Hilpoltstein
Keine Genehmigung mit Braunkohlenstaub

Hilpoltsteiner Trocknungsanlage darf weiter nur mit Erdgas betrieben werden – Unbrauchbare Messung

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Verboten bleibt für die Trocknungsgenossenschaft der Betrieb mit Braunkohlenstaub. Wie bereits im vergangenen Jahr darf die Anlage auch heuer nur mit Erdgas betrieben werden. Dafür hat die Genossenschaft schon seit vielen Jahren eine gültige Genehmigung. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Die Trocknungsanlage in Hilpoltstein bekommt keine Genehmigung für den Betrieb mit Braunkohlenstaub. Die vorgelegten Messwerte seien unbrauchbar und deshalb ungültig, teilte das Landratsamt gestern mit. Die Trocknungsgenossenschaft überlegt jetzt, das System der Braunkohlebefeuerung komplett aufzugeben und langfristig zum Erdgas zurückzukehren.

 

Über ein Vierteljahr hat es gedauert, doch seit gestern gibt es endlich ein offizielles Ergebnis: Mit den Messungen, die am 22. Oktober des vergangenen Jahres an der Hilpoltsteiner Trocknungsanlage gemacht worden sind, kann die Trocknungsgenossenschaft nicht belegen, dass sie die Grenzwerte beim Betrieb der Anlage mit Braunkohlenstaub einhalten kann. „Damit ist der Antrag zum dauerhaften Einsatz von Braunkohlenstaub weiterhin nicht genehmigungsfähig“, heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes.

Die Verwirrung um die Messwerte ist damit beendet und das Ergebnis eindeutig: Wie bereits im vergangenen Jahr darf die Trocknungsanlage auch heuer nur mit Erdgas betrieben werden. Für diese Form der Futtermittelproduktion hat die Trocknungsgenossenschaft schon seit vielen Jahren eine gültige Genehmigung. Bis auf weiteres gescheitert ist dagegen ist das Vorhaben, die Anlage mit dem günstigeren Braunkohlenstaub zu betreiben. Das hatte die Trocknungsgenossenschaft in den vergangenen Jahren so massiv in die Kritik gebracht.

Wollte die Trocknungsgenossenschaft einen weiteren Versuch unternehmen, um eine Genehmigung für den Betrieb der Anlage mit Braunkohlenstaub zu erhalten, müsste sie zunächst eine neue Genehmigung vom Landratsamt für einen Probebetrieb und erneute Messungen erhalten. Doch wie es scheint, sind die Trocknungsgenossen das Thema Braunkohlenstaub inzwischen selbst schon leid. „Ich bin nicht mehr überzeugt von diesem System“, sagte gestern Manfred Kühnlein, Vorsitzender der Trocknungsgenossenschaft, auf Nachfrage unserer Zeitung. Er wolle zwar seinen Genossen nicht vorgreifen, weil es derzeit fast täglich Gespräche über den künftigen Betrieb der Anlage gebe, doch der Trend gehe jetzt zu einer langfristigen Rückkehr zum Erdgas, zumal der Erdgaspreis in letzter Zeit nicht gestiegen sei, so Kühnlein.

Aber nicht nur mit den Erdgaslieferanten will der Vorsitzende der Hilpoltsteiner Trocknungsgenossenschaft über das Geld reden, sondern auch mit der Firma Eurofins, die das jetzt für ungültig erklärte Gutachten erstellt hat. „Wir werden verhandeln, ob wir unser Geld zurückbekommen“, kündigte Kühnlein an. Sich selbst bezeichnet das Unternehmen zwar als einen der weltweit führenden Servicedienstleister in der Analytik. Doch die Reaktionen beim Bayerischen Landesamt für Umwelt, beim Landratsamt in Roth und auch im Hilpoltsteiner Rathaus rücken der Firma Eurofins in ein schlechtes Licht.

„Fehlende Sach- und Fachkunde“ wirft etwa Bürgermeister Markus Mahl dem Unternehmen vor, das zwar bundesweit zugelassen ist, aber beim Landratsamt „insgesamt unbrauchbare Werte ablieferte“, wie es gestern der für den Natur- und Immissionsschutz zuständige Sachgebietsleiter Klaus Schmidt ausdrückte. Der Prüfbericht entspreche nicht den formalen und inhaltlichen Anforderungen, die an einen solchen Bericht zu stellen sind. Die Messwerte seien in sich nicht stimmig gewesen und es habe bald den Verdacht gegeben, dass mit der Messung etwas nicht stimmt, erläuterte Schmidt. Deshalb habe er den Messbericht, der am 18. Dezember im Landratsamt eingegangen war, umgehend nach München zum Landesamt für Umwelt weitergeleitet und fachliche Unterstützung angefordert.

Dort kamen die Experten zu der Einschätzung, dass die Messergebnisse ungültig sind, „weil die zur Probeentnahme verwendeten Filtereinsätze durch Feuchtigkeit beeinträchtigt wurden“. Das Institut Eurofins führt dies auf Probleme mit den Geräten wegen der ungünstigen Witterung zum Zeitpunkt der Messung zurück. Auch Manfred Kühnlein gibt dem Regen eine Mitschuld an dem unbrauchbaren Gutachten. Der Vorsitzende der Trocknungsgenossenschaft betont jedoch, dass Eurofins nicht von ihm, sondern von der Herstellerfirma des problembehafteten Abluftwäschers beauftragt worden sei. „Wir haben unsere früheren Messungen immer vom TÜV machen lassen, aber für eine eigene Messung hat letztes Jahr die Zeit nicht mehr gereicht.“

Welche Ergebnisse eine TÜV-Messung gebracht hätte, darüber kann jetzt nur spekuliert werden. Sicher ist jedoch, dass seit gestern bei der Interessengemeinschaft „Trocknung ohne Braunkohle“ gejubelt wird. „Das freut mich aufs Äußerste“, sagte deren Sprecher Gerhard Koller über die Ablehnung des Betriebs mit Braunkohlenstaub. Die Schadstoffbelastung für die Bürger sei nach dem mehrjährigen Probebetrieb mit Braunkohle nicht mehr hinzunehmen gewesen. „Und wir würden uns noch mehr freuen, wenn die Trocknung jetzt einen Grundsatzbeschluss gegen den Braunkohlenstaub fasst“, so Koller.

„Jetzt ist erreicht, was die Bürger erreichen wollten“, kommentierte Bürgermeister Markus Mahl die Absage für den Betrieb mit Braunkohlenstaub und äußerte wie Koller eine Bitte an die Trocknungsgenossenschaft: „Man sollte sich jetzt von dieser Technologie verabschieden.“ Dies würden alle begrüßen, die sich mit der Trocknungsanlage beschäftigt hätten. „Mit dem Betrieb mit Erdgas wären alle zufrieden.“ Auch Landrat Herbert Eckstein sagt: „Ich glaube, es macht für die Trocknung keinen Sinn, die Befeuerung mit Braunkohle weiterzuverfolgen.“

Diese Entscheidung sei zwar noch nicht endgültig gefallen, sagt der Vorsitzende der Trocknungsgenossenschaft, der sich nun aber auch ein Zeichen der Bürger erhofft. „Die Leute sollten jetzt auch zeigen, dass sie uns nicht ganz weghaben wollen, sondern dass es ihnen tatsächlich nur um den Wechsel zum Erdgas geht.“