wird beim „Märchenprinz“ ausgelebt. Immer gibt Eberhartinger den verschmitzten Verwandlungskünstler. Mal mit Hirschgeweih auf dem Kopf, mal maskiert beim „Banküberfall“. Und bei „Küss die Hand“ erscheint er im Glitzer-Jacket und versetzt sein Publikum in Tanzlaune.

Nach dem Feuertanz-Festival, den Söhnen Mannheims und Sarah Connor schloss die EAV am Samstagabend die gelungene Konzertserie 2017 auf Burg Abenberg ab. An Schärfe und Aussagekraft haben die Österreicher über die Jahre kaum eingebüßt. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und es hat auch noch nie geschadet, ab und zu mal über das Leben nachzudenken.