Hilpoltstein/Roth (HK) Zuerst zur Stylistin, dann ein Foto schießen lassen, anschließend die Bewerbungsmappe checken und einer Personalerin Rede und Antwort stehen? Und all das innerhalb von ein, zwei Stunden? Ein Ding der Unmöglichkeit? Nicht so gestern beim Infotag "Job und Familie" in der Rother Kulturfabrik.
Das kostenlose Angebot deckte auf kleinstem Raum alles ab, was Frauen für den Wiedereinstieg in den Beruf brauchen. Dafür hatten sich rund 20 Partner unter der Organisation von Landratsamt, Jobcenter und Arbeitsagentur ins Zeug gelegt und die Kulturfabrik einen Vormittag lang in eine Wissensbörse verwandelt.
Eine, die sich Lidschatten auflegen und die Nase pudern ließ, war Katrin Winter aus Rednitzhembach. Die Jugendreferentin will nach ihrer Elternzeit wieder einsteigen und nutzte die Möglichkeit für das Styling mit dem anschließenden Fotoshooting für fünf Euro. "Das ist fast geschenkt", sagte sie begeistert.
Eine Etage höher machte die Personalleiterin Susanne Borrmann von der Barnsdorfer Firma Schlenk Frauen Mut mit ihrem Workshop "Mit Bravour zurück in den Beruf". Sie empfahl, Absagen nicht persönlich zu nehmen und trotzdem dran zu bleiben. "Sie sind damit nicht persönlich gemeint, Sie haben eben zu diesem Zeitpunkt nicht in das Unternehmen gepasst", erklärte die Expertin.
Sie gab den Frauen auch mit auf den Weg, sich genau zu überlegen, wo man gerade stehe, sich die eigenen Ziele klar vor Augen zu führen und dies bei Bewerbungsgesprächen offen zu kommunizieren. Ganz wichtig sei auch, sich der eigenen Kompetenzen bewusst zu werden und das klar zu machen nach dem Motto: "Das kann ich!" Eine Teilnehmerin beherzigte all diese Tipps bei einer gespielten Bewerbungssituation und erntete damit das Lob der Zuschauerinnen.
Im Foyer warb die Rother VHS-Fachbereichsleiterin Karin Zargaoui für das Orientierungsseminar "Neuer Start für Frauen", das im Laufe der Jahre vielen Teilnehmerinnen bereits den Wiedereinstieg ermöglicht hat. "Man ist nie zu alt, etwas Neues zu lernen", zeigte sich Zargaoui überzeugt. Mit dem 13-wöchigen Programm können sich Frauen EDV-Wissen und Sozialkompetenzen aneignen sowie ihr Profil analysieren. "Es gilt, die eigenen Kräfte zu entdecken und sich weiterzuentwickeln", sagte auch Landrat Herbert Eckstein.
"Das Angebot finde ich ganz toll", lobte Wolfgang Langer, der gestern als neuer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg gerade mal den vierten Tag im Amt war. "Nutzen Sie die vielen Möglichkeiten, ohne dabei lange Wege zu haben", appellierte er an die Frauen. Die Chancen, wieder in den Beruf einzusteigen, seien derzeit sehr gut, erklärte er. "Unternehmen in der Region expandieren und haben dadurch einen entsprechenden Bedarf an Arbeitskräften." An Stellwänden waren viele Angebote gepinnt, die auf reges Interesse stießen.
Dass der Infotag in erster Linie Frauen anspreche, sei der Realität geschuldet, ergänzte Langer. Frauen seien es nun einmal, die in Familien den größten Teil der Arbeit schulterten, ob bei der Erziehung oder in der Pflege. "Frauen brauchen Unterstützung beim Wiedereinstieg", sagte auch Walburga Bauernfeind, in der Agentur Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. "Deshalb lohnt es sich, dass wir diesen Aktionstag anbieten."
