Hilpoltstein
Meilenstein in der Geschichte des Hospizvereins

Ehrenamtliche haben sich mit Diakon Dieter Steger erstmals einen hauptamtlichen Mitarbeiter in ihre Reihen geholt

14.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Als erster hauptamtlicher Mitarbeiter steht Dieter Steger den Ehrenamtlichen des Hospizvereins Hilpoltstein-Roth zur Seite. - Foto: oh

Hilpoltstein (HK) Zum ersten Mal hat sich der Hospizverein Hilpoltstein-Roth einen hauptamtlichen Mitarbeiter in seine Reihen geholt - "ein Meilenstein in unserer Geschichte", sagt die Vorsitzende Agathe Meixner. Mit der Einstellung von Dieter Steger (53) will der Verein ein "Stück Professionalisierung" erreichen.

Ob Angehöriger oder Betroffener: Schwerstkranke und Sterbende können jederzeit beim Hospizverein anrufen und um einen Helfer bitten, der sie in dieser schweren Zeit begleitet. Bisher hat der Verein dies rein ehrenamtlich gestemmt, sieht sich aber mit einer hauptamtlichen Kraft besser aufgestellt.

Der Diakon Dieter Steger wird nicht nur unter der Woche das Diensttelefon hüten und Erstgespräche begleiten, sondern auch Schulungen organisieren und den Ehrenamtlichen die administrative Arbeit abnehmen - damit diese sich noch mehr auf die Menschen konzentrieren können.

Für Steger, der für seinen neuen Job sogar nach Roth gezogen ist, hat sich ein Herzenswunsch erfüllt. Nach zwölf Jahren als Altenheimleiter in Neustadt an der Aisch erkannte er, dass er wieder "näher am einzelnen Menschen sein und etwas tun wollte, das meinem christlichen Selbstverständnis entspricht". Auch wenn seine Aufgabe als Heimleiter vielfältig, erfüllend und herausfordernd gewesen sei, war sie doch auch ein "Hochleistungsjob" mit zunehmend finanziellen Zwängen und gesetzlichen Vorgaben.

"Und was ist diakonischer, mitmenschlicher, als anderen Menschen in Grenzsituationen ihres Lebens zu helfen? Da zu sein, wenn Schwerstkranke, Sterbende und Trauernde uns brauchen", fragt Steger rhetorisch. Deshalb bewarb er sich nach einer intensiven Fortbildung initiativ beim Hospizverein und überzeugte das Vorstandsgremium sofort.

"Da gab es keine lange Diskussion", erinnert sich Meixner an das Vorstellungsgespräch. Neben dem fachlichen Hintergrund habe Steger auch mit seiner Persönlichkeit punkten können. "Unser Beschluss fiel einstimmig - in kürzester Zeit."

Angestellt ist Dieter Steger beim Hospizverein, der das Gehalt dank der Refinanzierung durch die Krankenkassen zahlen kann. "Auch wenn zunächst Zweifel da waren, ob wir einen hauptamtlichen Mitarbeiter brauchen, war es allerhöchste Zeit dafür", erklärt die Vereinsvorsitzende Agathe Meixner. Denn in etwa einem halben Jahr soll die "spezialisierte ambulante Palliativversorgung" (SAPV) in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein eingeführt werden. Diese soll jedem Schwerstkranken ermöglichen, unter ärztlicher Versorgung zu Hause sterben zu können. Die Koordination sei dann ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen.

Steger will nun im Landkreis sein "ganzes Wissen und all meine Erfahrungen aus 26 Jahren Berufstätigkeit einbringen". Als gelernter Krankenpfleger freut er sich auf die Zusammenarbeit mit der Kreisklinik Roth, insbesondere mit der Palliativstation, auf der die Ehrenamtlichen des Hospizvereins regelmäßig Schwerkranke betreuen. Und als ehemaliger Heimleiter kommt ihm sein Wissen rund um Verwaltung, Pflegeversicherung, Statistik und EDV zugute. Nun freue er sich darauf, wieder Menschen zu Hause aufsuchen zu können - zu Erstgesprächen und Beratungen.

Zum 1. Januar hat Steger seinen Dienst angetreten und schon Gespräche geführt, die ihm sehr nahe gingen. Zum Beispiel mit einer schwer kranken, jungen Frau, die zwei kleine Kinder aufzieht. "Das beschäftigt einen sehr, aber auf der anderen Seite ist es auch ein gutes Gefühl, diesen Menschen zu helfen." Ganz wichtig sei darüber hinaus die Begleitung von Angehörigen, die sich manchmal noch schwerer damit tun, den nahenden Tod zu akzeptieren als die Schwerkranken selbst. "Alle wissen es und keiner spricht es an. Viele kommen einfach nicht klar damit."

Auch hier stehen die Ehrenamtlichen des Hospizvereins als Gesprächspartner zur Verfügung. "Wir betreuen über den Tod hinaus", erklärt Steger. Neben dem offenen Trauercafé gibt es eine geschlossene Trauergruppe sowie Einzelgespräche. Dafür stelle der Verein sogar speziell ausgebildete Trauerbegleiter zur Seite.

Der Diakon will in seiner Arbeit seinen christlichen Glauben einbringen - "aber nur, wenn es gewünscht wird". Denn der Hospizverein kümmert sich um jeden, unabhängig von Konfessionen, "das ist höchstens eine kostenlose Dreingabe". Wichtig sei in erster Linie, auf andere zuzugehen, und das könne er: "Ich schätze mich als sehr sensiblen und empathischen Menschen ein, der keine Berührungsängste hat. Als Christ und Diakon sehe ich in jedem ein Geschöpf Gottes, egal wie schlimm er beieinander ist." Denn: "Sterben ist manchmal nicht schön, das muss man nicht verheimlichen."

Dieter Steger arbeitet mit 21 Ehrenamtlichen aus dem ganzen Landkreis zusammen. "Ich bin stolz, so tolle Leute an meiner Seite zu haben", erklärt er. Die Hospizbegleiter seien "die wahren Profis". Allerdings müsse man immer berücksichtigen, dass sie ehrenamtlich agieren, "sie könnten von heute auf morgen aufhören". Deshalb sei es auch so wichtig, diese Arbeit wertzuschätzen und sich zum regelmäßigen Austausch zu treffen.

Einen Zweitjob hat Dieter Steger auch noch: Fünf Stunden die Woche arbeitet er an der Behinderteneinrichtung Auhof eng mit dem dortigen Seelsorger Gerhard Lechner zusammen. Denn am Auhof leben etwa 360 überwiegend geistig behinderte Menschen, die auch zunehmend älter werden und eine Begleitung am Lebensende benötigen.