Hilpoltstein
Schützen schreiben Geschichte

Erste Standarte des Schützengaus Schwabach-Roth-Hilpoltstein geweiht - 400 Gäste verfolgen Zeremonie

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

−Foto: Schmitt

Schwabach (HK) 2017 hat er 90. Geburtstag gefeiert. Nun hat sich der Schützengau Schwabach-Roth-Hilpoltstein erstmals in seiner Geschichte eine eigene Standarte zugelegt. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Sebald ist die kleine Fahne am Samstag geweiht worden.

Anschließend ist sie mit einem Festakt im Markgrafensaal vor knapp 400 Schützinnen und Schützen aus ganz Mittelfranken offiziell ihrer Bestimmung übergeben und gefeiert worden.

Auf der Vorderseite der Fahne ist unter dem offiziellen Namen das Gebietsbild des Schützengaus zu sehen, zu dem auch die Nürnberger Stadtteile Kornbug, Katzwang und Worzeldorf gehören. Im Süden reicht er bis Spalt und Obermässing. Im Westen und Osten sind seine Grenzen mit denen des Landkreises Roth identisch. Neben den Kirchen der drei namensgebenden Städte sind per stilisierter Grafik auch die verschiedenen Schützendisziplinen versinnbildlicht. Links neben der geografischen Form sind die Wappen der fünf Gebietskörperschaften vor Eichenblättern zu sehen. Für die Landkreisgemeinden der Landkreis Roth sowie die Städte Nürnberg, Schwabach, Roth und Hilpoltstein.

"Deshalb geht die heutige Standartenweihe für mich in die Geschichte ein."

Herbert Eckstein

 

 

"Das war uns als Symbol des guten Miteinanders besonders wichtig", sagte Gauschützenmeister Josef Grillmayer. Die Rückseite zeigt das große Wappen des Schützengaus mit den Wappen der Städte Schwabach, Roth und Hilpoltstein auf einer Schießscheibe, die getragen ist von den Dachverbänden, den Emblemen des mittelfränkischen, des bayerischen und des bundesdeutschen Sportschützenverbands. Die Grundfarbe des Fahnenstoffs ist Purpurrot, verziert mit goldenen Applikationen. "Die Standarte ist mit Gottes Segen das Sinnbild für die Gemeinschaft und das Miteinander", erklärte Grillmayer. "Sie soll Symbol für den sportlichen Geist, Kameradschaft, Fairness und Hilfsbereitschaft sein."

Die Festrede im Markgrafensaal hielt mit Landrat Herbert Eckstein der Schirmherr der Veranstaltung. Der SPD-Kommunalpolitiker hatte gemeinsam mit der Sparkasse Mittelfranken-Süd für die Finanzierung der Standarte gesorgt. "Ohne den Landrat gäbe es diese Fahne nicht", sagte Grillmayer. Den Anstoß dazu aber hatte Bezirksschützenmeister Gerold Ziegler bei der Geburtstagsfeier des Gaus gegeben. "Zehn der elf anderen Gaue Mittelfrankens hatten bereits eine eigene Standarte", begründete Ziegler seine Anregung, die bei Josef Grillmayer auf fruchtbaren Boden fiel. Binnen eines Jahres führte der Gauschützenmeister einen Beschluss des Gauvorstands herbei, entwarf in enger Abstimmung mit seinen Vorstandskollegen das Fahnenlayout und organisierte Weihe sowie Festakt. Stellvertretender Gauschützenmeister Dieter Emmerling und Gauschatzmeister Ralf Stein überreichten ihm als Dank dafür eine Miniaturausgabe der Standarte. Gattin Heidi erhielt für die stetige Unterstützung ihres Ehemannes die Goldene Ehrennadel des bayerischen Sportschützenverbands.

Mit Jörg Miederer aus Büchenbach, dem neu erkorenen Träger der Gaustandarte, waren es 38 Fahnenträger, die in Schwabach zwei Mal einziehen durften: Zunächst in die katholische Kirche und nach dem Gottesdienst begleitet von den Böllerschützen des Gaus und Schneetreiben in den Markgrafensaal gegenüber. Beide Male eine überaus festliche Zeremonie mit großer Wirkung. Der gesamte Saal erhob sich. Alle Gäste begrüßten die traditionsreiche Fahnenreihe mit rhythmischem Klatschen.

"Damit habt ihr Schwerter zu Pflugscharen gemacht", spielte Eckstein auf den Ursprung der verwendeten Waffen an. "Insbesondere Kinder lernen bei den Schützen: Disziplin, Regeln, Verantwortung, innere Ruhe", zählte Eckstein auf. "Denn Schießen ist viel mehr, als ins Schwarze zu treffen: es hat zu tun mit Tradition und Entwicklung", so der SPD-Politiker. "Denn jeder Verein bietet Identität und Gemeinschaft", sagte Eckstein. Auch dafür stehe die Standarte: "Dass wir miteinander im gesamten Gau etwas schaffen, deshalb geht die heutige Standartenweihe für mich in die Geschichte ein", erklärte Eckstein seine Gefühlslage. CSU-Landtagsabgeordneter Karl Freller kann im August 50-jähriges Jubiläum als Schützenbruder feiern. Für ihn bilden die Schützenvereine Bayerns einen der Grundsteine, auf die Städte und Gemeinden aufbauen können. "Ein Grundstein unserer Heimat", sagte Freller.

"Ein Grundsteinunserer Heimat."

Karl Freller

 

Der stellvertretende Landesschützenmeister Jürgen Sostmeier erklärte, die Fahne stehe auch dafür, dass die Schützenvereine fest verankert in Einigkeit und Freiheit am Gemeinwesen mitbauten. "Es ist ein äußeres Zeichen der Gemeinschaft", fügte er hinzu. Bezirksschützenmeister Gerold Ziegler zeigte sich vor allem dankbar für die Anstrengungen des Gauschützenmeisters Josef Grillmayer. "Die Fahne ist hervorragend und die Feier heute ist eine eindrucksvolle Zeremonie", lobte Ziegler. "Die Standarte soll künftig das höchste Gut des Gaus sein", wünschte sich Ziegler. Abschließend brachten der stellvertretende Landesschützenmeister, der Bezirksschützenmeister und die Chefs der Vereine aus Kleinschwarzenlohe und Katzwang, Xaver Bittl und Uwe Halfter, Fahnenbänder an der Standarte an. Herbert Eckstein steuerte das Trauerband bei.

Zuvor hatten in der katholischen Kirche St. Sebald zwei Pfarrer die Segnungshandlungen vorgenommen. Robert Schrollinger für die katholische und Paul-Hermann Zellfelder für die evangelische Kirche gestalteten die Fahnenweihe gemeinsam. Zellfelder machte in seiner Predigt auf die christlichen Wurzeln des friedlichen Schützenwesens aufmerksam, das sich stets auch als demokratischer Vorreiter der deutschen Einheit gegen die Fürstenherrschaft positioniert und dabei zentrale christliche Tugenden beherzigt habe. Völlig zu Recht seien die deutschen Schützenvereine deshalb 2015 in das Verzeichnis des weltweiten immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen worden, erklärte Zellfelder. Immaterielle Kulturgüter aus dem Landkreis waren Trumpf bei der musikalischen Begleitung in der Kirche und während des Festakts. Die Stadtkapelle Hilpoltstein und der Rother Gesangverein "Fidelio" agierten ebenso unterhaltsam wie würdig.