Hilpoltstein
Speck macht Atomreaktoren sicherer

07.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:39 Uhr

Vertreter des Kraftwerkbetreibers Cepco in Shimane sowie des Kerntechnikspezialisten Areva unterziehen das Spezialaggregat der Firma Speck Pumpen im Prüflabor einem Härtetest - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Die Hilpoltsteiner Firma Speck Pumpen hat nach der Katastrophe in Fukushima in Rekordzeit ein Notfallsystem für Kühlwasserkreisläufe in Kernkraftwerken entwickelt.

Am heutigen Freitag werden die ersten zwei Systeme nach Japan geflogen. „Wir möchten, dass ein GAU wie in Fukushima nicht noch einmal passieren kann“, sagt Thomas Winter, der Chef der Hilpoltsteiner Firma Speck.

Die Berichte über Fukushima haben Winter aufgeschreckt. „Ich habe mir überlegt, wie man helfen könnte“, sagt er rückblickend. Allerdings hatte sich die Hilpoltsteiner Firma bislang weder mit Kühlkreisläufen geschweige den mit Kernreaktoren auseinandergesetzt. „Also haben wir uns mit Areva, eine der führenden Kernkraftwerksunternehmen, in Verbindung gesetzt, um gemeinsam die nötigen Spezifikationen auszuarbeiten\", sagt Oliver Knorr von der Firma Speck.

Die Pumpenfabrik musste erst einmal in Vorleistung gehen, denn niemand kauft ein Produkt, das es nur in den Köpfen der Ingenieure gibt. „Also haben wir mit enormer Entwicklungsarbeit innerhalb von zwei Monaten ein lauffähiges System auf die Beine gestellt“, so Winter. Dann kamen zwei Vertreter des japanischen Kraftwerksbetreibers Cepco (nicht der Betreiber Tepco des Reaktors in Fukushima) nach Hilpoltstein, um sich das System anzusehen – und haben sofort zugesagt.

Danach liefen nicht nur die Weiterentwicklung, sondern auch die Fertigung der ersten Aggregate auf Hochtouren. Am Mittwoch schließlich wurde das Gesamtsystem von Vertretern der Firma Cepco und des Kerntechnikunternehmens Areva abgenommen. Jede noch so kleine Schraube wurde begutachtet, jede verlegte Leitung hinterfragt, jeder mögliche Einsatz in der Theorie durchgespielt. Doch damit nicht genug, das von Speck auf den Namen Hydromobil getaufte Aggregat musste seine Leistungsfähigkeit auch auf dem Prüfstand unter Beweis stellen. „Und wir sind damit sehr zufrieden“, ließ ein Vertreter von Cepco für die Presse übersetzen.

Noch am Mittwoch wurden die 2,3 Tonnen schweren Aggregate verpackt, um heute per Luftfracht ihre Reise nach Japan anzutreten. Ziel sind die beiden 460 beziehungsweise 820 Megawatt starken Siedewasserreaktoren in Shimane, rund 1200 Kilometer westlich von Tokyo. „Hier arbeitet die Firma Cepco derzeit an einem erdbebensicheren Bauwerk, in dem die Aggregate untergebracht werden sollen“, erklärt Winter. Nach Abschluss der Arbeiten, voraussichtlich im September diesen Jahres, werden Techniker der Firma Speck die beiden Systeme in Shimane in Betrieb nehmen. Und schon ein weiterer Auftrag liegt vor: Für den dritten, 1370 Megawatt starken Reaktor in Shimane, der sich derzeit im Bau befindet.

„Jedes System wird von uns ganz genau auf den jeweiligen Reaktor zugeschnitten“, sagt Winter. „Das Aggregat muss optimal abgestimmt sein, um den Kühlkreislauf wirklich aufrechterhalten zu können.“ Das Aggregat ist zwar nicht auf Dauerbelastung ausgelegt, „aber es kann ohne Weiteres ein halbes oder auch ganzes Jahr die Arbeit übernehmen, bis das eigentliche Kühlwassersystem wieder intakt ist“, so Winter.

Er hofft jetzt auf weitere Aufträge. „Denn wir wollen nicht nur die Kraftwerke in Shimane, wir wollen die Reaktoren weltweit ein Stück sicherer machen“, sagt Winter.