Hilpoltstein
"Wir müssen unsere Stadtväter umstimmen"

Hilpoltsteiner versuchen Bürgermeister Markus Mahl und die Stadtratsmitglieder von der Notwendigkeit einer Umgehungsstraße zu überzeugen

27.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Vom Gewerbegebiet am Kränzleinsberg (links) bis zur Allersberger Straße: Der Plan einer Umgehungsstraße um Hilpoltstein ist bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend präzise vorgestellt worden. Grafik: Stadt Hilpoltstein

Hilpoltstein (HK) Eine Umgehungsstraße für Hilpoltstein muss her. Das haben jedenfalls die meisten Hilpoltsteiner gefordert, die sich bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend im Hofmeierhaus zu Wort gemeldet haben.

Angesichts der aktuellen Stimmungslage im Stadtrat, in dem sich nur die Freien Wähler als Verfechter der Umgehungsstraßen positioniert haben, während CSU und SPD mehrheitlich dagegen scheinen, nutzten einige Bürger die Gelegenheit in der Versammlung, um Bürgermeister Markus Mahl (SPD) und die zahlreich vertretenen Stadtratsmitglieder von der Notwendigkeit einer Umgehungsstraße um Hilpoltstein zu überzeugen. „Wir müssen unsere Stadtväter umstimmen“, gab etwa Ludwig Hess in einer der ersten Wortmeldungen als Devise des Abends vor. Beim Blick auf die amtliche Verkehrszahlenkarte für den Landkreis (Stand 2010) gab er zu bedenken, dass auf dem Altstadtring mittlerweile fast ein Viertel des Verkehrs auf der A9 erreicht werde. Allein deshalb sei es höchste Zeit, dass endlich eine Umgehungsstraße gebaut werde, nachdem es in der Vergangenheit keine sinnvollen Planungen in der Stadt gegeben habe. Hess verlangte auch, bei der Entscheidung zu den Umgehungsstraßen auch das wachsende Gewerbegebiet am Kränzleinsberg zu berücksichtigen, das in der Zukunft zwangsläufig zu mehr Verkehr führen werde.

Die Aufgabe des Bürgermeisters und der Stadtratsmitglieder müsse es sein, mit allen Mitteln die Masse des Straßenverkehrs aus der Stadt fernzuhalten, forderte Bernd Schreiner. Ein anderer Bürger wollte wissen, welche Gründe denn überhaupt noch gegen den Bau einer Umgehungsstraße sprächen, wenn es eine staatliche Unterstützung im Bereich von 80 bis 85 Prozent der Gesamtkosten gebe. „Die 2,6 Millionen Euro, die uns die Hilpoltsteiner Umgehung ungefähr kostet, kann man finanzieren, keine Frage“, entgegnete Bürgermeister Mahl. Trotzdem müsse man gründlich abwägen. Der Bau wäre ein großer ökologischer Eingriff mit beträchtlichen Brücken und Dämmen quer durch die Naherholungsgebiete der Stadt.

Deutlich mehr Entschlossenheit forderten dagegen Ludwig Hess und ein anderer Bürger, der angesichts der nicht endlosen Fördermittel zur Eile rät: „Der Topf wird geleert, von wem auch immer. Warum also das Geld den anderen überlassen“ Weitere Befürworter mahnten, dass die Umgehung unumgänglich sei, um die Attraktivität der Stadt hoch zu halten und dass die Trasse auch wegen des neuen Baugebiets Dorotheenhöhe dringend kommen müsse, weil die zusätzlichen Bürger zwangläufig den Verkehr in der Stadt erhöhten. Allerdings sind die Bürger in der Dorotheenhöhe deutlich schneller da als die Umgehung, wie Josef Fersch auf seine Nachfrage erfuhr. Zwischen fünf und zehn Jahren würde es wohl dauern, bis die Umgehung fertig wäre, rechnete Mahl vor.

Überhaupt würden viele Bürger zu große Hoffnungen in die Umgehungen setzen, wie der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Döbler anmerkte. Natürlich spreche es für die Trasse, den Schwerverkehr aus der Stadt zu bringen, allerdings würde der Altstadtring nur etwa um ein Drittel des bisherigen Verkehrsaufkommens erleichtert. „Hat man sich bei der Stadt überhaupt Gedanken überhaupt über die Einzelhändler gemacht, die auf jegliche Frequenz angewiesen sind“, fragte Armin Häckl in den Saal. Ihm entgegnete der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Harald Knauer: „Wenn der unnötige Verkehr aus der Stadt draußen ist, dann ist auch genug Platz für die Leute, die einkaufen.“

Bis zur Entscheidung über die Hilpoltsteiner Umgehung wird Knauer als Nachfolger des scheidenden Michael Pfeiffer wohl selbst dem Stadtrat angehören. Seine künftigen Kollegen haben sich übrigens bei den Bürgerversammlungen generell zum Schweigen verpflichtet. Wenn in der nächsten Sitzung des Stadtrates am 11. Dezember über den Rücktrittsantrag von Pfeiffer entschieden wird, steht auch wieder die Umgehung auf der Tagesordnung. Allerdings werde dann noch nicht über den Bau entschieden, wie Bürgermeister Mahl erläuterte. An diesem Tag geht es nämlich nur um den Antrag der Freien Wähler zu einem Ratsbegehren. „Sollte der Antrag scheitern, heißt das aber nicht, dass die Trassen gestorben sind“, so Mahl. Denn dann werde es separate Entscheidungen zu den drei diskutierten Umgehungsstraßen um Hilpoltstein, Unterrödel und Meckenhausen/Sindersdorf geben. „Geben Sie dem Stadtrat also noch etwas Zeit.“