Hilpoltstein
Manager für Gesundheit gewünscht

03.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Hilpoltstein/Roth (rok) Der Landkreis Roth will sich für das Förderprogramm „Gesundheitsregionen plus“ des bayerischen Gesundheitsministeriums bewerben. Das hat der Kreisausschuss gestern trotz großer Bedenken mit Mehrheit beschlossen.

Das Programm soll neben der Gesundheitsprävention auch die medizinische Versorgung des ländlichen Raums fördern. Sollte der Landkreis den Zuschlag erhalten, würden bis zum Jahr 2019 rund 50 000 Euro jährlich für Personalkosten einer Geschäftsstelle erhalten, die am Gesundheitsamt angesiedelt sein soll. Der Landkreis müsste Kosten von rund 21 000 Euro pro Jahr übernehmen. Gefördert werden können auch einzelne Projekte.

„Heiße Luft. Nichts dahinter“, kritisierte Renate Grädler von den Grünen das Konzept. Sie stimmte als Einzige gegen den Förderantrag. „Ich sehe die Gefahr, dass wir nur die Verwaltung maßlos aufblähen. Die Patienten haben nichts davon“, sagte Grädler. Auch CSU-Fraktionssprecher Udo Weingart war skeptisch. Er habe sich das 25-seitige Papier dreimal durchlesen müssen, ehe er es verstanden habe. Ihm sei aufgefallen, dass in dem Konzept die Pflege völlig fehle. „Da hätte man sich in der Staatsregierung mehr Gedanken machen müssen.“ Es gebe alle in diesem Programm erwähnten Netzwerke bereits, kritisierte Weingart: „Ich will Tatsachen und nicht nur Papier.“

Landrat Herbert Eckstein (SPD) räumte ein, dass auch er solchen Programmen gegenüber skeptisch sei, aber der Kampf um niedergelassene Ärzte in einigen Gemeinden und die Entwicklung im Gesundheitswesen mit seinen vielen Mitspielern habe ihn dazu bewogen, dem Antrag zuzustimmen. Auch für Max Netter (FDP) überwog am Ende das Positive: „Ich sehe es als eine Art Unternehmerfabrik im Gesundheitswesen.“

Walter Schnell, stellvertretender Landrat von den Freien Wählern, zeigte Verständnis für Grädlers und Weingarts Kritik. „Solche Förderprogramme sind immer ein Zeichen der Hilflosigkeit“, sagte er. Schließlich hätten sich die Probleme im Gesundheitswesen über Jahrzehnte hinweg abgezeichnet. Dennoch meinte Schnell, „dass wir jeden Strohhalm ergreifen sollten“.

Nun sollen die Fraktionen in den nächsten Wochen ein Konzept erarbeiten, das den Papiertiger mit Leben erfüllen soll. Eckstein regte sogar an, zumindest zeitlich befristet einen Ausschuss zum Thema zu gründen. Eckstein: „Das ist ein Schlüsselthema für die Region.“